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Traugott Giesen Kolumne 08.12.2001 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Ein Halleluja bei der Weihnachtsfeier

Geburtstage des Chefs sind leicht zu feiern, Firmengründungen auch. Aber das Mitarbeiterfest vor Weihnachten braucht Charisma, damit es eine Freude wird. Das Pfund, das dazu helfen kann, ist unser Heiligabend aus Kinderzeiten: Die Glut der Geschenke, der leuchtende Baum, die strahlenden sanften Gesichter, das Flair der geschmückten Zimmer, der Duft, leckeres Essen, schöne Getränke und Spielen ohne Ende. Und eben das ganz Geheimnisvolle der Geburt eines wunderbaren Menschen namens Jesus Christus - nur angedeutet, in den Liedern anklingend, in einer kleinen Krippe versteckt unterm Baum war er da.

Wenn wir es denn so erlebt haben, ist diese Erinnerung der Quellgrund für alles, was wir mit Weihnachten verbinden. Unsere Feiern in der Familie sollen nach früher duften. Und noch wenn die Firma feiert, ist ein Hauch Weihnachten im Haus. Und wenn nicht, dann wäre das nur schade.

Klar, was schön ist, macht Mühe. Aber das Fest der Liebe ist der Mühe wert, gerade an dem Ort, wo wir soviel wache Lebenszeit zubringen. Und gerade mit den Menschen, mit denen wir viel mehr reden, kämpfen, kooperieren als mit den Geliebtesten zu Hause.

Also werden wir Weihnachtsplätzchen backen, damit es lecker duftet. Und werden für delikates Essen und erfreuendes Trinken sorgen. Und werden die Räume schmücken, bitte. Baut eine Krippe, aus dem Material Eurer Arbeit.

Und sagt was Gutes: Vom Glück, sich zu vertragen und dass gute Ernte eingebracht wurde. Und redet vom Wunder, kreativ zu sein. Was ja von "Creator - Schöpfer" kommt, also göttlichen Elan meint, aus Nichts etwas zu machen. Nun feiern wir Weihnachten ja die Geburt des Sohnes Gottes, des erstgeborenen Kindes jedenfalls, dem zufolge wir alle Kinder Gottes sind, alles wunderwichtige Geschöpfe, aus fast nichts gemacht, jeder, jede ins Sein gerufen. Damit wir mit dem Schöpfer das Projekt Leben schaffen.

Und jeder hat seine Begabungen und seine Farben aus dem großen Malkasten des Herrn. Wir müssen sie nur reingeben ins Dasein, müssen uns ausgeben, uns ausdrücken, uns einmischen, uns anbieten auf dem Markt; müssen unsere Gaben geben, damit wir von andererleuts Gaben auch was abbekommen.

Gratulieren wir uns zu unserer Firma, die ja eine geniale Jobmaschine ist - wir alle bauen mit unserer Kraft eine Sache, die taugt, die gewollt ist. Dank mal allen, die Achtung geben, ohne selbst Beachtung zu erzwingen, die Aufmerksamkeit schenken und nicht flüchtig von einem Gesicht zum nächsten flitzen, um ein Bevorzugter zu sein. Vergeben wir einander Eitelkeit und Ungeduld, all die unnützen Siege.

Ein Jahr geht zu Ende, das viel Sprengkraft des Bösen losgehen ließ. Aber es geschah noch viel mehr Gutes, doch auch mit unserer kleinen Kraft. Kreatives möge bei uns bleiben; werden und bleiben wir einigermaßen freundlich zu einander - Segen für uns alle und eine Fröhliche Weihnacht. So ähnlich, in diese Richtung, rede ein Mensch.


 




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