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Kolumne 30. April 2004 - <br>Lass ihn ziehen, alles hat seine Zeit

Traugott Giesen Kolumne 30.04.2004 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Lass ihn ziehen, alles hat seine Zeit

von Traugott Giesen

Ja, viel Drama und Schmerz sind los, wenn die Liebe woanders hingeht. Ganz schlimm, wenn einer noch auf der alten Liebe sitzt, während der andere schon ein Neues plant. Man kommt sich als Hinterlassenschaft vor, als Rest eines großen Festes; einer bricht zu neuen Ufern auf, dem anderen bleiben nur die Scherben. Wenn die Liebe das Paar verlässt, gleichzeitig, schleichend, mit langen Übergängen, mit viel Herbst vor dem Winter - dann kann es erlösend sein, dass einer Knall auf Fall davongeht; sonst kämen sie wohl gar nicht los, und blieben, wie Türme, aus Gewohnheit.

Hatten sie Zeiten, da sie sich "Hand und Handschuh" (R. Musil) waren? Ward ihr mal so einig, dass der eine den Standpunkt vertrat, den der andere beim letzten Mal verteidigt hatte? Er liebte seine einäugige Frau so sehr, dass er meinte, alle anderen hätten ein Auge zuviel - schön, zu schön, aber die Zeit ist ein anderes Ding. "Es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; nur die Liebe höret nimmer auf", so Paulus im 1. Korintherbrief 13. Kapitel.

Diese Liebe ist Gottes Energie, wir können sie nicht versprechen, können nur um sie bitten, können sie bestenfalls hegen, mit Vernunft, gemeinsamen Pflichten, gutem Willen. Darum ist das Trauversprechen auch kein Eid. Wir können ja nur sagen, was wir tun wollen; nicht, was wir tun werden. Bei der Bank unterschreiben wir: Ich werde zurückzahlen, ich oder meine Erben - aber da geht es nicht um mich als Person, sondern um den Rechtstitel am Habe. Die Liebe gehört nicht zum Habe, sondern zur Gnade, sie ist Geschenk und Wunder des Himmels. Wie lange sie gewährt ist? Wir müssen auf ewig setzen, Ehe ist geradezu das Bündnis: Mit dir für immer, "bis dass der Tod uns scheidet" - mindestens - wollen wir uns immer wieder einig werden, uns lieben und ehren in Freude und Leid nicht verlassen. Diesen weiten Horizont, ein Ganzes zu bilden, immer wieder, diese Aussicht macht Ehe aus: "Ein Konto, eine Ehre, eine oder keine Elternschaft, eine Freizeit, ein Altwerden, immer wieder auf dich zu man selber werden - und auch das Nichtgesagte gehört zum Schatz, auch Verrat und Konkurrieren und Egotouren. Sogar der Wahn kann dauern, dass sie "einander beschützen vor allen anderen Menschen - jeder von ihnen enthält für den anderen alle anderen Menschen". (P. Roth) Wenn die Liebe bei ihnen bleibt.

Aber auch, wenn ihr Lieben endet, bleibt ja die Liebe. Sie ruft uns nur woanders hin, sie gehört uns ja nie, wir gehören ihr; mit wem, wird sich weisen. Und die Eine liebt den Einzigen, den der Himmel ihr beschert. Und die Andre all die kleinen Lümmelchen, die es gibt auf der Welt. Viele Farben hat die Liebe. Du hast noch viel vor. Geht jetzt der Mensch, auf den du gesetzt hast, lass dich nicht kränken, tränk dich nicht mit Selbstzweifeln. Er geht nicht, weil du nicht mehr gut genug bist. Er geht, weil Eure Liebe ihre Zeit hatte. Für sie sei dankbar. Und sieh vor Dir weites Land der Freundschaft, feier' das Scheiden auch als Freispruch. Du wirst noch viel mehr du selbst.


 




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