L e b e n s m u t
 
Herzlich willkommen auf der Homepage von Traugott Giesen, ehem. Pastor in Keitum auf Sylt!

Aktuelles

Predigten
Kolumnen
Bibelenergie
Tägliche Losung
Gastpredigten
 

Archiv

Nachhören
Archiv Predigten
Archiv Kolumnen
Themenverzeichnis
Weitere Texte
Bibelstellen
Aufgelesenes
 

Informationen

Bücher
Links
 

Kontakt
Emailkontakt
Webmaster
Gästebuch
Impressum

Besucher seit
12.03.2001
0967253

Traugott Giesen Kolumne 20.06.1998 aus Hamburger Morgenpost

Rangehen, vom Leib halten

Ein Psycho � Spiel könnte heißen: "Die Nähe, die ich brauche". � Es geht so: Menschen stellen sich gegenüber und schauen sich an und loten aus, wie nah sie den andern haben möchten. Das ist natürlich nur die eine Seite der Münze. Die Kehrseite ist, wie weit der andere mich vom Leib halten will. Man darf nicht reden, nur die Aura des andern erspüren, ein Zwiegespräch der Blicke und Gesten kann beginnen, man darf sich berühren, wenn es denn den beiden paßt. Und es kann sein, daß sie sich nur umstreichen in weiter werdenden Ringen � bis sie ganz sich aus den Augen lassen � hoffentlich finden beide ihren interessanten Menschen.

Das ganze Leben ist ein Nähe � und Distanzspiel, ein ziemlich ernstes, es geht oft um alles oder nichts. Nähe bis zur Belästigung, bis zum Gefressenwerden und Ferne bis zu Isolation und Eiseskälte � dazwischen liegt ein schmaler Streifen bewohnbares Land der Menschenfreundschaft. Da wirst du gemocht, da kann man dich riechen, da läßt man dich rein, da mußt du nicht erklären, wer du bist, da vertraust du.

Manche locken an, ihre Haut würde man gern berühren, ihren Atem täte man gern im Nacken fühlen, ihre Stimme bohrt nicht sondern redet von innen.

Du bist auch für ein, zwei Menschen oder mehr � ein Rückhalt Wie die vertrauten Stimmen der Eltern das Kind ruhig schlafen lassen � so bist du für einige da, und weil du da bist, haben andere Halt. �

Ja, es trennen uns Ebenen � viel müßte erklärt werden, verschieden sind Humor und die Bilder der Freude; es trennen uns Abgründe, das andere Geschlecht, die ander Erfahrung. � Aber Abgründe können mit Mut übersprungen werden, Ebenen sind langwierig. Die Liebe findet über sieben Brücken. Manchmal ist es so: Auf einmal steht das Glück neben dir.

Es ist eine Kunst, langsam sich vertraut zu werden. Die Annäherung sollte schrittweise geschehen � füttern wir einander doch erst mal an, schnappen nicht sofort zu, scheuen nicht, sondern schauen, wie was, ob was wächst � ob die Lust auf Gemeinschaft, mehr wird. Dazu muß man öfter zurücktreten, einhalten, sich vergewissern � Antwort abwarten. Die langfristige, geduldige Näherung macht weniger Verletzte als das Erobern im Sturm.

Die Reichweite meiner Freiheit endet spätestens an deiner Nase. Wir sollten nur nach ausdrücklicher Einladung näher kommen., auch verbal; zu fix ist des andern Spielraums total verengt und Panik ist los. Schon das Anbuffen an des andern Stoßstange kann des Nächsten Selbst erschüttern und ihn zum Schläger machen. Hüten wir uns voreinander hüten wir einander, lassen wir doch verschiedene Nähe � Distanzgeflechte zu. Klopfen wir an, auch in der Liebe.


 




Service

Startseite
Druckvorschau

Presse-Feed EKD

© 1996-2024 Evangelische Kirche in Deutschland
Weitere News...  

 
Online 3