Traugott Giesen: Von der Herrlichkeit des
Lebens - die Taufe
Es ist gut denkbar, dass die Herrlichkeit des
Lebens um jeden und immer in ihrer ganzen Fülle bereitliegt,
aber verhängt, in der Tiefe, unsichtbar, sehr weit.
Aber sie liegt dort, nicht feindselig, nicht widerwillig, nicht taub.
Ruft man sie mit dem richtigen Wort, beim richtigen Namen, dann kommt sie.
Franz Krafka
Das sind Fanfaren einer festlichen Gewissheit: Dir, mir liegt die Herrlichkeit
des Lebens bereit. Ja, festlich gestimmt ist dir deine Seele heute,
hast dus nicht gemerkt? Einen Augenblick jedenfalls. Schon dein
Dich-aus-dem-Bett-heben zu einem Gottesdienst strahlt doch einen fremdartigen
Zauber über dich. Du erwartest hier Aufklärung deiner Seele.
Viel Alltäglich-Schuppiges muss uns von den Augen fallen, um das
Herrlichsein des Lebens zu merken.
Inbegriff für die Herrlichkeit des Lebens war vielen Generationen der
Jesus. Wir sind ja ge-blendet von der Glitzerwelt, aber sein gottdurchflutetes
Dasein hat immer noch, hat immer wieder Leuchtkraft. Die wirft uns Licht
ins Schattenland unserer Staubgedanken. Von Erde genommen, zu Erde
sollst du wieder werden so das vernichtende Urteil das Alten
Testamentes. Der Mensch, ein armer Hirnhund nur, so der
pessimistische Dichter. In wis-senschaftlicher Sprache: Der Mensch
eine instabile Anhäufung von Kohlenstoff-Wasserstoff-Verbindungen mit
Kalk und einigen andern chemischen Elementen, versehen mit Verfallsdatum.
Jede Sonderstellung ist schon durch Hinweis auf genetische Verwandt-schaft
ausgeschlossen: Zu 80 Prozent haben Mensch und Ameise identische Gene.
Man braucht viel Geisteskraft, um gegen das geballte Kleinreden des Menschens
anzukommen. Die Fiesheit, zu der sich Menschen hinreissen lassen können,
ist ja auch schandbar. Und nicht jeder hat so eine Hochphase seines Lebens
zu fassen, wie ihr Taufeltern mit eurem wunderbaren Mads-Henry. Ja, die
Leuchtkraft deines kleinen Gesichtes, Menschenkind, lässt uns von der
Herrlichkeit des Lebens überzeugt sein. Aber in welche Welt kommst du
zur Welt?
Wir lassen dich auch taufen, damit wir Eltern uns vergewissern: Du ein Kind
Gottes, du wunderbar, ewiggut, leuchtend und wir Eltern werden noch
mal eingesegnet als Mitarbeiter Gottes. Wenn wir nicht an einen guten
mütterlich-väterlichen Lebensgrund glauben dürften, woher
nähmen wir den Mut, das Leben herrlich zu finden?
Ich meine, ins Leben ist eine Grundgüte eingelassen. Die lässt
sich am Lachen eines Kindes fangen, am Leuchten der Sonne; die Grundgüte
lässt Mut, offen zu lassen, sich fühlen in der Liebesumarmung und
an dem Jesus Christus.
Jesu Leuchtkraft kommt davon, dass er die Tiefe Gottes auslotet und Gott
auf dem Grund findet, durch Katastrophen hindurch. Hört ein Stück
davon, hört ein Stück Passionsgeschichte nach dem Evangelisten
Johannes:
Da nahm der römische Statthalter Pilatus Jesus und liess ihn
geisseln...
Auszug aus der Predigt vom
2. April 2000. Die komplette Predigt finden Sie
hier .
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Lebensmut im Lebensbogen