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Kolumne 15. Januar 2005 - <br>Das B�se kommt aus der Unfreiheit

Traugott Giesen Kolumne 15.01.2005 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Das B�se kommt aus der Unfreiheit

Himmel und Erde

von Traugott Giesen

Sind wir doch nur Maschinen, die gehorchen den Genen, Hormonen und Enzymen. Das waren noch Zeiten, da der Mensch als Krone der Schöpfung galt dank des Freispruchs zur Willensfreiheit. Was waren wir stolz auf Geist und Kunst, auf Spielraum jenseits der Instinkte. Kein Mensch muß müssen, lehrte man uns hochgemut. Und was herrschen wir die Jungen an: Du sollst nicht stehlen, du sollst nicht lügen! Dann muß man doch eine Wahl haben. Morde scheinen Außenstehenden unfaßbar. Wie kann man für ein paar Geldscheine Leben vernichten, wie für eine Gier sich zum Mord vergessen? Der Richter beschuldigte den Täter, von ihm sei das Böse ausgegangen; ihm aber schien es, als sei das Böse auf ihn zugeflogen (nach Musil). Wir müssen wohl behaupten, der Mensch könne wählen zwischen Gut und Böse. Sonst wären wir doch nur Maschinen, getrieben von Instinkten.

Die Neurobiologie fördert nun viele Erkenntnisse zutage, die aufdrängen, daß wir nur ein biologischer Apparat sind. Aber wir müssen uns als frei denken können. Wir müssen doch darauf bestehen, Entscheidungen selbstbestimmt treffen zu können unter eigener Abwägung.

Warum entscheide ich so und nicht anders? Doch weil mir etwas wichtig ist. Diesem mir Wichtigen angemessen zu handeln, ist mein Auftrag. Sicher entscheide ich oft nicht nah genug an dem mir Wichtigen entlang, bin zu schlaff zur Klarheit, zu harmoniebedürftig zur Entschiedenheit, oft reiben sich zwei Wichtigkeiten - etwa Spaß haben und Sicherheitsbedürfnis, aber immer bin ich es doch, der entscheidet. Und wenn ich es kommen lasse, wie es kommt, dann ist auch mein Nichteingreifen eine Entscheidung.

Es ist wohl so, daß wir gern leben wollen, und wenn unser Unbehagen am Leben gesättigt ist, dann wollen wir sterben und werden dann auch sterben, wenn wir selbstbestimmt bleiben. Denn wir müssen leben wollen, sonst sterben wir vor vollen Regalen. Das ist unsere Bestimmung zur Freiheit, nicht zur völligen, aber zur ziemlichen. Nun sind wir auch sozial eingerichtet, also wollen Befreundung, Liebe, wollen nötig sein. Eigenliebe und Nächstenliebe sind der Stoff, aus dem die meiste Freude am Leben fließt, dazu noch oder vor allem eine Liebe zum guten Ganzen. Kompromisse sind dauernd fällig. Aber ein geschärftes Gewissen, ein waches Fühlen in mir, was der Fall ist, hilft mir, in Richtung des mir Wichtigen zu entscheiden. Sicher steht vieles fest, aber wie ich mich darin bewege, ist meins; was war, steht fest, aber was ich damit machen werde, kann ich mitentscheiden.

Natürlich haben meine Wünsche und Überzeugungen viel mit meinen Anlagen zu tun. Wenn ich edler sein will als meine körperliche und seelische Veranlagung es gestattet, verfalle ich der Neurose. Ich bin mit mir mehr zufrieden, wenn es mir möglich bleibt, unbesonders zu sein. Ich bin so frei, wie ich in Übereinstimmung mit mir handle, inklusive der neuronalen Abläufe, inklusive auch der Freiheit von der Pflicht, mir nur Kluges wünschen zu müssen. Mit dem Nächsten und dem Ganzen Einvernehmen anzustreben, gehört dazu.


 




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