Die Zehn Gebote
Das erste Gebot (2. Mose 20,1.2)
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�Die vielleicht
wichtigsten Worte der Menschheit stehen im 2. Buch Mose 20. Kapitel ( auch 5.
Buch Mose, 5. Kapitel), von Martin Luther in etwas ge�nderter Form mit
Erkl�rungen als 3. Hauptst�ck in seinen Kleinen Katechismus aufgenommen und so
Lernstoff aller evangelischen Generationen bis eben noch.
Die Gebote sagen den Willens Gottes in gr��tm�glicher K�rze:
1. Teil: Des Menschen Pflicht gegen Gott: Ihn ehren, kein
Bildnis, seinen Namen nicht mi�brauchen, seinen Tag heiligen.�
2. Teil: Des Menschen Pflicht gegen seine Mitgesch�pfe,
beginnend mit Eltern ehren, Schutz des Lebens, der Ehe, des Eigentums, der Ehre
des N�chsten, Verzicht auf unrechte Machenschaften.
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Umzirkelt wird der Raum, darin das Dreieck des Lebens: Gott,
Ich, Wir gelingen m�ge: Die Gebote kennzeichnen das weite Land, darin wir frei
und verbunden gedeihen. Der das Leben gibt, gibt auch die
Gebrauchsanleitung.� Nicht
Pflichtenkatalog sondern Handlungsanweisungen sind die Gebote. Sie sind
Bestandteil der guten Sch�pfung, nicht als Zwangsjacke angepre�t, sondern sie
lassen sich r�ckerschlie�en aus dem verstandenen Lauf der Dinge. Die
Wirklichkeit hat sie als Glanz bei sich, aus dem Geschehen leuchtet ihre
Wahrheit. Es sind bis auf die fundamentalen Positionen Feiertag und
Elternehrung und eigentlich nur die eine fundamentale Negation: Nimm nicht
Seins!
�"Wo die
Ungeheuer hausen"- hie� auf alten Landkarten die unbekannte Gegend. -Wo
das Gute, das Lebensf�rderliche gef�hrdet ist, an den R�ndern des Bew�hrten,
blinken die Alarmzeichen. Aus Eigeninteresse hat der sie zu achten, der Gott
angeh�rt. Das Gebot ist nicht Last sondern Schutz, ja, ist eine Liebeserkl�rung
- so hat Israel, das Volk des Gesetzes, die Gebote verstanden. Wer zu Gott
geh�rt, der enth�lt sich bestimmter das Leben besch�digende Praktiken. Und wenn
er fehlgeht, bittet er um Vergebung und sucht Wiedergutmachung; jedenfalls kann
er zu seinem Versagen stehen. Die zehn Gebote sind denen gesagt, die im Leben
als dem Haus Gottes wohnen; sie sind Hausordnung, nicht die Einla�bedingung.
�Diese Zehn Gebote
f�r das Leben wischen alles verkehrte Wesen fort.� Sie bilden ein Raster f�r Wahrheit das kurz, klar, wahr ist. Da
wei� man, was Steuerflucht ist und was das Gebot der Elternehrung mit F��en tritt.
Da wird man die Seele wieder n�hren mit Religion statt mit Monstern und Horror
und Geisterbeschw�rung und Mummenschanz (es gibt in Deutschland mehr
hauptberufliche Wahrsager als Pastoren). Die Gott geh�ren, werden nicht in
sakrale R�ume gelockt, nicht mit Geheimwissen versiegelt, auf verschwiegene
Praktiken eingeschworen, sondern sie werden zu hart arbeitenden und festlichen
Menschen.
�Die Zehn Gebote sind
Handlungsanweisung, sind vor allem aber Widmung: du bist Gott gewidmet, er
widmet sich dir.
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Das 1. Gebot stellt klar: Du Mensch findest dich nicht im
Vergleich mit Pflanze und Tier, du definierst dich nicht aus dem �berschu�
gegen�ber der anderen Kreatur; du Mensch hast dein Wesen aus dem Anruf Gottes,
du bist sein Du. Weil "Der Ewige" mit dir spricht, bist du
unsterblich. Allein schon f�r ihn h�rf�hig zu sein, begr�ndet ein �hnlichsein,
macht uns ihm kompatibel.
"Ich bin der Herr dein Gott, der ich dich aus
�gyptenland, aus der Knechtschaft gef�hrt hat, du sollst keine anderen G�tter
haben neben mir."-
Diese Urworte hat wohl die erste Generation der Kinder
Israels geh�rt, die vor etwa 4000 Jahren unter Mose die Sklaverei verlassen
durfte. Durchs Rote Meer, wo auch immer, sind sie gezogen und waren vierzig
Jahre (oder 400?) auf dem Weg ins gelobte Land. Die Zehn Worte, der
Dekalog,� wurde in der W�ste empfangen-
ein dramatisches Bild: Die Verfassung, die Worte des B�ndnisses Gottes mit
seinem Volk, sind gegeben w�hrend der Passage zwischen� Nobody-Sein und Erhebung zu seiner
"ersten Liebe". Sie sind Notverordnung, Oase, Kartierung von
Lebensraum auf dem Weg zum� Land,
"da Fried und Freude lacht."
�Wo immer Juden
Bleibe hatten, s�ten sie die Gebote ins Wissen der Menschen. Auch die
Christenheit hat bis heute die Gebote als "Wort Gottes" weitergesagt und
sich auch an sie zu halten gesucht: Die Gebote wurden Grundlage der
Menschenrechte und -pflichten der Vereinten Nationen. Wir durften die Zehn
Gebote noch lernen. Ob unsere Enkel sie noch h�ren, h�ngt davon ab, ob wir sie
uns noch sagen lassen.
�Eliphas sprach
einmal seinem rebellierenden Freund Hiob: Wenn du mit Gott in Ordnung w�rest,
dann w�rdest du auch mit alle dem, was dich jetzt verst�rt, in Ordnung kommen.
Mit den Steinen des Ackers (die deinen Pflug st�ren), st�ndest du im Bunde, und
die Tiere des Feldes (die deine Saat fressen), w�ren dir befreundet und du
w�rdest im Alter zu Grabe kommen, wie Garben eingebracht werden zur rechten
Zeit" (Hiob 5,23. 26). Wenn du Gott vertrautest, wenn also du das Leben
von Gott umgriffen w��test, dann w�rest du gut dran.�
�Diese Weisheit will
ich mir als Botschaft gefallen lassen und hoffe, du pa�t sie dir auch an: Wir
haben einen Grund. Wir sind gewollt, geliebt, gebraucht vom� Betreiber der Welt. Doch wir alle sind
vierfacher Acker -nach einem ber�hmten Gleichnis Jesu (Markus- Ev. 4, 3-9),
mindestens. Das Vertrauen zu Gott wird mir oft d�nn, weil ich/ du� auch hartgetretener Weg sind- die schwarzen
V�gel Selbstverneinung picken uns die Zeichen f�rs Geliebtsein fort.�������������������������������������������� ����������������������������
Und wir sind auch Steiniges: Viel Wenn und Aber, Verachten,
niedermachendes Argumentieren, Maulen �ber das Leben haben wir
mitbekommen.� Da hat der Zuspruch an
dich wenig Erde zum Gr�nden; unter der Hitze der Forderungen und Ablenkungen
verdorrt die Verhei�ung, sie kann kaum Wurzel schlagen.��������������������������������������������������������������������������������������������
Und da sind bei mir/dir Dornen, Ranken die wuchern: Die
Gier, gemocht zu werden; die Lust, ger�hmt zu werden, �berwuchern die Botschaft
vom geschwisterlichen Gleichwertigsein. Wo ist die Frucht aus der gelassenen
Gottzugeh�rigkeit. H�r die Verhei�ung: Auch dir f�llt Etliches auf gutes Land
und bringt Frucht, drei�ig-,� sechzig-,
hundertf�ltig.������� ����������������������������������������������
�
"Ich bin der Herr dein Gott�- das ist keine
Gro�wortruine" (Botho Strau�). Gemeint ist die zielf�hrende Kraft, der
Betreiber von Evolution, die Energie des weltweiten Sch�pfungsvorganges.
Mitbetroffen vom Werden und Vergehen ist er; er ist das alles Zeitigende; er
ist auch der, die, das darin Reifende; der in uns Menschen die sch�pferischen
Leistungen befl�gelt und an unserer Hybris leidet; Gott, der Ganze und alles
Einzelne und der� Zusammenhalt von
allem. Seine sch�nste �u�erung ist unser Menschlichsein: Auch Dein Lieben ist
sein Strahlen.�
�
"Ich bin dein Gott, der ich dich aus der Knechtschaft
befreit habe�� wer kann das zu mir/dir
sagen? Der dir Lebendigsein erm�glicht, der dich aus dem Nichtsein erl�st hat,
der dich mittels deiner Eltern zur Welt brachte, der dich freispricht zum
eigenen Gewissen, dich zum Freigelassenen der Sch�pfung will, dich zum
Kooperator, zum Verb�ndeten macht: Der dir Zuflucht ist in allen N�ten; der, ob
du schon im Finstern steckst, doch bei dir ist und deine F��e wieder auf weiten
Raum stellt (Psalm 31,9).�������������
Dir sagen: "Ich bin der Herr, dein Gott� kann nur der,
der nicht stirbt, sondern auch das Sterben Verwandlung sein l��t; der durch
Abschiede dich hindurchzieht, hindurcherzieht ins G�ltige; der dich aus deiner
Knechtschaft freischaufelt.� Bist du in
Verknechtung erstarrt? Siehst du dich beherrscht? Rede mit Gott, ob das so
weitergehen soll. Atme, betrachte, �berdenke: Wer ist es denn wert, da� du ihm
gehorchst, dich vor ihm beugst? Gott will deinen aufrechten Gang.����������������������������������������������������
Und wenn du dir das erste Gebot gefallen lie�est nur zur
Kl�rung, da� kein Irdisches dein Herr sein kann- wenn du das erste Gebot nur
n�hmest, um Dir klargestellt sein zu lassen: Ich wei� zwar jetzt nicht, wer
Gott ist, aber was mir jetzt Leerstelle ist, will ich mir nicht f�llen lassen
von Irdischem. Das erste Gebot legt die Me�latte hoch: Herr und Gott soll mir
nur sein, wer mich aus meinem �gypten losbindet, und die Menschheit, ja
"die ganze Sch�pfung freimacht von der Knechtschaft der Verg�nglichkeit
hin zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes" ( R�merbrief 8,21).
