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Predigt 1. Februar 2004

Keitumer Predigten Traugott Giesen 01.02.2004

Ich schäme mich des Evangeliums nicht, es ist eine Kraft Gottes

Römerbrief 1,16 f

Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, sie kommt aus Glauben in Glauben. Ja, es gilt das Wort des Propheten: (Habakuk 2,4): "Der Gerechte wird aus Glauben leben."

Diese Leuchtschriftsätze des Paulus springen auch uns an: Ich schäme mich des Evangeliums nicht; es ist eine Kraft Gottes. Und wie sollte man sich der Kräfte Gottes schämen? Alle Kräfte Gottes nutzen wir doch: Schwerkraft, und Fliehkraft, die Liebe, die Sonne; die Fähigkeit zu zeugen und zu gebären, Musik zu machen, all die Begabungen, den Garten des Lebens zu bestellen - das sind doch alles mitgeteilte Kräfte Gottes. Und eben das Evangelium.- Paulus reiht das Christenwissen ein in die Schöpfungskräfte. Er schämt sich dieses Wissens nicht, Im Gegenteil, er will das Wissen mitteilen, ist der große Theologe der ersten Christen, haut herrlich auf die Predigt-Pauke, er ist das Gegenteil eines Sich-Schämers.

Leuchtend, kraftgeladen, schaffend, glückseligmachend ist das Evangelium! Man müsste den Überbringer in den Himmel heben. Luther meint sogar: wer anständig gepredigt habe, braucht das Vaterunser nachher nicht. Na ja, nur wenn er selbst glaubt, was er sagt. Und wenn er das Evangelium leuchtend, kraftgeladen, schaffend, seligmachend, gesagt hat, auch störend und manchmal verstörend. Aber das Evangelium ist ja keine Sendung, die der Prediger über die Kanzel kippen kann und hat sie damit zugestellt. Kein Stoff ist so wunderbar und feinstofflich, wie das Evangelium. Wir Prediger sind einfach zu plump, mehr Briefträger als Dichter - manche sehen sich auch mehr als Repräsentanten denn als Bekenner, „Propheten in Hosenträgern“ (M: Walser), von der Kraft Gottes noch nicht genug verwandelt, tüfteln wir immer noch an den Buchstaben des Evangeliums herum, statt die frohe Botschaft einfach zu sagen. Wie müssten wir gleich verwandelt von hier gehen, wie aus dem Jungbrunnen tanzend. Ach, wär das schön.

Das Evangelium, eine Kraft Gottes glücklich zu machen. Das Evangelium heißt: Du gehörst Gott, der Liebe ist. Zu Gott gehören ist unser Wesen; wie ein Schiff im Sturm an einem Anker hängt, so wir. Manchmal treiben wir ja wie ein losgerissenes Boot, wenn die Krankheit an unseren Knochen saugt oder der Lebensgesprächspartner uns verlassen hat oder die Arbeit, die uns Halt gab, uns nicht mehr braucht. Oder eigene Kaltherzigkeit uns erschrak. Zu Gott gehören - was bringt es dann?

Zu Gott gehören in Krankheit nimmt zwar nicht den Schmerz, aber ich brauche mich nicht zu schämen, daß ich krank bin, ich gehöre auch mit meiner Schwachheit zu dem Liebhaber des Lebens, der noch durch mich kleines Licht was hermacht. Ich bin einfach nicht an mein Defizit ausgeliefert: Ich darf es so sehen: „Jede Krankheit wird durch etwas verursacht, das keine Krankheit ist“ (X. Marias) und „was die einen einen Nervenzusammenbruch nennen – darf ich, zu Gott gehörend, einen langen, vielschichtigen Anfall oder Ausbruch von Sehnsucht nach einem anderen Leben“ (H. Brodkey) nennen. Selbst der Schmerz, den du verspürst, kann dir vom Licht der Sonne gesegnet scheinen.

Zu Gott gehören - was macht das, wenn der Lebenspartnermensch gegangen ist, durch Tod oder eine andere Liebe. Es ist Verlassensein bei dir. Aber mit Gott wirst du nicht vom Leben abfallen, du wirst das Gutsein des Lebens anders und neu schmecken. Gut, du hast in ihm allein dein Dasein gefühlt. Aber zu Gott gehörend bist du keine leere Hülse, sondern hast viel vor, du wirst noch anders und wieder ganz. Du weißt jetzt: „Wer eine Freude an sich fesseln möchte, stutzt dem Leben die Flügel; aber wer die Freude küßt, wie sie ihm zufliegt, lebt wie im Sonnenaufgang der Unendlichkeit“ (William Blake).

Und deine bisherige Arbeit braucht dich nicht mehr. Aber du weißt, du gehörst zu Gott - was bringt das? Du läßt dir keinen Sand ins Herz schütten. Bisher hast du viel erledigt,, vielleicht kommt jetzt deine wahre Arbeit, die Arbeit an dir, an deinem Lebenslauf, deinen Gefühlen, deinem Lieben. Du findest ein anderes Glück, die herrliche Freiheit, zu machen, was du willst, statt als Versorger Geld ran zu schaffen. Zu Gott gehörend könntest du sie alle auf eigene Füße stellen, indem du sagst: Ich kann statt Haus nur noch zwei Zimmer bewohnen und freue mich darauf.

