Keitumer Predigten Traugott
Giesen 01.04.2001
Konfirmation
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Die Konfirmation ist das Fest am Tor zum
Erwachsenwerden und bestärkt in Glaube, Liebe und Hoffnung.
Theide, Nils-Ole, Jana, Bahne, Jan, Tim, Oliver,
Melf, Yvonne, Helge wir Eltern, Grosseltern, Paten, Freunde, wir,
die christliche Gemeinde, bestärken euch in dem Wissen: Gott liebt dich
und braucht dich. Darum ist es gut zu leben.
Ihr wundert euch sicher über dies Fest.
Wochen und Monate Vorbereitung, auch ihr habt der Gemeinde euer Wissen
vorgeführt in öffentlicher Rede. Für heute sind viele angereist
und haben gute Wünsche und Gebete für euch und kräftigende
Gaben. Wir haben uns alle schön gemacht. Ihr habt eure erste grosse
Kleidung an, junge Damen, junge Männer sind zu ahnen. Die Kindheit geht
zuende, Erwachsenwerden kommt. So viel Wandel, so viel Entwicklung. Das ist
Grund für gute Gedanken, gut zum Weitergeben von einer Generation zur
Nächsten.
Überhaupt ist das der tiefere Grund unseres
Festes: Nicht jeder ist für sich allein. Wir merken uns als die Schritte,
mit denen Gott durchs Leben geht. Eine Staffel, wo die Glieder sich abwechseln.
Da seid ihr, 14 Jahre auf dieser Erde, und da sind die Eltern etwa
25 Jahre älter und die Grosseltern etwa 45 Jahre älter,
und vielleicht kanntet ihr noch die Urgrosseltern?
Jedenfalls drei Generationen, zur gleichen Zeit
hier auf uns stützt sich das Leben, entfaltet sich das Leben,
mit uns gestaltet Gott die Wirklichkeit. Eine riesige Chance, mitzugestalten
was ist. Wir sind die Zeitgenossen Gottes, mit uns baut er Freundschaft und
Familie, mit uns erfindet er neue Spiele oder Wörter oder Bilder oder
Düfte, oder Rezepte. Mit uns schafft Gott seine neue Menschengeneration
das ist überhaupt das Grösste: Es könnte sein, dass
Gott euch braucht für seine nächsten Kinder, kann sein, ja
möglich, ja wahrscheinlich, dass ihr mal Vater oder Mutter werdet, und
Kindern beibringt, was lebenswichtig ist. Und dann macht ihr eure Eltern
zu Grosseltern, vielleicht in 10 - 15 Jahren, und dann sind wir Grosseltern
Urgrosseltern, vielleicht schon im Himmel. Drei, höchstens vier Generationen
sind gleichzeitig hier, in denen die Gegenwart Gestalt gewinnt, dann scheiden
wir von hier werden versammelt zu den Ahnen in Gottes ewiges Leben
und es kommen eure Kinder, eure Enkel. Ich denke, Gott hat sie schon
im Kopf, seine Traumkinder des einundzwanzigsten Jahrhunderts; nur, die Eltern
für sie sind jetzt selbst noch Kinder und müssen noch viel
lernen.
Klar jedenfalls, wir sind Glieder in der Kette
des Lebens. Und ihr seid eben das jüngste, das letzte Glied. Das ist
der Anfang vom Erwachsenwerden: ihr ahnt, wir sind nur Vorübergehende.
Nur kurz noch seid ihr die Kinder. Dann drängt die nächste Generation.
Ihr werdet auch Eltern oder jedenfalls Paten, auch ihr werdet für andere
da sein müssen, ganz sicher. Oder dachtet ihr, ihr seid der Sinn des
Lebens? für euch hätt Gott die Welt gemacht, damit ihr als letzte
Generation alles verbraucht, und dann kann die Welt untergehen?
Kurz ist die Zeit, da die ganze Welt für
dich, für mich erfunden scheint. Da schreit das Kindlein und alles springt,
und wie nett ist Oma und Opa, auch mit Taschengeld, wie sie an meinen Geburtstag
denken, auch wenn ich den ihren vergesse. Und wie die Eltern einen hin und
her fahren, und wie sie immer wieder verzeihen, wenn man mies war. Und wie
oft steht Mutter auf, weil am Tisch was fehlt, und der Prinz bleibt
geschont.
Aber Kinder die Zeit des Verwöhnens
geht jetzt zuende. Schon greifen die Pflichten nach euch, ihr lernt schon,
die Folgen eures Tuns zu tragen; die ersten Handys sind schon kassiert, weil
ihr überzogen habt. Schon habt ihr Reue gelernt und wiedergutgemacht.