�Du sollst keine
andern G�tter neben mir haben, du sollst nicht t�ten, nicht stehlen� hei�t mit dem Ohr des Zugeh�rens geh�rt: Ich
bin Dein Gott, du mein Mensch: Du hast nicht andere G�tter. Du t�test nicht,
stiehlst nicht, basta.� Es ist, als
verb�rge sich Gott f�r uns, der Rest versteht sich eigentlich von selbst:
Werde, der du bist!
�"Ganz nahe ist
dir das Wort in deinem Munde und in deinem Herzen� (5. Mose 30,14). Das
begr�ndet, warum der Gott der Zehn Gebote�
Ma� der Dinge ist. Sein Wille ist in deinem Mund und Herz. Du denkst
selbst so;� die Gebote werden nicht von
einer Besatzungsmacht auferlegt sondern dein, mein Innerstes wei�: Gottes Wille
deckt sich mit den Herzworten deines Gewissens. Nicht "du mu�t",
"du sollst"� sondern das
Richtigleben wird dir geschehen: Du wirst dir nichts zum Abgott werden lassen:
Lieben, ja, innig� und intensiv,
bewundern, Autorit�t sein lassen diesen und jenen, aber kein Mensch ist so
gro�, da� wir ihm geh�ren, und keiner ist nur zum Dienen und Gehorchen
geboren.�����������������������������������������������������������������������������������
Das erste Gebot leistet einen�
lebenswichtigen Schutz: Gottes Platz darf nicht eingenommen werden von
Mensch oder Sache. Das Alten Testament kann man lesen als Geschichte von Gottes
M�hen, Israels, der Menschheit die G�tzen auszutreiben. Und Jesus summiert
(Matth�us-Ev. 22, 21) : "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott,
was Gottes ist"- gebt nicht irdischen Instanzen, was nur Gott zusteht:
Euch selbst - die M�nze zeigte das Bild des Kaisers- also zahlt ihm die Steuer,
aber was zeigt euer Antlitz, doch das Geh�ren zu Gott- also dienet ihm mit
Freuden .�
�Wir sind in
Glaubenssachen ausged�rrt und �berschwemmt. Das erste Gebot ist Platzhalter f�r
den Ewigg�ltigen, auch wenn er uns noch verborgen sein sollte inmitten von
Natur und Geschichte.���������������������
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Inmitten von Natur: "Das Meer ist eine alte Sprache,
die ich nicht entziffern kann� sagt Jorge Borges; "in jeder Sekunde
erschrickt und erschreckt alles, was lebt� sagt Emile Cioran; "die ganze
sichtbare Welt ist nur ein unmerklicher Zug in der weiten H�hlung des Alls�
sagt Blaise Pascal.� Die Natur ist kein
denkendes Wesen, wie sollten wir sie anbeten- und doch ist unsere Seele leicht
�berschwemmt vom Glanz und vom Br�llen der Natur.����
Auch was geschieht, eignet sich nicht, angebetet zu werden.
Geschichte ist wie der Stau: Wir meinen, wir stecken im Stau dabei sind wir der
Stau. Wir sind die Geschichte, sind das Geschehende. Und doch kann es uns
korkenleicht erheben auf einer Woge von Faszination, was vom lateinischen
"Gei�elung" kommt und nah an Besessenheit ist: Nationalismus und
Blutr�nstigkeit k�nnen schnell das St�ck Humus der Humanit�t wegschwemmen. Es
ist viel Begl�ckendes wirklich und viel Wirkliches begl�ckend, aber nichts ist
es wert, da� du es zu deinem "Ein und Alles" erkl�rst, zu dem woran
du dein Herz h�ngst.
�Der "Ich bin
dein Gott, der ich dich aus der Knechtschaft erl�se�,� der "Ich bin�( 2. Mose 3, 14 - dort: Mein Name ist:
"Ich bin der ich f�r dich da sein werde je und je") der� hat dir eine gro�e Seele gegeben, eine so
gro�e, da� kein Irdisches sie zu f�llen vermag. Darum "bleibt ja auch
meine Seele unruhig in mir, bis sie ruht in Dir" (Aurelius Augustinus).
Wenn schon kein Hund einen Hund zu seinem Herrn macht, sollte erst recht kein
Mensch einen Menschen seinen Herrn sein lassen. Wenn wir kuschen, haben wir die
Befehler gem�stet; wir sind einander als Br�der und Schwestern zuge- wiesen,
als "Gehilfen der Freude, nicht als Herren"- gerade auch nicht als
"Herren des Glaubens" (2. Korintherbrief 1,24) .
�Unsere
freigesprochene Seele respektiert sogar der Sch�pfer dieser Wunders: Indem er
unsern Ungehorsam riskiert, gibt er sich auch in unsere Hand. Aber er wollte
uns eben nicht als "Instinktautomaten", er tr�gt� uns auf, zu erkennen, was gut und b�se ist-
das ist die Beute und Last des Menschseins jenseits von Eden. Dieser Auftrag
bekam nicht nur der erste Mensch sondern jeder Mensch als erstes: wir
werden� vertrieben aus der Kinderzeit,
dem Schlaf der ethischen Blindheit, und es�
werden uns die Augen aufgetan�
zum verantwortlichen Erwachsensein.���������������������������������
"Woran du dein Herz h�ngst und dich verl��t, das ist
dein Gott. Dein Trauen und Glauben machen dir Gott und Abgott.�-� Sensationell ist dieses Wort Martin Luthers.
Nicht zum Gehorchen und auch nicht zum Glauben sind wir fixiert: Es bleibt
Spielraum einger�umt, da� wir Gott ins Angesicht widersprechen k�nnen; ja, es
kann uns sein, als ob es Gott nicht g�be. Du/ich, wir� m�ssen nicht an Gott glauben. und es gibt Gr�nde, Atheist zu sein
("Ich glaube nicht an Gott, er versteht mich", sagte ein auf seine
Weise frommer Mensch).��������������������������������������������������������������������������������
"Ich bin der Herr, dein Gott"-h�re ich als Zusage,
da� Gott f�r mich da ist, auch wenn ich ihm weglaufe- so� auch die Geschichte von den verlorenen und
wiedergefundenen S�hnen (Lukas-Ev.15,11-32): Der J�ngste verl��t Gott, der
�ltere verkennt ihn- beide bekehrt er zu sich und zueinander.�������� Gott verwickelt uns in sein Werden
f�r immer. Also wenn du dich umzingelt w�hnst von Plagen, nimm aus dem ersten
Gebot deine Herkunftswahrheit: Gott sagt, er ist dein Gott; du bist geliebt und
gebraucht.� Der Lebendig-Wahre� tr�gt dich, du k�mmere dich um Fr�chte der
Freude. Und du brauchst Gemeinde, Freunde, Menschen, mit denen du teilst. Doch
Abg�tter brauchst du nicht, du Kind des einen Guten- Ganzen.����� Triffst du Buddah unterwegs, oder wer
sich dir zum Buddah oder Christus aufspielen will, r�ck ihn aufs Normalma�
zurecht. Du bist anspruchsvoll geworden durch den Umgang mit dem ersten Gebot.
53
b�� - Das zweite
Gebot: "Du sollst dir von Gott kein Bildnis machen."
(2. Mose, 20, 4)
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Ausf�hrlicher:� Ich
bin der Herr dein Gott, der ich dich aus dem Nichtsein erl�st habe, der ich
dich ins Leben halte und zur Freiheit der Liebe berufe; du sollst dir von Gott
kein Bildnis machen.
"Du, Gro�es Du, eingebettet wir in Dich und wir Dir
auch gegen�ber- Du redest mit uns, dann hast Du doch Mund. Du h�rst, also bist
Du Ohr ("der das Ohr gepflanzt hat, sollte der nicht h�ren" ? Psalm
94, 9) Du, der Du uns siehst, also hast Du Augen, bist ganz Auge.� Du hast uns in H�nden, wir sehen Dich uns
auf H�nden tragen.- Schon ist das Bild da vom universalen Gottvater, mit
m�tterlichen Z�gen, versteht sich. Und Du ������� sagst,
wir sollen von Dir uns kein Bildnis machen. Dabei dr�ngst Du Dich uns doch auf,
Du l��t doch in unserer Seele Bilder von Dir aufsteigen. Du brennst doch in uns
das Feuer der Sehnsucht nach Dir ab. Wo Feuer ist, ist Rauch; der Rauch der
Bilder,� Gebilde in den Farben der
�ngste und Wonnen.-������������������������������������
Ich meine nicht, ich h�tte von Dir erst geh�rt durch die
Eltern. Ich erinnere mich an ein sehr fr�hes Reden mit Dir. Vater war im Krieg,
Mutter war mit uns Kindern auf einem Bauernhof untergebracht, und ein Hund war ����������� gestorben. Unter Mutters Anleitung-
Du wei�t das ja alles, Dir brauch ich nichts erz�hlen- holten wir einen
Leiterwagen, legten Zweige darein, dann den verstorbenen Hund darauf, ich wei�
seinen Namen nicht mehr, aber Du doch; und dann fuhren wir ihn in den Wald, da
war ein Bombentrichter und darein beerdigten wir den Hund und weinten sehr,
aber wir sangen:`In der Heimat, in der Heimat, da gibt�s ein Wiedersehn,` und
das war so �berzeugend unser Lied, es war eine offizielle Auskunft, eine
Ansage, die die Verh�ltnisse klarstellte.�
Ich meine ich h�tte das Lied schon immer gekannt, h�tte es aus dem
Himmel mitgebracht, und war erstaunt, da� Mutter es auch noch kannte; will sagen,
ich erinnere mich lange an Dich.