Und meiner Kaltherzigkeit begegnen - was bringt das Zu-Gott-gehören mir? Es nimmt mich in einen Wärmestrom des Verzeihens mit, ich kann über mich weinen, und Lust bekommen, wieder gut zu machen, ich bekomme den nächsten Auftrag - Gott will mich weiterhaben.

Du gehörst Gott, nichts kann dich scheiden von seiner Liebe. Dies nimm noch mal zu dir wie eine Nahrung, wie Lebensbrot. Verachtet werden, nicht zur Clique gehören, nicht zum Geburtstag eingeladen werden, nicht gegrüßt werden - aber du gehörst zu Gott. Und er grüßt dich, er lädt dich zu seinem Geburtstag ein, jeder Tag ist doch sein neues Erscheinen. Und du gehörst zu seiner Familie, und ganz viele wissen diese Gotteszugehörigkeit zu schätzen, schätzen darum auch dich. Was mußt du nachhecheln denen, die dich ausschließen. Nur dein Gieren, dazu zu gehören, deine Sucht nach Anerkennung kränkt dich; wer dich nicht grüßt, verkennt dich doch - ist das so schlimm für dich? - ist doch schlimmer für ihn... Wenn Gott zu dir sagt, „liebe Tochter, lieber Sohn“, kann doch dein Schwiegersohn dir überhaupt nichts. Wird er dir die Enkel entziehen, die Tochter entfremden? Aber wenn sie Gott gehören, wird der ihnen anders Glück zuwenden, selbst wenn du sie eine Strecke nicht erreichen kannst. Nimm daraus Kraft, auch wenn dir einige Ohnmacht abverlangt wird.

Und wenn du als Lehramtsanwärterin meinst, die wunderbaren Kinder bekommen viel zu wenig Verständnis von den Lehrern, dann wisse: Auch deine Schule gehört zu seinem Kräftehaushalt, und auch in den schon abgebrühten Lehrern ist noch eine Portion Bereitschaft, den Kinder die Welt zu erklären. Gib die Alten nicht verloren. Sie sind auch Gottes Kinder.

Das Evangelium heißt: "Du gehörst zu Gott". Das kann eine Würde einräumen, die dich von dir und anderen hoch denken läßt. Ja, denk gut von Menschen. Sie sind nicht gern böse. Denk auch von dir gut. Sagte einer: „Diesbezüglich mache ich mir Vorwürfe, an denen ich wie an einem Glas Wein schlürfe. Nichts mundet mir so gut wie meine Fehler“ (M. Walser), und weiter: „Was bin ich in meinem innersten Innern? – doch Nichts". Gegen dieses Sich-in-den-Dreck-ziehen, hilft nur der Glaube des Jesus, lass den dir einflößen, keiner ist vertrauensvoller als dieser Jesus, einen besseren menschgewordenen Gotteswille findst du nicht.

Es kann mit dir Schlimmes gemacht worden sein, du kannst umfassend verdinglicht worden sein. Aber du gehörst Gott, und er liebt dich und sieht dich als helle wunderbare Person. Gott selber ist so oft beschmutzt worden, sein Name mißbraucht, seine Würde gekreuzigt, und doch ist er da als der Energiespender und Weltwille und als das Gehirn, das alles mitfühlt, die Welt, sein Leib, also nicht ein zuckender Schmerz ist außerhalb seiner. Darum: Auch dein Schmerz geschah Gott mit, deine Angst gehört zum Seins-Meer und bleibt aufgehoben für die umfassende Heilung. Wirf dein Weh auf Gott - und lass es dir sein, als würde eine Grabplatte von dir abgehoben. Du siehst wieder die Sonne, die Dir lacht, - kümmere dich endlich um dein Glück.

Glück hängt wesentlich ab von deinem Sinn für die Ähnlichkeit mit dem Leben anderer. Sei nicht arrogant, hochnäsig, blasiert, gierig auf Kosten anderer. Mittels Geben und Nehmen handle Frieden aus mit vielen, für viele.

Das Evangelium heißt: Gott liebt dich und braucht dich. Warum sich dieser Gewißheit schämen? Zeig sie her mit deinem guten Gesicht, mit deinem gestärkten, sichergemachten Gewissen. Wenn du mit einem in Streit gerätst, fürchte nicht, wie Glas zu zersplittern, steh zu Deinem, auch daß du manchmal schwierig bist. Und vergib, auch dir - lass das Evangelium gelten, dir und der Welt.

Gott will glücklich machen, das ist sein Beruf. Darum, die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, ist Gottes Geschenk. Er macht uns ihm recht, das lass dir gefallen. Oder du erarbeitest und verdienst dir durch gute Taten Gottes Achtung. Ob du dann dich mehr leiden kannst, mehr Glück dir hold ist, du freundlich wirst, ich könnte es nicht. Ich schäme mich nicht, auf Gottes Lieben angewiesen zu sein.

Aber das sind Glaubenssachen, Geschenk, Gnade, riesig der Unterschied, „wie wenn man immer für Gott gelebt habe, aber plötzlich in Gott zu leben anfange“ (R.Musil). Das Wunder gerettet zu leben, besteht in "erhöhter Zurechnungsfähigkeit".(R. Musil), - die macht lebendig, fruchtbar. Es ist Geheimnis - hab schon zu viel geredet. Amen.


 




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