Traugott Giesen Kolumne 22.12.2001
aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg
Weihnachten ist schön
Ja, auch Mühen, auch Wunden und Schmerzliches
schwingen mit in der Nacht der Nächte. Am Anfang der Stall, eine Geburt
auf Stroh in der Fremde; Hirten, ärmliches Volk, schauen und glotzen.
Es muss einem gesagt werden, dass hier Gott Mensch geworden ist. Es müssen
mindestens Engel uns Bescheid stoßen: "Euch ist heute der Heiland
geboren."
Es ist ja offen, wer "Herr der Ringe" ist. Ob
es der Tod ist mit seinen langen Händen - Folter, Zerstören und
Zermalmen. Oder ob das Herz aller Dinge die Liebe ist, Sanftmut letztlich
das Erdreich besitzen wird und unser unvergängliches Wesen durch den
Tod geht wie Gras durch den Asphalt.
Wenn das Kind in der Krippe der Glutkern Gottes
ist, der Schlüssel des Seins, dann ist alles im Werden, ist alles am
Gutwerden. Diese Tendenz des Lebendigen liegt im Lebenslauf Jesu offen am
Tag. Und gilt, völlig unabhängig von unserm Meinen und Erkennen.
Jesus entdeckt, was ist. Keiner hat kristallklarer das Geliebtsein gelebt,
hat den letzten Grund alles Seins Abba - "mütterlicher Vater" - genannt.
Wir beleihen den Glauben des Jesus Christus, auch wenn wir kaum was von ihm
wüssten. Dass er die Erde geküsst hat, hat sie geheiligt. Weil
dieser wunderbare Mensch das schöne, schwere Menschendasein getragen
hat, ist es gottvoll bis in alle Poren. Und Gott ist voll des Schönen
und des Schweren.
Das Leben hat eine Qualität bekommen, in
die wir alle erst noch hineinwachsen. Wir sind ja erst Zwischenglieder auf
dem Weg vom Gorilla zu Christus. Es ist ein göttlicher Vorgriff, dass
Anfang und Ende unseres Lebenslaufes mit Jesu Stern und Kreuz gekennzeichnet
ist. Diese schlichten Zeichen segnen unseren Weg, wir sind verflochten mit
seinem Schicksal. Auch uns leuchtet ein guter Stern, auch uns ist im Sterben
das Kreuz, das Pluszeichen mitgegeben. Wir bleiben Gott
hinzugefügt.
Mit Christi Geburt werden die Menschenrechte
aufgedeckt, jedes Weihnachten wird die Menschheit als Kinder Gottes geweiht.
Aber was zerfleischen Menschen einander, erniedrigen und vernichten
Stärkere die Schwächeren? Warum ersticken wir im Überfluss
- die Zimmer unserer Kinder, Enkel haben mehr Sachen als ein ganzes Dorf
in Afghanistan. Wenn ich mehr bekommen habe dieses Jahr, als ich brauchte,
will ich einiges rüberreichen an "Brot für die Welt". Wir können
den Morgenstern der Hoffnung aufgehen lassen für eine Handvoll Menschen.
Schleppten sie sich zerlumpt an unsere Türen, wie gäben wir ihnen,
kleideten sie! Wenn sie nicht kommen können, müssen wir ihnen Hilfe
bringen. Wir sind zuständig im Maß unseres Wissens und unseres
Vermögens und unseres Glaubens. "Brot für die Welt" ist keine
Nettigkeit, sondern macht mich wahr.
Du, ich, wir sind doch froh, dass Jesus Christus
geboren wurde. Wir sind doch wenigstens angehaucht von seiner liebevollen
Weltsicht. Besuchen wir Weihnachten eine Ladestation mit Gottesenergie. Am
besten 1. Weihnachtstag. Da gibt es Hoffnung pur und der Stern von Bethlehem
scheint golden auch dir.