Sp�ter fand ich das Lied: `Ich steh an deiner Krippe hier`
so sch�n; da kommt vor: `Eh ich noch nicht geboren war, da warst du mir geboren
und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt, erkoren`- also bin ich doch
eher ein Bild von Dir entworfen, als da� ich mir Bilder von Dir entw�rfe.- Was
hier das Huhn und was die Henne ist, mu� uns immer wieder klar werden;
vielleicht darum die Mahnung: Mach dir keine Bilder von mir; du Mensch bist
doch mein Bild, eins der vielen. In dir Mensch, suche ich mich.`������� ��������������������������������
Wenn Du so zu uns, zu mir sprichst, dann bist Du Gott, der
Ganze; wir Deine Facetten. Wir sollen keine Bilder uns machen von Dir!� Aber Du hast doch uns viele Erinnerungen
mitgegeben als Du uns ins Leben riefest, Hoffnungsskiz zen von Dir ohne Ende.
In einer Richtung versteh ich Dein Gebot: Keine Bilder. Ich
stelle ja zu Hause auch kein Bild vor mich hin von meiner Frau, wenn sie neben
mir sitzt. Das w�re ja verr�ckt, ich spr�che mit einem Bild, das ich auf dem
Tisch stehen habe, w�hrend sie da ist. Keine Bilder! sagt: Ich brauche keine
Bilder von Dir, Du bist ja da.
�Ein Bild
widerspricht der pers�nlichsten Gegenwart. Also brauchen wir auch keine sch�ne
Gottvaterplastik z.B. in der Keitumer Kirche, keine Christusbilder, kein Kreuz
im Schulzimmer.� Auch keine Geschichten
von Mose, wie er mit Dir als Feuers�ule durch die W�ste zieht? Auch keine
Bildergeschichten vom Jesus, wie er das Brot vermehrt?
�Doch, als Bilder von
dahingegangenen Verwandten d�rfen wir die Geschichten schon noch in Ehren
halten, darin ist ja auch viel Erinnerung verwahrt an Treffen mit Dir, fr�her.
Aber wir sollen Dich nicht festnageln auf die Historie. Nur wenn wir heute das
Zusammensein mit Dir v�llig verloren h�tten, dann m��ten wir dich rekonstruieren
an den Fotos von damals,� uns wie im
Schneesturm im Gebirge zur�cktasten an den verwehten Fu�abdr�cken, an den
Erfahrungen von fr�her.
�
Kein Bild von Dir machen.�
Du meinst also, wir w��ten innen schon, wer Du bist, Gott, der, die, das
Ganze.- Aber einige scheinen ganz abgedreht von Dir, so grauenhaft scheinen sie
jeden Anhalt an Dir verloren zu haben. Als blinde, verschlingende Triebenergien
wildern sie durchs Leben. Wie kannst Du zulassen, da� sich Macht von Deiner
Allmacht so losrei�t und mordet und verhungern l��t? Du l��t Dir Leid
antun.`Was wir getan haben einem unserer kleinsten Br�der und Schwestern, das
haben wir dir angetan`, sagte Jesus (Matth�us- Ev. 25, 45), Dein Dir am
nahesten aus dem Herzen sprechender Sohn.
�Wir sollen uns kein
Bild von Dir machen. Aber was sollen wir denn machen� uns ist es doch von Dir ins Blut gelegt, da� wir Dich denken
m�ssen? Baust Du in Mutter- Kind, im Paar nicht Dein Sein nach, und im Sehnen
und Locken der Einzelnen? In den Liebenden baust Du Dein F�r-Sein.� Das war doch der Name, den Mose vernahm da
in der W�ste, am brennenden Dornbusch, das Bild hast Du doch den Menschen
aufgesteckt: Das sich nicht verzehrende Feuer bist Du, so hast Du Dich uns ins
Bild gesetzt. Und als Mose fragte, wie Dein Name sei, sollst Du gesagt haben:
"Jahve",�� zu deutsch� `Ich bin f�r euch da, wie ich f�r euch da
sein werde` (2. Mose 3,14).
Auch darum also keine Bilder: Weil Bilder immer
Vergangenheit festhalten und pr�sentieren. Sie pr�sentieren also gar nicht das
Pr�sens, die Gegenwart, sondern dokumentieren das Verflossene. Der Augenblick
des Festgehaltenseins ist schon nur R�ckblick auf Abgeflossenes. `Ich bin in
Deiner Gegenwart zuhaus`, sagst Du Gott mir zu. Keine Bilder, sie speichern nur
R�ckblicke. Du aber triffst uns hier und jetzt. Wir gehen mit Dir um, Du mit
uns� Du bist auch jetzt hier als das
Lebendige in uns allen. Und wir alle sind in Dir, sind Deine Blutk�rperchen-
wieder Bilder.
Doch ohne Bilder sind die Worte blind, ohne Worte sind die
Bilderstumm. Also Bilder von Dir, wie wir auf Dich warten und wie wir Dir
nachschauen?
Das erinnert an 2. Mose 33, 18 ff: Mose begehrt, die
Herrlichkeit Gottes zu schauen. Und Gott sprach: `Mein Angesicht kann kein
Mensch sehen, kann kein Irdischer aushalten. Aber ich will vor deinem Angesicht
all meine G�te vor�bergehen lassen und will vor dir kundtun den Namen des
Herrn: `Wem ich gn�dig bin, dem bin ich gn�dig`. Siehe, es ist ein Raum bei
mir, da sollst du auf dem Fels stehen. Und wenn dann meine Herrlichkeit
vor�bergeht, will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand �ber dir
halten. Wenn ich vor�bergegangen bin, will ich meine Hand von dir tun, und du
darfst hinter mir her sehen.`-� Dies
Geschehen fa�t doch ins Bild, da� wir Dich nicht pur schauen k�nnen, sondern
eben nur Deine Wohltaten, das Schongeschehene, Deine R�ckseite. `God was
here`-� strapazi�s und wunderbar.
�
Also Bilder h�chstens als Piktogramme, Hinweiser, aber nicht
Du selbst. Ich verstehe; Bilder schneiden ab, liefern nur Ausschnitte: z.B. das
Bild vom Sch�pfer, wohl eines der gr��ten, Michelangelo malt Gott, der Adam
schafft- (Wo ist Eva? Unter Gottvaters Arm lugt sie, gespannt-skeptisch was
Vater ihr f�r ein Wesen zugedenkt). Aber das grandiose Bild ist eigentlich� ganz unm�glich: Du, als Renaissancef�rst,
als genialer, sch�ner Mann-Mensch. Kein Gem�lde von Gott hat uns so gepr�gt,
wie das in der Sixtinischen Kapelle� und
steht doch auch unter dem Verdacht der Falschmeldung. Denn Du Gott, bist doch
auch das Frauliche von allem und siehst doch nicht wie unsereiner aus. Du, so
gro� wie die Welt, bist auch noch im kleinsten Samenkorn ganz. Da reicht kein
Bild ran. Darum reklamierst Du einfach das Recht an Deinem Bild.�
�Da� Du uns siehst,
sichert uns das Sein. Wie auf dem Spielplatz: da� Mutter da ist, sichert dem
Kind den Halt. Dann kann es auch aufh�ren, sich st�ndig ihrer Gegenwart
vergewissern zu m�ssen. Das Kind kann sich und Mutter vergessen, es ist ja in
einer Aura des M�tterlichen. So �hnlich, nur umfassender denk ich Dich und Dein
sch�tzendes Schauen,Du guter Blick.� Und
da� Du uns zuh�rst, ist Erh�rtwerden. Nichts ist ins Leere gesagt. Und da� Du
mit uns sprichst, verspricht ein unendlich gekn�pftes Band.
Du sagst: Ich soll mir von Dir kein Bild machen. Weil Du
selbst Dir noch ein Bild von Dir machst? Du entwickelst Dein Wesen in
Geschichte hinein, Du wirst Fleisch, Natur, Zeit. Die Geschichte des Universums
als der Gang Deinerselbst zur Vollendung? Du wirst uns versammeln von Angesicht
zu Angesicht. Dann werden wir Dich sehen, aber bis dahin haben wir den Schatz
nur in irdenen Gef��en (1.Korintherbrief13.12; 2.K.4,7).
Ich soll mir von Dir kein Bildnis machen� soll mich an die Mitmenschen halten, wir
seien transparent zu Dir, auf dem Grund eines jeden von uns Dein Code. Und wenn
wir uns erkennen als Puzzlest�cke Deiner Ganzheit, die als Paar, im Gl�cksfall,
schon Seite an Seite anschlie�en, dann bist Du einmal mehr da;`von allen Deinen
Boten spricht Eros am eindringlichsten zu uns,` so Max Brod. Und die Menschheit
ist damit besch�ftigt, immer neu im m�nnlich �und weiblich Polaren auszusch�pfen und zu gestalten, da� Du uns
Menschen zu Deinem Bild gemacht hast.�
Du hast also Dein Einssein ausgedr�ckt als spr�hendes Spannungsfeld zwischen
Zweien- ein weites Feld; heilsam, wenn nicht einsam.
Dein Antlitz leuchtet uns, auch wenn wir Dich nicht sehen.
Es ist wie mit Strom, den kann man auch nicht sehen, aber seine Wirkung merken
um so mehr. `Gott erkennen, hei�t seine Wohltaten erkennen`, sagt Philip
Melanchton von Gott, von Christus. Wir sollen uns Deine Wohltaten merken� da haben wir schon viel zu sehen: Wer Deine
Natur anschaut und sie am besten auch mitbearbeitet und mitbewahrt (1. Mose
2,15), der wird dankbar. Und wem der gro�e Wurf gelungen eines Freundes Freund
zu sein, der sp�rt Dich doch in Aktion.
Du willst wohl nicht pur, solo, ohne Erde gelobt werden,
willst nicht ohne Irdisches ins Bild genommen sein. Das deckt sich mit dem Rat:
`Schaue beim Loben nicht immer nach oben; schau mal zur Seite, dann� siehst du die Pleite` -das ist doch von Dir,
das hast Du doch einem Dichter gefl�stert. Wir h�tten so gern Dich in
Prunkglorien hochgejubelt, um uns damit auch zu schmeicheln. Wir vereinnahmten
Dich zu gern zu unserm Maskottchen, unserm Vereinsheros und Nationalheiligen.
"We trust in God� steht auf der Dollarnote,� das volle Konto als Bild f�r einen segnenden Gott?
Gut, kein Bildnis! Weil Du da bist. Aber Traumbilder von
Dir, die d�rfen wir haben� da� Du uns
heilmachst und verkn�pfst, uns bl�hen machst und herrichtest, ewiggut.`Gott
schuf den Menschen zu seinem Bild` ( 1. Mose 1,27) hei�t doch auch: Du schaffst
noch uns nach Deinem Bild.� Du l��t Dein
Angesicht �ber uns leuchten, hast uns in Arbeit. Danke."