Schon habt ihr gefühlt, wie zerbrechlich wir innen sind; schon habt
ihr gebetet um Sprache und Verstehen, dass man sich wieder vertragen kann.
Die Schwerarbeit der Liebe beginnt ihr zu merken: dass man auch einstecken
muss, auch um Vergebung bitten muss und behutsam neu anfangen doch
ihr lernt schmerzlich die Grundregeln des Erwachsenwerdens:
1. Du musst nützen, wenn du Nutzen haben
willst.
2. Wenn du weisst, was du willst, musst du machen,
dass du hinkommst.
3. Das Grösste ist die Liebe.
Nützen, zielstrebig sein und lieben, dann
gewährt dir das Leben viel.
Nützen ist überhaupt das Geheimnis.
Die andern müssen was davon haben, dass ich da bin. Darum mal gut werden
im Beruf, klug in Lebensführung. Ob leckeres Brot backen oder gut vermieten,
ob mit Überblick bestellen oder präzise mauern, ob den Haushalt
schmeissen oder gut lehren du sollst nützen, du sollst dem Leben
helfen, dass es gute Früchte bringt. Und nicht sich drücken, sich
noch eins lachen, dass man andere für sich laufen lässt. Du hast
doch ein Gewissen, du weisst, dass einer herschaut, den kannst du nicht
täuschen. Bewahre dir dein feines Gefühl für Gerechtigkeit.
Und lass dich nicht blenden. Viele tun so, als müsse man nur cool die
Schwächen anderer nutzen du aber bist dir dafür zu schade.
Du willst gegen die Stärken anderer gewinnen. Du weisst, dass Gott dich
lieb hat und dich braucht. Du bringst was im Leben.
Und sei zielstrebig, hartnäckig, mach Umwege,
aber lass nicht ab, das Richtige, das Wichtige, das Nötige in die Tat
umzusetzen. Such dir gute Berater. Welche, die nichts davon haben, wie du
dich entscheidest. Halt dir auch deinen Pastor als Berater. Und erst mal
jetzt die Schule schaffen, Schule ist euer Beruf jetzt.
Und das Grösste ist die Liebe. Nicht das
grosse Auto sondern das grosse Herz. Nicht die flotten Sprüche sondern
gern sich für den andern mühen. Nicht Schadenfreude sondern Erbarmen.
Nicht fies sondern klug. Ihr steht für den ein, der beleidigt oder getreten
wird. Ihr verabredet euch mit zwei, dreien per Blick, und dann geht ihr
dazwischen, ruft wenigstens Hilfe herbei. Wo du bist ist Menschenfreundlichkeit.
Und das Liebhaben lasst euch Zeit. Es ist des guten Gottes grösste
Erfindung; Liebende helfen einander, ganz zu werden. Ein weites Feld. Das
ganze Leben ist Schule.
Wir geben euch heute ein Fest, nehmen euch auf
in die Riege der Erwachsenwerdenden. Ein grosser Tag auch für uns
Ältere: So ganz langsam ist zu spüren, dass ihr mal euren Weg geht.
Dann dürfen wir euch zugucken, und ihr kommt klar, und wir dürfen
dann langsam alt werden, ihr könnt für euch sorgen. Dann auch mal
für unsere Enkel. Ja irgendwann verantwortet ihr die Politik,
ihr das Zusammenleben, ihr auch Kirche am Ort. Wie aus einem Samenkorn ein
Baum wird, so aus euch Menschen mit Kraft und Klugheit und Liebe. Wir glauben
daran, ja wir wissen, dass Gott euch lieb hat und euch braucht.
Und bitte, seid vorsichtig. Helft Gott, dass
ihr nicht tollkühn das Leben überstrapaziert. Und achtet auf einander;
vor allem ihr Mädchen, ihr Frauen haltet zusammen, dass die Jungen und
wir Männer keine herrischen Typen sind. Und ihr Frauen habt Lust am
Lindern und Schlichten und Versöhnen. Es ist so viel Power für
kreativen Frieden unter uns, ein warmer Blick und ein verständnisvolles
Wort können doch neues Leben pflanzen. Und wie friedenstiftend ist
überhören, entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum besten
kehren.
Ihr werdet euren Weg machen, in manchem auch
klüger als wir, Gott segne euch, bewahre euch, begabe euch mit heiligem
Geist, stelle euch an die richtige Stelle, zur richtigen Zeit, zum richtigen
Menschen. Amen.