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Kolumne 17. April 2004 - <br>Die Freiheit des Reisens - Dem Fremden sich n�hern

Traugott Giesen Kolumne 17.04.2004 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Die Freiheit des Reisens - Dem Fremden sich n�hern

von Traugott Giesen

Mal loskommen von Zuhause, das Gewohnte zurücklassen, neue Wege gehen - eine Sorte Glück ist Reisen, wenn sie nicht aus Zwang geschehen. Natürlich ist Heimat das A und O - vielleicht sogar ist Wiederkommen das Ziel aller Reisen, nicht nur bei Raumfahrten zum Mond. Aber auf dem Weg sein, des Weges sein, ist Genuss ganz eigener Art. Von "Deutschland zu Fuß" bis zur Weltreise per Einhandsegler oder Luxusschiff - das eine Mal ergeht man sich das Land fast umsonst, manchmal auch Anhalter spielend; das andere Mal kämpft man mit Wind und Wellen und Durst, oder hat das luxuriöse Hotel bei sich, zu dem man von den behüteten Landgängen abends gern ins eigene Bett fällt. Dazwischen gibt es noch alle Sorten von Flug- und Bahn- und Auto-, Rad- und andere Touren.

Millionen Menschen stehen im Dienst der Reisenden; haben davon ihr Auskommen, dass andere mit ihrem Gesparten sich in die Welt aufmachen. Und Beute heimbringen wollen: Erholung oder Wissen oder Erkenntnis oder Thrill - den Rausch des Abenteuers. Wir wollen Neues sehen, uns Fernem nähern, Fremdem uns befreunden.

Wie oft hat man die Pyramiden schon abgebildet gesehen und dann steht man vor den mächtigsten Steinbauten der Menschheit, entdeckt sich als Erbe und Nachkomme auch dieser Kultur. Und erschrickt beim Gedanken, selbst Erblasser und Vorfahr anderen zu sein - aber doch mit welch leeren Händen? Oder man steht in der Sixtinischen Kapelle in Rom, vor dem Bild, das wie kein anderes unser Weltbild geformt hat: Gottvater, in einem Arm die staunend-skeptische Eva, die andere Hand berührt Adam, auf dass er aus dem Staube sich erhebe zum strahlenden Gegenüber Gottes. Oder man geht in die Wüste, vertraut sich der Gastfreundschaft der Tuaregs an, und kann sich nicht satt sehen am Diamantenteppich des Himmels. Oder fliegt nach Indien und übt am Fluss Ganga Sterbebereitschaft. Oder sieht in Island die Erde köcheln, wie zart ist die dünne Erdhaut, welch Wunder der feste Boden unter den Füßen. Oder Kinder in Fetzen, in plastikmüllverseuchten Orten. Man fährt in die große, weite Welt oder ins kleine "Welt", PLZ 25836 - wichtig, ist, dass man Gewinn für Innen mitbringt.

Ja, finde Orte und Gegenden, die einen Zauber haben, die erfahrbar machen dir Gedanken anderer Menschen und anderer Zeiten. Suche Orte, die zu dir sprechen, "die dich ausmachen". Fremde Weltgegenden könnten dich wieder freundlich von Menschen denken lassen, denn du triffst auf beschämende Gastfreundschaft. Und wie auf Reisen die Zeit anders fließt, du endlich gern bist, wo du gerade bist, und kannst sein, kannst endlich mal du selbst sein. Wie nah kann man sich kommen, als Passagiere für wenige Tage zusammengewürfelt. Und überrascht bist du von dir selbst, weil du genommen wirst ohne Vorherwissen, ohne Vorbehalt - zu Hause ist man doch immer der schon Bekannte. Draußen aber ist man, wie man gerade erscheint. Vor allem: Wie schön ist diese Erde, wie wunder- wunderschön.


 




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