�Noch dies:
Wohlmeinende haben Dein so einleuchtendes Gebot noch greller
erleuchten wollen: `du sollst dir kein Bildnis machen, es nicht anbeten, ihm
nicht dienen. Denn ich dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die S�nden der
V�ter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich
hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und
meine Gebote halten` (v.4-6).- Nur nebenbei: Wenn Du das wirklich in den
Griffel des Moses diktiert oder mit Deinem Atem einge�tzt h�ttest in steinerne
Tafeln, dann h�ttest Du sicher die V�ter bei ihren S�nden nicht ohne die Frauen
und M�tter gelassen.- Ganz allein diese mannzentrierte Sicht ist mir Beweis
gegen die Theorie der Verbalinspiration- als h�ttest du Dein Wort dem Schreiber
unter Umgehung seines Denkens eingefl��t. Eher ist diese Theorie doch Waffe
derer, die das �berlieferte mannzentrierte Weltbild ausgeben als die von Dir
gebotene Sicht der Dinge.�����
Und was dachten die Wohlmeinen so herrisch von Dir, so von
oben herab, als Besitzer, der droht: �Solange du deine Beine unter meinen Tisch
stellst, tu gef�lligst, was ich sage.` Hatten sie mehr Angst als Vertrauen?
Haben sie die leidvolle Erfahrung mit ihren irdischen V�tern an den Himmel
projeziert? Aber Du w�rest ja dann noch schlimmer, die elterlichen S�nden w�ren
in Dir �berlebensgro�, wenn Du bestraftest, die dich hassen und G�te schenktest
nur denen, die dich lieben. Schon wir oft �berforderten� Eltern wollen gerade nicht unsere Liebe zu
den Kindern abh�ngig machen von ihrer Haltung zu uns. Du doch erst recht nicht.��
�Du hast die
Geschichte� nicht als Belohnungs- und Bestrafungsanstalt
eingerichtet. Wohl da� unser Ged�chtnis an unsere Schuld uns H�lle ist, bis wir
Frieden haben mit den von uns Besch�digten; und mit dir darin. -Du wirst uns
nicht vergeben an unsern Opfern vorbei sondern wirst Opfer und T�ter zueinander
bekehren. Da� Du uns`dahingibst an die Folgen unseres Tuns` (R�merbrief
1,24)-`womit wir s�ndigen werden wir auch bestraft` (Weisheit 11,16)-, das mu�
wohl ein St�ck wohl sein. Aber dann ist die Strafe Kehrseite der Tat, ist
mitgesetzt in unserm Tun und nicht erst sp�ter per Gerichtsbeschlu� verh�ngt.
Das andere zweite Gebot�
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes nicht
mi�brauchen������������ �����
(2. Mose 20,7).
�Unser Denken mu�
Gott denken, sonst enthauptete sich unser Denken und dann kommt dabei raus, da�
man sich selbst oder Traumgebilde f�r Gott h�lt. Gegen das Sich-Vermessen steht
das Gebot: Mi�brauch den Namen Gottes nicht.
Aber diese Mahnung steht nicht allein sondern ist ein Satz
aus einem langen Brief Gottes an dich, ein Liebesbrief, der dich speist mit
Gewi�heit: Du verkn�pfst K�stliches mit seinem Namen, du gebrauchst Gottes
Namen richtig, du brauchst Gott recht, rufst seinen Namen an in Beten, Loben,
Danken; du sprichst mit ihm.
�Wir wollen bemerkt
werden als tauglich, als interessant, als f�rderungsw�rdig, als liebenswert,
als achtungsgebietend. Vielversprechend wollen wir scheinen, wollen nicht graue
M�use sein sondern wollen "unser Wachstum zeigen", jedenfalls
einigen, jedenfalls Gott. "Gott ist der Wille, der m�chte, da� wir
sind" (Eugen Drewermann). Erfunden, entwickelt, ins Leben gezogen, bei
meinem Namen gerufen von ihm f�r immer, bin ich niemals ihm nur eine Nummer,
sondern Individuum, unteilbares Ganzes in ihm, dem Ganzen. Wenn er mich bei
meinem Namen kennt, bedeute ich ihm was. Und es ehrt mich, da� es ihm auf mich
ankommt und wie ich wohl seinem Namen Ehre mache.
�Name ist
unterscheidendes Kennzeichen, bei dessen Nennung mir sofort einf�llt, was ich
von diesem Wesen wei�. Hast du mit einem Menschen noch nichts erlebt, nichts
f�r dich Wichtiges geh�rt, ist der Name "Schall und Rauch" (J.W.
Goethe), aber sobald in einer Gesellschaft ein Name f�llt, mit dem du Wichtiges
verbindest, ist dieses mit dem Namen f�r dich aufgerufen und pr�sent.
�Was verkn�pft sich
f�r dich mit Gott? Welcher Name kennzeichnet, was du mit ihm erfahren hast? Du
siehst die Wolken ziehen- er ist dir "Herr der Gezeiten"; du siehst
deine Kinder- Gott ist die anvertrauende Seite des Lebens; du hast einen
geliebten Menschen verloren- dann ist dir Gott auch die abverlangende Seite des
Lebens und auch die bergende, einh�llende Kraft. Gott ist,"worauf du
vertraust im Leben und im Sterben" (Heidelberger Katechismus). Vielleicht
ist Christus dir die geniale Zusammenfassung all der Wirkweisen in einer
Person, aber das mu� nicht sein. Gott hat viele Namen. Da� er mein/dein Sinn
ist, ist auch einer seiner Namen.
�
Wenn "Sinn" dein Name f�r Gott ist, wirst du kein
Ding f�r deinen Sinn erkl�ren. Du wirst nicht leben f�r ein Haus, f�r eine
Firma, f�r einen Staat. Das alles kann dir Aufgabe, Pflicht, Freude und Arbeit
sein, aber dein Sinn ist anderw�rts gesichert. Dein Wesen ist: Gott liebt
dich.� Darum wirst du nicht Besitz f�r
dein Wesentliches halten; du wirst nicht deinem Geld vertrauen, wirst es flie�en
lassen; anwenden wirst du es zum Guten. Du wirst Geld nicht zum G�tzen machen,
sonst m��test du ja leben um Geld zu vermehren- so ein j�mmerlicher Sinn. Du
wirst nicht Irdisches zu Gott hochstilisieren, du nicht.
�Auch ein Mensch wird
dir nicht ein und alles. (Dennoch, von "Ein feste Burg ist unser
Gott" sing ich, so v�llig unbedroht, nicht die Strophe: "Nehmen sie
den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib- la� fahren dahin...", dieses Bekenntnis
ist gn�dige Eingebung in� h�chster Not
und sollte nicht auf Vorrat gesungen werden.) Ja, la� dir� Niemanden�
zu "sowas wie Gott" werden,�
keinem sage: "Du geh�rst mir"; du wirst ihm auch nicht sagen,
"ich geh�re dir, mach mit mir, was du willst"; Leibeigenschaft ist
doch abgeschafft. Ja, Im Liebesgefl�ster zwischen Traum und Tag kann sowas vom
Kissen ins Ohr tr�ufeln aber dahinter wei�t du doch, da� du dem Unendlichen
geh�rst. Und darum lockst du auch keinen auf eine falsche F�hrte, du f�ndest
etwa Gefallen� an seinen Machtgel�sten-
wieviel Anma�ung und Gewalttat lodern auf um zu imponieren- und mit schuld ist
der, der anstachelt durch Beifall statt Ekel zu zeigen.
Dein Verlangen nach Zugeh�ren kann dich einem nahe bringen,
doch du wirst ihn nicht verg�ttern, wirst ihm nicht sagen, ohne ihn k�nntest du
nicht leben; wenn du ihm gut sein willst, st�rke sein Selbstbewu�tsein
auch� mit Kritik; halte ihn auf dem
Teppich. Der N�chste darf dir Engel sein, Gef�hrte, Anhalt f�r Gott, sein
Griff, aber nicht Gott selbst.
� Dir ist Gott
"Schutz und Schirm in allem Argen". So wirst du mit Gottes� Namen keinem� Angst machen. Auch wenn du mit Heiligem zu tun hast, wirst du dir
nicht die H�nde k�ssen lassen. Du betr�gst dich nicht durch Verehrtwerden. Du
machst deinen Dreck alleine weg. Selbst Jesus lehnte ab, sich "guter
Meister" nennen zu lassen ( Markus-Ev. 10.18).�
� Du wirst Religion
nicht mi�brauchen zum Furchteinfl��en, etwa mit der Drohung: "Gott sieht
alles", oder er liebe nur, die ihn verehren, oder Vaterlandsliebe sei sein
Gebot. Du verdammst niemanden. Wenn du (d)eine Untat S�nde nennen mu�t, sage,
da� dieses Tun Gott verdunkele aber auch als Umnachtete l��t uns Gott nicht
fallen. Dir ist Gottes Name voll G�te, du glaubst, er versteht dich auch mit
deinen verqueren Gef�hlen. Du brauchst ihn als Fluchtpunkt deiner Reue.
�
Du wirst Gott nicht mi�brauchen als Leistungserpresser bei
anderen. Wo mit Gottes Namen Furcht eingefl��t wird, da wird sein Name
mi�braucht. Wie konnte nur so viele Male Angst und Schrecken verbreitet werden
im angema�ten Namen des Herrn? Der sagte von sich: "Ich bin nicht gekommen
zu richten sondern zu retten" (Johannes- Ev. 12,47).
�Du hast Halt in
Gott, h�ltst Irrungen und Wirrungen hier aus: Wer wir sind, was uns ausmacht,
ist dir jenseits von Menschen garantiert. Also wirst du endlich nicht mehr
Beleidigungen f�r bare M�nze nehmen und auch�
anderen ihre Ehre bewahren helfen.
�Auch h�ltst du die
Unsichtbarkeit Gottes aus, belegst also nicht Sichtbares mit Gottes Namen. Du
h�lst das Auf-dem-Weg- sein aus, bezeichnest kein Hier und Jetzt als dein
endg�ltiges Zuhause. Du �bst das: "An keinem wie an einer Heimat zu
h�ngen" (nach Hermann Hesse).
