Kolumne 22. Januar 2005
Traugott Giesen Kolumne 22.01.2005 aus "Die Welt" Ausgabe
Hamburg
Mosi - Du hast uns viel gegeben
Schade, ich nahm von Dir erst Kenntnis, als Du hinübergegangen warst.
Aber dann wollte ich jede Wendung Deines Lebens wissen. Im Nachhinein geht
uns allen auf: Du warst ein Kunstwerk. Was sagte Ottfried Fischer: Ein
lebendes Neuschwanstein bist Du gewesen- diese Zauberburg des
verwunschenen, dir sehr verwandten Ludwig II. Und jetzt soll, was an Dir
sterblich ist, aus der Kapelle der Bayerischen Könige das letzte Geleit
bekommen? Recht so, du warst ein kleiner König, ein Kini der
Herzen.
Du hast keinen bedroht mit Deiner Macht. Deine Macht buhlte um unseren Beifall.
Du wahrtest den Schein, von unserer Gunst abhängig zu sein. Ganz abgesehen
vom geschickten Zug, als Händler den Kunden König sein zu lassen.
Dass Du auch Edel- Klotten verkauftest, der beste Dressman Deiner Kreationen
warst, das wusste doch nur eine kleine Schar. Uns Normalen, weit verstreut
im Lande, warst Du ein Fabelwesen, eine Märchen, halb zum Staunen ,
halb zum Kichern, Du warst Fasching auf grellem Niveau, um Dich rum war
große Oper. Du konntest schreiten- Du musst edel geduftet haben, wo
Du warst, blinkte das Leben lustig.
Und jetzt bist Du weg von hier, einfach umgebracht. Für ein wenig Behagen
hast Du soviel Gefahr gesucht. Deine Angst, Dein Entsetzen, so hilflos Du,
der Du die Hilfsbedürftigen gern beschenktest. Wie viele hätten
Dich gern dich verwöhnt, was hätten Sie alles mitgebracht an Rosen
und Juwelen, Dich zu beglücken, Menschenfreund. Und jetzt ist dein Platz
hier leer. Wir sind damit ärmer geworden. Offen hast Du uns an Deiner
Liebe und Dankbarkeit zu deiner Mutter teilnehmen lassen, offen Deine
Tiervernarrtheit weit getrieben. Du hast Dich gezeigt, hast Dich ausgestellt,
uns zum Vergnügen- und jetzt fehlst Du auch vielen, die bisher nichts
mit Dir anzufangen wussten.
Wie viel Variationen Mensch gibt es, wie viele? Die Bandbreite dessen, was
menschlich ist, war mit Dir ziemlich erweitert. Du hast dein Leben inszeniert,
warst eine Darstellung Deiner- selbst. Was hast du für einen Schneid
gehabt, Dich zu geben, wie Du sein wolltest-oder gesehen sein wolltest. Du
hast Dich schön gemacht, uns andere damit aber nicht in den Schatten
stellen. Hast uns eingeheizt, auch hoch von uns zu denken; wir sollten nicht
gerad jeder ein Pfau werden aber doch aufhören, graues Huhn zu sein.
Du hast uns Lust gemacht, uns selbst als Wunder zu ehren, jeder auf seine
Art. Manch einer hat durch dich Mut bekommen, zu sich selbst zu stehen. Und
was alles menschlich ist, möglich ist, und wie wir mit Schwächen
und Fehlern doch Kinder Gottes sind, das hast du uns gelehrt- und wie
gefährlich Leben ist, auch.
Ach, Rudolf Moshammer daß ein anderer Menschenbruder Dich umbrachte,
ist nur zum Heulen, es kann einem das Lebensvertrauen abgraben. Aber der
Herrgott wird ewig mit Dir im Gespräch bleiben. Fahr wohl, komm gut
heim. Mit Dir ist es im Himmel noch bunter.