�Du h�ltst den in die
M�hen verwickelten Gott aus, du suchst keine Gemeinde der Lichtgestalten, die
alles B�se auf� "die da
drau�en" schieben.� Du nennst nicht
einen Einzelnen "Hort der Wahrheit", einfach schon weil dein Inneres
auch von Gott wei�.
�Du wirst keinen
m�sten durch Nach-dem-Munde-reden oder Anhimmeln. Teenager, Girlies d�rfen noch
in Ohnmacht fallen vor Kinderbands. Erwachsen geworden wissen wir, jeder Mensch
ist hilfsbed�rftig, keiner ist komplett. Kein Mensch ist die� Unterw�rfigkeit eines einzigen Menschen
wert, wir sind alle der Vergebung bed�rftig. Und wem viel anvertraut ist, dem
wird viel abverlangt (Lukas-Ev. 12,48); Also verdirb niemanden durch zuviel
Verehrung.
�Du wirst dir von
keinem Menschen sagen lassen, was im Namen Gottes, gut und b�se sei.� Alles sei dir Vorschlag, Erfahrung,
Information, Rat soll dir zu denken geben: "Pr�ft alles, und� das Gute behaltet",� sagt Paulus (1. Thessalonicherbrief 5,21)
und h�lt so fest, da� du die Instanz bist, zu pr�fen, was dir als gut und b�se
einleuchte. Du wirst also auch keine Kirchenleitenden �mter erstreben, in denen
st�ndig die Gefahr lauert, da� du anderen vorgibst, was sie f�r gut zu halten
haben.
Der Freispruch zum eigenen Gewissen als letzter irdischer
Instanz l�dt viel Verantwortung auf. Darum w�nscht sich manch einer den� F�hrer, den Guru, den Unbestrittenen, der
sagt, was gottgef�llig sei. Dieser Wunsch hofiert die Mi�braucher des Namens
Gottes- die beuten aus unser vielleicht vorhandenes Bed�rfnis nach Strafe und
Unterwerfung, die ketten an ihre Person, sie f�hren in Vorschriften gefangen.
Sie mi�brauchen den Namen Gottes �ber die Ma�en, weil sie mit einem Horror-Gott
�ngsten. Sie schinden� Seelen statt mit
Jesus zur Freude, zur Heilung zu helfen.
� Ein wichtiger Name
ist "der Gott der Geduld und des Trostes" (R�merbrief 15,5). Ihm
vertrauend, bezeichnest du� nicht
anderer Menschen Leid als Strafe. Viel B�ses bleibt auf Erden unges�hnt, viel
Wohltat unbemerkt. Du wirfst dich nicht zum Beurteiler auf. wir haben noch
nicht den �berblick, sehen nicht aus der Vogelperspektive auf die Geschichte
herab. Sicher gibt es Leiden, die sind Folgen unseres Tuns, aber andere
Gebrechen gehen mit dem Menschsein einher, bei einem mehr, beim andern weniger.
Du kannst dir� deine Krankeit Strafe
sein lassen; Du kannst deinen Schmerz dir als Bu�e gelten lassen f�r deine
Schuld. Aber du wirst anderen nicht ihre Krankheit deuten als auferlegt und
verh�ngt. Und wirstdoch erinnern an das Wesentliche am Christsein: wir d�rfen
die Vergebung der S�nden glauben als geschehend. Krankheit soll in Gottes
Sch�pfung nicht sein, sonst h�tte Jesus doch nicht heilen d�rfen. Vom
vermeintlich strafenden Gott freisprechen, war Jesu Beruf.
Mir erscheint jedenfalls die Vorstellung l�sterlich, Gott
z�chtige mit gezielt ausgeteilten Plagen.
�
�"Du soll den
Namen Gottes nicht auf Wahnhaftes setzen!"- so Martin Buber:� Du kannst zwischen Tr�umen und Alptr�umen
unterscheiden.
Du wei�t die Toten in Gott geborgen. Du beschw�rst sie
nicht, rufst sie nicht herab, du versuchst nicht, dich in Trance zu versetzen.
Du respektierst die Grenze. Du kannst dir Schicksal geschehen lassen, kannst
loslassen. Du wei�t, da� der geliebte Mensch Gottes Geschenk war �auf Zeit.
�Gegen sogenannten
Teufelsaustreibungen oder Geistheilungen sei skeptisch. Diese sakralen
Exotismen vermehren wirkliche Leiden, weil sie wieder den Kranken beschuldigen
oder zum� Werkzeug erkl�ren, und
"bedienen sich des Kreuzes wie eines Wurfgeschosses"(Albert
Camus).�
�Auch wolle nicht
wissen, was in der Zukunft f�r Dich bereitet wird.�� Du meinst nicht, mit�
irgendwelchen Praktiken den Schleier �ber der Zukunft heben zu k�nnen.
Wer angeblich hellsehen kann, den brauchst du nicht. Mondkalendergl�ubig wirst
du auch nicht. Und wer meint, sein Schicksal sei im Laufe irgendwelcher Sterne
verlautbart, dem winke ab. Was an "Engeln, M�chten und Gewalten auch noch
so da sein sollte, ist unter Gott- nichts kann uns von ihm scheiden".
"Denen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Besten" (R�merbrief
8,38.28) . Auch dienen sie ja dem Kommenden zum Besten, und lassen sich das
Kommende zum Besten dienen.� Geradezu
kontraproduktiv w�re, den Ausgang der Aktionen schon vorher zu wissen. Denn
w��te ich vom garantiert Heilankommen bei der Autofahrt, w�rde das mich
fahrl�ssig machen- und so w�rde ich gerade das Gegenteil der Prophezeiung
betreiben.- Da� uns alles zum Besten diene, ist verhei�en. Solch ein Vertrauen
er�ffnet weiten Raum, bis hin zu der verwegenen Aussicht: "Und kommt es
anders, als wir erbitten, kommt es besser" (Martin Luther). Du kannst
akzeptieren, was war.� Und was ist, ist
dir noch zur Bearbeitung anvertraut.
� Den Namen Gottes
nicht mi�brauchen� hei�t auch: Keine
Formeln verpflichtend machen, keine auswendig gelernten Gebete, kein gestanztes
Glaubensbekenntnis als Ausweis f�r richtigen Glauben fordern. Wir sagen es zur
verbindenden Erinnerung,� auch als ein
Kennzeichen unserer Kirchenzugeh�rigkeit; aber damit alle mitsprechen k�nnen im
Gottesdienst, sollten wir mit den alten Worten der Kirche die Grundlagen
christlichen Glaubens "benennen", nicht "bekennen".
�berhaupt: Gott bekennen nur im Eisenkleid biblischer Zitate, das hie�e, die
Macht, das Lebensgeheimnis, die Pers�nlichkeit hinter allen Personen zu
verkennen.
�Auch Predigt ist
nicht schon Wort Gottes, weil sie von der Kanzel kommt. M�ge das Wort neue� Erfahrung mit Gott dir in deinem Seelengrund
entz�nden- dein Ich mag dann sagen: Amen, ja, das ist mir gute Botschaft
geworden. Auch,� ob ein Bibeltext dir
als Evangelium aufleuchtet, das wird sich dir zeigen. Ob ein Konfirmationswort
dir zum Segen geworden ist, wird sich weisen. Dann ist es dir Gottes Wort
geworden und nicht Papier dir geblieben.
Wieviel Predigten Mi�brauch des Namens waren- jeder Prediger
kann nur bitten, da� ein K�rnchen Wahrheit mit ausgestreut ist zwischen all den
Richtigkeiten, dem Wortgedrechsel. Ob eine Predigt "Br�cke wird vom alten
Wort ins neue Leben" (Theodor Fontane), ist Sache des Heiligen Geistes.
�Auch die Bezeichnung
"Wort Gottes" f�r den Wortbestand der Bibel ist nur eingeschr�nkt
richtig. Denn Gott redet doch auch heute, in Sprache von Heute, und zitiert
sich nur eher selten. Seine Offenbarung ist auch heute mitten unter uns im
Anbruch.
�Ich brauche Gott als
den Adressaten meiner Bu�e, meines Dankes, meiner Klage; ich sehe darin
geradezu die Pointe seiner Existenz f�r mich.
"Du sollst den Feiertag heiligen"- Das dritte
Gebot
�Ausf�hrlich: " Gedenke des Sabbattages, da� du ihn heiligest.
Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebten Tage
ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch
nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht
der Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der Herr
Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am
siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn" (2.
Mose 20, 8-11).
I� Zeit f�r Tun und
Lassen
II Das Leben heiligen: Schatzhaus Kirche�
�Dem dritten Gebot
haben viele Generationen Begr�ndungen nachgeliefert, darum ist es so lang. Der
Kern des Sabbatgebotes ist:� Diene Gott.
Sechs Tage Herden-oder Felddienst, dann ein Tag Dank- und Bittdienst dem Geber
von allem, das mag fr�h der Rhythmus gewesen sein. Denn man wu�te: "Wenn
du, Gott, ihnen gibst, so sammeln sie...verbirgst du dein Antlitz, so
erschrecken sie, nimmst du weg ihren Odem, so werden sie wieder zu Staub"
(Psalm 104, 28f); die Verbindung zur Gottheit mu�te gepflegt werden. Er schien
seinen Anteil von der Ernte abbekommen zu wollen, er schien den Rauch-Duft von
Weihrauch und Widder zu genie�en.
� In der Geschichte
von Kain und Abel und auch noch sp�ter, richten die Menschen pers�nlich ihre
Bitt- und Dankopfer aus, je nachdem, was vorlag. Vom Mondkalender her und� wegen der Abfolge von Saat und Ernte feierte
man seit Menschengedenken in Gemeinschaft; und mit Priestern, die die so
kompliziert scheinende Verbindung zum Allm�chtigen handhabten.�
�Das Sabbatgebot hat
seine letztliche Formulierung erst erhalten, seit� eine Priesterschaft am Tempel formiert war, die den exaktem
Kalender der Feste und Feiern f�hrte und ausbaute, die auch die Opfer und
Gebete in ausgekl�gelten Gottesdiensten mit ausgefeilten Liturgien� gestaltete (und sich auch damit wichtig
machte).� Auch brauchte es die
ausgef�hrte Sch�pfungsgeschichte, die f�r ihre Zeit wissenschaftlich exakt, die
Abfolge der Werke darstellte (und zwar Sch�pfung als Entwicklung).
Der siebte Tag als Ruhetag gefa�t, beschreibt Gott sehr
menschlich, als den T�pfer (z.B.), der auch mal seine Ruhe haben mu�.
Hochtheologisch ist eine andere Idee: Fr�her war Voraussetzung f�r gute Zukunft
die gute Herkunft. Gott kann und wird einst von allen seinen Werken ruhen und
mit ihm alles Gesch�pfte, weil er schon anfangs, im Ursprung ein Abbild davon
geliefert hat. Im Altertum lag das "goldene Zeitalter" immer am
Anfang, im Ursprung der Dinge, darum wird es auch wiederkommen-nach dem Motto:
Wunderanfang, (darum) herrlich Ende.
�Der Sabbattag bildet
ab, nimmt vorweg, ahmt nach und entwirft voraus das K�nftige (und das
Urspr�ngliche) in der Gegenwart; das Fernziel "ewiger Friede" kommt
"en miniature" im Nahziel als Sabbat. Der Sabbat ist Verm�hlungstag
mit Gott, da ist man schon eins mit allem- da sind wir auch untereinander
gleich, da spielen soziale Unterschiede keine Rolle mehr, auch das Tier darf
ausruhen, auch der Fremde ; da wird jeder zum priesterlichen Menschen.������������������������������������������� ����������������
�Zu Jesu Zeit war das
Sabbatgebot gewuchert zu einem Katalog von Verboten, Jesus wird Gesetzlosigkeit
vorgeworfen, weil seine Freunde am Sabbat sich ein paar �hren raufen und die
K�rner auspulen- aber Jesus stellt das Gebot vom Kopf wieder auf die F��e:
"Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, nicht der Mensch um des
Sabbats willen" (Markus-Ev. 2,27).
�Der Sabbat, den
Christen der Sonntag- der Auferstehungstag des Christus- ist eine der ersten
sozialen Gro�taten, die der Menschheit eingegeben sind: Neben der Abl�sung des
Menschenopfers durch Tierdarbringung (Isaaks Opferung,1. Mose 22) und der
Umwandlung der unbeschr�nkten Rache in eine gez�hmte ("Auge um Auge",
mehr nicht- 2.Mose 21,24), h�lt das Sabbatgebot fest: der Mensch ist mehr als
Arbeiten und Essen- er ist auch, was er denkt: Um Gott sich k�mmern, ern�hrt
die Seele. �������
���
Es w�chst die Zahl derer, denen zu "Gott� nichts mehr
einf�llt, die ihn auf sich beruhen lassen. So mu� man auch jeden Gottesdienst
ganz von vorn denken, mu� fragen:� Auf
welcher Ebene spielt sich Gott ab, bei mir, bei den anderen? Wann� ist "Gott" nennen �berhaupt am
Platz? Doch, wenn es um den Sinn geht, ums Ganze! Ist das Wort "Gott"
nicht die geniale Abk�rzung von Allem? Gott ist jedenfalls das Herz von Allem.
"Wer lebt es denn? Lebst Du es Gott, das Leben� (Rainer M. Rilke)? Ist ein
Sinn, der nicht vergeht und "dessen Natur es ist, aus nichts etwas zu
machen� (Martin Luther)? - Der dann auch die Proportionen gibt?
�
�Der Floh mi�t sich
am Hund; der Hund mi�t sich am Menschen. Der Mensch mi�t sich an? Messen wir
uns an V�tern, M�ttern, Kapazit�ten, Helden�
dann m�ssen wir immer mit h�ngender Zunge leben. Denn es gibt immer
welche, die besser, schneller, reicher, kl�ger sind. Wenn wir unterworfen w�ren
der Hitparade irdischer Werte, m��ten wir rackern ohne Ende, m��ten zu
Sch�nheitsoperateuren, m��ten fitter und kl�ger werden, immermehr, und k�nnten
nur seufzen: "Wann werd� ich erl�st aus diesem M�use-Laufrad-Leben?"
�Doch wir haben eine
zentrale Instanz, an der wir unser Ma� nehmen d�rfen. Das ist kein Fremdes. Wir
verzehren uns ja nach einem Auge, das uns �berblickt, das mein/dein wahres
Wesen ans Licht bef�rdert. Das ist das Christenwissen im Kern: Es ist einer da,
der dich erhebt wie eine k�stliche Perle, der dich freispricht zu deinem Ma�.
Wie du gern leben willst, so geschehe dir im Rahmen der Umst�nde.��������������������������
� Das passende Gebot
dazu� hei�t:
Arbeite mit, da� das Leben dir seinen Ertrag gibt. Aber den
Feiertag sollst du heiligen.
Wir sind "eine�
Gesellschaft mit beschr�nktem Arbeitsbedarf� (Botho Strau�). Wir lernen
wieder, da� es uns gut tut, arbeiten zu d�rfen.� Es ist in uns eingepflanzt vom Sch�pfer die Lust, selbst was zu
erschaffen.- (Darum scheinen auch Frauen, weil sie (potentielle) Geb�rerinnen
sind, schon vom Ursprung her einen Vorsprung Selbstgewi�heit vor dem Mann zu
haben, der erst mal was zustande bringen mu�.) Ein Haus bauen, Brot backen,
B�ume pflanzen- ist unmittelbar einleuchtende, sinnvolle Arbeit.�������������� ����������������������������������������������������������������Aber
fragt man, wo die Werte geschaffen werden, denken wir nat�rlich an
Industriearbeit und Handwerk und Landwirtschaft, also an das produzierende Gewerbe.� Heute wird ein Vielfaches pro Arbeitskraft
hergestellt, wir brauchen f�r die Produktion immer weniger Zeit: Vor 100 Jahren
wurde der Eiffelturm aus 7000 Tonnen Stahl gebaut. Heute, k�me man mit 2000 t
aus, weil haltbarer. Heute kann ein Arbeiter so viel Stahl produzieren wie
damals drei�ig.� Also m��te man heute
mehr als 100 T�rme bauen um gleich viele Menschen zu besch�ftigen wie damals
f�r den einen Turm.�
�Das l��t uns achten
auf die Berufe, die Dienste leisten: Die pflegen, verteilen, verkaufen,
unterrichten, leiten, unterhalten, bewirten: Die dienstleistenden Berufe
besorgen auch Werte. F�rsorge, Ordnung, Wissen, Recht, Bildung, Frieden sind
doch wahrlich auch Werte.
�Und die nicht dem
Erwerb dienende Arbeit mu� wieder zu Ehren kommen: Kinder erziehen, ein Zuhause
erarbeiten und erhalten auch f�r andere; jeden Tag durch Putzen, Sp�len,
Einkaufen, Kochen den alten Zustand wieder herstellen; und Menschen beh�ten,
pflegen, sie in ihrer W�rde best�tigen, ist Arbeit am Gelingen von
Gemeinschaft.
�Die ehrenamtliche
Arbeit ist kostbar -und� unbezahlbar.
Wir m�ssen uns die Arbeit zur�ckholen von den Hauptamtlichen, den Fachleuten.
Besser gesagt, die Fachleute m�ssen wieder ihre dienende, zuarbeitende Rolle
einnehmen. Die Unbezahlten m�ssen das Sagen haben, in Politik, Kirche, Kunst,
die Bezahlten werden (wieder) weisungsgebundene Zuarbeiter.
Es ist ja nicht so,�
als ginge uns die Arbeit aus, wir alle brauchen doch Hilfe von allen.
Hilfe macht Arbeit. Und auch die Liebe macht M�he. "Man m�ht sich, um das,
was man liebt. Und nur, worum man sich auch m�ht, liebt man� (Erich Fromm).
Bedenk nur, welches Fest du zuletzt gegeben hast. Schon lange nicht mehr? Du
klagst �ber zu viel freie Zeit? Lad ein�
zum� Nachbarschaft-Fest, eben so.
�Es ist ein Gl�ck,
da� wir zu eigener H�nde und Gedanken Arbeit berufen sind. Es ist Gnade, selbst
anpacken zu k�nnen und hoffentlich eine T�tig keit zu haben, die die
F�higkeiten des Aus�benden steigert. "Hindern dich Umst�nde an der
Entfaltung deiner T�tigkeit? Dann wirke auf die �nderung der Umst�nde hin und
du hast darin deine T�tigkeit� (Ludwig Hohl).
Herrlich, "wenn der Bauer die Ernte eingebracht hat vor
dem Regen und� ins Bett f�llt wie ein
St�ck Fracht� (Uwe Johnson). Es gibt auch Tage, da man entt�uscht von
Vergeblichkeit ist. Da hat sich viel angesammelt an unterdr�ckter Wut, z. B.
bei Taxifahrern,� die die� Ungeschicklichkeit der Privatfahrer t�glich
stundenlang aushalten, oder bei Lehrern. Die��
Bande oft eigenm�chtiger, vom vielen Fernsehen und Computerspielen� fast autistischer, ausgelaugter Kinder
fordert viel. Und dann kommt ein Daddy oder eine �berbeh�tende Mutter und sie
beschimpfen den� Lehrer, wollen ihm
P�dagogik erkl�ren, dabei beklaut sie zuhause�
deren Prinz/Prinzessin nach Strich und Faden.
�Ja es ist auch
M�hsal mit der Arbeit verbunden, vor allem wenn sie nicht ankommt gegen den
Hunger der Kinder und Obdach kaum besorgen kann.� Arbeitskraft verbraucht sich, Geldkraft vermehrt sich- dies ist
der� Fels der Ungerechtigkeit. Da� wir,
wenn wir gut bezahlt kriegen f�r unsere Arbeit, auch gut f�r die Gemeinschaft
l�hnen, sollte das Mindeste sein. Steuern wegdr�cken, hast du das n�tig?
Letztlich vermehrst du nur dein Erbe, und zwar f�r die , die� vielleicht nur� abgelenkt werden von ihrer Sache. - Steuern zahlen, auch f�r die
Kirche- gut, wer's kann. Er soll ruhig ein wenig stolz drauf sein.
�Das Wichtigste beim
Thema Arbeit aber ist: Der Gott, der selbst noch am Werk ist, die Sch�pfung zu
vollenden, ruhte am siebten Tag. Stark dieses Bild: Wir sind befreit vom
Rackern und Sorgen am laufenden Band. Mindestens ein Tag in der Woche ist uns
vom Herrn der Zeit zur Ruhe verordnet.�
Wir d�rfen m�de werden, Verantwortung abgeben, wir d�rfen feiern und
fr�hlich sein und es uns gut sein lassen. Auch nach getaner Lebensarbeit den
Kindern, den Enkeln, wenn�s gew�hrt ist, vom Balkon des Lebens aus
zuzuschauen� und sie� loben, anerkennen, sie f�rdern was das Zeug
h�lt, das sei uns geg�nnt.
�Wir sind
verantwortlich und zust�ndig im Rahmen unserer Begabungen und unseres Wissens.
"Einer trage des andern Last (mit)" (Galaterbrief 6,2); "was ihr
euch w�nscht von anderen, das tut ihnen auch"(Matth�us-Ev.7,12)!
"Arbeite, auch um dem Bed�rftigen was abgeben zu k�nnen"
(Epheserbrief 4,28). Aber du sollst den Feiertag heiligen, du sollst auch
ruhen. Gott hat das Leben so eingerichtet, da� von 168 Wochenstunden ein
Drittel Arbeit, ein Drittel Schlaf, ein Drittel Gemeinschaft, Freude,
Nachdenken und Spiel sein darf.�
�Den Feiertag
heiligen, hei�t nicht zuerst Kirchgang als w�re der Gottesdienst eine Arbeit,
mit der wir Menschen Gott dienen. Sicher freut sich Gott an unserm Dank, aber
Dankveranstaltungen sch�tzt er wohl nicht, es sei denn, wir brauchen sie. Wenn
wir danken dem Lebenshintergrund- oder wie du Gott nennst- ehren wir uns damit
selbst zuerst, weil wir zeigen, wir sind keine Klotzk�pfe, die sich nur selber
auf die Schultern klopfen. Aber Gott ist am meisten damit gedient, da� seine
Sch�pfung gern ist, was sie ist: also du gern du bist und andern hilfst, gern
sie zu sein. Dann entringt sich unsern beseelten K�rpern wie von selbst ein
"Lobe den Herrn� in vielen Strophen. Ja, auch wenn wir arbeiten: Aber Gott
ehrt uns, wenn wir arbeiten, doch er liebt uns, wenn wir spielen (Rabindranath
Tagore).�
��
Drei Felder zum Beispiel, wo Feiern gelingen m�ge:
Fu�ball: Mitjubeln, mit entt�uscht sein,� am besten im Stadion, jeder ein� Glied am Vereinsk�rper, man bildet die Lunge
f�r die K�mpfer da unten,� leidet mit,
siegt mit: Und geht dann hoffentlich wieder gern an sein Eigenes.
Oder das festliche Feld Musik:� Wenn wir gro�e Musik h�ren, sehen wir Gott aufkeimen, "Bachs
Werk ist doch gottgeb�rend, nach einem Oratorium, einer Kantate mu� Gott
existieren (Emile M. Cioran). Auch deine Seele ist von Musik unterkellert.
"Ohne Musik w�re das Leben ein Irrtum�
( Friedrich Nietzsche).
Und das weite Feld des Liebens: Es ist, als sch�pften wir
aus einem Brunnen, der uns beiden geh�rt, und wir reichen uns zu trinken, immer
wieder, ohne da� unser Durst nachlie�e oder das Wasser fad schmeckte... Die
Wechselseitigkeit, die zwischen uns ist, ist die Liebe, das Wasser des Lebens.
Liebe bessert einen (so schw�rmt Peter Nadas).
�
Fu�ball, Musik, die Liebesumarmung- Felder von Ganzheit tun
sich auf. Und der Gottesdienst zelebriert dies Zusammengeh�ren, feiert den
"Freudenmeister" Gott-Christus und�
benennt Gut und B�se, Geborenwerden und Sterben, Brechen und Bauen als
die zwei Seiten des einen Ganzen. Gottesdienst bringt zur Sprache, was wir auf
den Feldern des Lebens tun.
�Den Sabbat, den
Sonntag heiligen, den Tag des Herrn achten, das geschieht, wenn wir daraus
Kr�fte des Zusammenhaltes ziehen. Beten ist doch mich in Gott reindanken oder
reinweinen, je nachdem wie mir�s ist. Gottesdienst tut gut: Kirchenlieder
lassen einem das Herz aufgehen; Texte der Bibel kl�ren weiten Horizont, eine
Predigt kann st�rken, standzuhalten; und�
ich f�hle mich in der Gemeinde als Glied der Menschheitsfamilie.
�Vielleicht hat einer
auch beim Angeln umfassende Gedanken, aber Trost oder Mahnung der Natur h�ren-
da mu� man schon zwischen den Zeilen der Natur lesen k�nnen. Ja, "lieber
in Krog setten un an God denken als in Kark setten un an Krog denken,"
diese norddeutsche Weisheit stimmt schon, aber wer will im Krog sein Kind
taufen, wer dort mit andern deut- lich beten? Wir brauchen doch Lebensmut,
Gottvertrauen, die Zusage: Gut, da� du da bist und du bist, und zwar gesch�pft
aus Texten mit heiligem Ged�chtnis. Wir k�nnen unsere Gotteskar�tigkeit nicht
aus dem freundlichen Respektiertsein des Wirtshauses ablesen, auch nicht aus
unserm Besitz.
�Alles Wichtige ist
nicht zu kaufen. Geld kann uns ern�hren, Leben mu� man erleben. Da ist der
Schiedsspruch "Du darfst Feiertag halten� eine Offenbarung. So l�dt der
gro�z�gige Gott ein, du darfst jeden Tag deinen Feierabend halten. Und jede
Stunde nimm dir deine drei Minuten Auszeit: Bewu�t atmen ist schon eine Art
Gottesdienst; augenblicklich sp�rst du, wie Gott f�r dich arbeitet, du brauchst
nur mitzumachen. Du brauchst nur h�ren, wie es in dir atmet- wie Gott in dir
Atem sch�pft-� und auf dem Grund deiner
selbst ist Ruhe.� Und aus der Ruhe� kommt die Kraft.
�Heute wird viel von
der gesellschaftlichen Bedeutung des Sonntags gesprochen. Wohl wahr, der
Rhythmus der Woche mit dem freien Wochen- ende oder -anfang hat verbindende
Kraft. Aber in unserer arbeitsteiligen Welt ist schon jeder dritte Arbeitsplatz
gleitend. Die katholische Kirche unterst�tzt die Forderung nach Kirchgang durch
h�ufiges Angebot. Wir Evangelischen m�ssen auch irgendwo in der N�he wochentags
Gottesdienst mitfeiern k�nnen. Wenn unsere Kirchen geschlossen sind aus Angst
vor Vandalismus, kann doch ein freiwilliger Dienst stundenweise die Kirche
offenhalten, und der Pastor, die Pastorin richten da ihre Sprechstunde aus,
bestellen in die Kirche Menschen zu Gespr�chen, die Jugend bekommt auch einen
Seitenraum und der Organist, die Organistin �ben bei ge�ffneter Kirche. Kerzen
sind entz�ndet, auf dem Altar leuchten frische Blumen und ein G�stebuch h�lt
Platz bereit f�r Gebete und vor allem steht die Kirchent�r weitauf. Wir werden
die Kirchengeb�ude den Menschen zur�ckgeben; ein Geb�ude f�r zwei Stunden
Nutzung in der Woche ist nur Verschwendung und Denkmal der
Phantasielosigkeit.���
�Es bestand f�r die
Evangelische Kirche nie eine Chance, den Bu�tag als staatlichen Feiertag� zur�ckzuerstreiten, nachdem die Kirche
selbst diesen Feiertag blutleer liebelos blo� abgehakt hat. Aber das Get�se um
diesen Tag sch�tzte vielleicht die Feiertagsruhe f�r den Sonntag ein wenig
mehr. Im �brigen sind wir zur Freiheit berufenen Christen doch wohl auch f�hig,
den pers�nlichen Rhythmus zu finden. "Heilige den Feiertag" ist auch
Einladung: Such f�r Arbeiten und Beten, Feiern und Lieben dein� Gleichgewicht.
II
Das Leben heiligen: Schatzhaus Kirche�
�Kirche mit Zentrum
Gottesdienst manifestiert, gestaltet, sichert das Zusammengeh�ren der vielen Facetten
des Lebens.� Den Feiertag heiligen,
daraus Kr�fte des Zusammenhaltes ziehen- das ist vorz�gliche Aufgabe der
Kirche. In der schnell-lebigen Zeit zur Seite ger�ckt, ist sie n�tiger denn je
zuvor. Sie besorgt Lebensmut, Wertewissen, Zusammenhalt. Kirche b�rgt f�r das
Wesentliche:� Nicht Familie, nicht Volk,
nicht Besitz, nicht Egomanie machen uns aus, sondern� Kindschaft bei Gott und was daraus folgt: Talent zu leben.
�"Darin liegt
die Schuld dieser Zeit, da� sie immer des Schmerzes und des Zwanges bedarf, um
eine Wahrheit zu erahnen, die sich auch im Gl�ck findet, wenn das Herz seiner
w�rdig ist", sagt Albert Camus. Das kann die Substanz der Kirche
ausmachen: Die Wahrheit starrt� uns
qu�lend an, wenn wir mit unsern eigenm�chtigen Entw�rfen an die Wand geknallt
sind und zur Demut hingerissen� werden
durch Schmerz- aber Kirche hilft,�
"w�rdigen Herzens" im dankbaren Dasein die Wahrheit zu finden.
�Kirche gibt dem
Lebensbogen Halt. Dem zur Welt Gekommenen gibt sie mit�� der Taufe das Zeichen der Gottgeh�rigkeit;
Jugendliche konfirmiert sie in Vertrauen und Verantwortung, Paare best�rkt sie
im Glauben, einander anvertraut zu sein; beim Begr�bnis verk�ndet sie das
Nachhausekommen. In Ungl�cksf�llen, wo das Lebens-und Gottvertrauen zu
zerrei�en droht, beschw�rt sie Gottes Beiunssein. Auch der Staat, bei
Polizistenmord z. B., sucht den Gottesdienst, um die Sinnlosigkeit zu
bannen.��
Kirche h�lt auch die Fragw�rdigkeit des Augenscheinlichen
offen und� stiftet an�� zur Wahrheitsuche; "Nur Bares ist
Wahres"-� da h�lt sie gegen, auch
gegen "Alles, was machbar ist, mu� auch gemacht werden. Kirche stiftet an,
die Menschenw�rde zu sch�tzen, sie�
pflegt Fr�mmigkeit und Ehrfurcht, ruft den Staat auf, den Respekt vor
dem Einzelnen zu sichern� gegen die
Allgewalt des Marktes.
�Kirche ist vom Wesen
her Hort der Freiheit, weil der Gott der Liebe die Freiheit seines Gesch�pfes
Mensch will. Darum ist nur freiwilliges Zugeh�ren m�glich. Nat�rlich hat auch
Treue, Anh�nglichkeit, Solidarit�t mit Kirche ihren Wert, auch eine Kulturverpflichtung
ist achtbar-"Ich finanziere ja auch Opernh�user mit, ohne da� ich
hingehe", sagte einer und ein anderer: "Gerade, weil ich Kirche zur
Zeit nicht brauche, will ich , da� sie da ist f�r diejenigen in Not. Kirche ist
doch f�r Krisen da." Und ein anderer: "Ich bin religi�s nicht
musikalisch, doch es k�nnte ein Mangel sein. Darum trag ich Kirche mit."
�
Kirche mu� letztlich Freude machen, mu� Zugewinn an
Freundschaft bringen, Heimatgef�hl wahren, Trost bereit haben. Fr�her hatte die
Kirche "die heiligen Gnadenmittel", die Vergebung in den Sakramenten
zur Verf�gung. Heute hat das Evangelium von der bedingungslosen Liebe Gottes
gegen alle Kreatur die Menschen erreicht, jedenfalls soweit, da� keiner mehr
zur Kirche mu�, um sich das Jenseits zu sichern.
� Zweifel an der
Existenz Gottes geh�ren zur Allgemeinbildung. Aber der� Kinderglaube hat sich meist durchgehalten
und mit technischer Intelligenz vermischt zu eigenwillig zweckvoll- frommen
Weltbildern: Der Eigennutz profitiert davon, da� der andere am gemeinsamen
Gesch�ft weiter Interesse hat; Engagement f�r die eigene Tasche und Verzicht
auf grobe Steuerhinterziehung werfen auch Soziales ab. Fairne�, R�cksicht,
Toleranz ist in Ma�en vorhanden, auch Freundschaftlichkeit. Es wird beachtlich
viel gespendet. "Leben und leben lassen" und "Es mu� doch alles
gut werden"-sind noch als kleine M�nzen ehemals gro�er Glaubenssch�tze
g�ltig.� "Dienen" gewinnt wohl
wieder an Stellenwert, Pflege der Kunden braucht geh�rig viel Menschenliebe,
ohne soziale Kompetenz ist kein Aufstieg. Es stimmt wohl: "Weit �ber die
Bl�sse des offiziellen Kirchentums ist die Welt eine Christuserf�llte
Welt" (Eugen Rosenstock-Huessy).
Aber man will sich selten als aktiver Christ outen, allzu
viel Engagement hat Sektenanstrich. Regelm��iger Kirchgang riecht verd�chtig
nach Heuchelei-dabei ist es doch so: Fr�her war der Kirchgang konform, heute
das Zuhausebleiben.- Als Anma�ung gilt, da� kirchliche Instanzen �ber
geschlechtliche Dinge Urteile f�llen, die doch nur die Betroffenen selber angehen.
� Es gibt Anzeichen,
da� Kirche nach zwei Jahrtausenden von vielen in die "Abteilung f�r tote
Ideen" abgestellt wird und mangels �ffentlichen� Interesses und Geldes ganze Arbeitszweige� absterben. Es gibt die These, da� in den
�stlichen Bundesl�ndern die Zukunft der Kirche schon Gegenwart ist.
�
In den �stlichen Bundesl�ndern sind noch 25 Prozent der
Bewohner in der Kirche, in Westdeutschland noch 75 Prozent. W�hrend nur jeder
zehnte Westdeutsche jede Form von Gottesglauben ablehnt, soll dies im Osten bei
jedem Zweiten der Fall sein. Der letzte gesamtdeutsche Kirchentag vor der Mauer
versammelte in Leipzig 1954 noch 650.000 Menschen zur Schlu�versammlung; den
Abschlu�gottesdienst des ersten gemeinsamen Kirchentages nach der Wende 1997
feierten gerade 90.000 Teilnehmer, nur zu�
einem� Viertel aus
Ostdeutschland.� Mehltau scheint �ber
dem einst urreformatorischen Kirchenland zu liegen. Der Protestantismus scheint
seine kulturelle Kraft verloren zu haben, die in den Jahren der SED doch die
geistige Opposition n�hrte.��
�Die staatliche
Kirchenfeindschaft von 1933 bis 1989 hat zwei, drei Generationen mitgepr�gt,
jegliche �ffentliche �u�erung von Religion war verachtet, biblisches Wissen
wurde aus dem Kanon der Allgemeinbildung getilgt, Christen waren von
gesellschaftlich relevanten Berufen ausgeschlossen, die westdeutschen Kirchen
als NATO-Kirchen niedergemacht. Die Jahre z�hlten nicht mehr� "nach Christi Geburt", sondern
"nach unserer Zeitrechnung". Volker Kre�, der s�chsische Bischof
erz�hlte von einer Begegnung mit einem Schweriner Paar in einer Kirche; das
Paar wunderte sich �ber das Kreuz im Altarraum: "W�rden Sie uns mal sagen,
was diese h�ngende Figur bedeutet?" Aber f�r Deutschland insgesamt
forderte Bischof Lehmann�
Religionsunterricht mit Leidenschaft, damit nicht mehr und mehr
"Golgatha mit Colgate verwechselt werde."�
�In ganz Deutschland
lassen weniger Eltern ihre Kinder taufen, weniger Jugendliche gehen konfirmiert
ins Leben, weniger Paare lassen sich trauen, weniger Menschen werden mit Vaterunser
zu Grabe getragen. Weniger Kirchensteuern werden gegeben, Pfarrstellen werden
zusammengelegt, diakonischen Einrichtungen dezimiert, Kirchenpresse mangels
Abonnenten eingestellt. Die gro�e Steuerreform wird scharfe Schnitte besorgen
und die Europ�ische Gemeinschaft k�nnte gar das ganze� Kirchensteuersystem kippen. In Zukunft werden Kirchenvereine
erbl�hen, wo Menschen Kirche von Herzen wollen. Anderswo werden Kirchen
schlie�en, Seelsorgende m�ssen von weiterher herangerufen werden. Da�� man noch seinen Pastor, seine Pastorin hat,
ist schon heute nur noch ein Sonderfall. Bald wird zum Betreten der Kirche ein
Geldst�ck erbeten, eine "church-card" ist von besonders smarten
Hirten schon auf den Weg gebracht. Dann ist der Pastor nur f�r seine (zahlenden)
Mitglieder da. Er wird sich tummeln m�ssen, denn er wird auf Pr�mienbasis
bezahlt, Eintritte werden Pr�mien bringen, Austritte schlagen auf sein Konto
als Minus durch. Dann wird er gezwungenerma�en�
kundenfreundlich, oft �ber seine Kraft. Er macht der Gemeinde Freude
oder er wird vom Vorstand� entlassen.
�Unternehmerische
Mitmenschen sehen in der Vereinskirche auch eine Chance: Die Gemeinde k�mmert
sich, sie stellt was auf die Beine oder passiert anderswo. Der Pastor wird mehr
Zugpferd, Anleiter, Trainer, Veranstalter, Unterhalter, Anreger,� Anzetteler von Gemeinschaft. Er wird mehr
Hausbesuche machen, mehr Jahrestage bedenken, mehr Feste� festlich gestalten. Jedenfalls werden sich
Gemeinden� menschenscheue oder
linkische, schweigsame oder schwierige Pfarrer immer weniger gefallen lassen-
wer Menschenfreundlichkeit nicht zeigen kann, dessen Aufmerksamkeit z�hlt
nicht. Zuk�nftige Seelsorgende werden erfolgreich sein oder weggeschickt; sie
sind frohe Kunde f�r die Menschen oder werden gek�ndigt.��
Aber was ist Erfolg bei Kirche? Wahrheit ist nicht mit
Beifall zu messen. Eine volle Kirche ist noch kein Beweis f�r N�he von Heiligem
Geist, eine leere Kirche allerdings auch nicht. Aber eins ist klar: Wahrheit
ist nie langweilig. Wenn also Menschen in der Kirche sich langweilen, verfehlt
der Pastor/ die Pastorin leider diese Menschen und hat darum f�r sie keine
Verhei�ung und ist auch keine.������
�Vorbei sind die
Zeiten, wo der, der mit Heiligem umgeht, f�r heilig gehalten wird. Immer mehr
wird die Person das Amt tragen, die Menschlichkeit des Seelsorgende wird das
Amtliche, wo es noch n�tig sein sollte,�
ertr�glich machen Kein Taufwunsch wird bald mehr abgelehnt,� weil Eltern nicht der Kirche angeh�ren-
dieses Amtliche war immer herrisch verderbt, endlich ist es kraftlos.��
Noch kann Kirche fl�chendeckend wirken, kann in Dorf oder
Stadtteil die Service- Station sein f�rs Seelische und Soziale. Gut, wenn die
Kinderg�rten noch bei der Kirche sind und die Sozialstationen wenigstens in der
N�he. Die Ausgliederung der Familien-, Ehe-. Abh�ngigen-Beratung in diakonische
Zentren war aus Kostengr�nden unvermeidlich, beraubte aber die Gemeinden und
nahm den Mitarbeitenden ihren Wurzelgrund Ortsgemeinde- In manchen Gro�st�dten
sollen weniger Menschen zum Gottesdienst gehen als es dort kirchliche
Mitarbeiter/innen gibt- ein Alptraum, wenn das stimmte.
�Noch ist
Gottesdienst und Seelsorge fast nebenan zu haben; ob sie noch erneuert und
reformiert werden k�nnen, ist die Frage. Sonst wird vieles platt gemacht von
der gro�en Walze Effektivit�t. Zurecht bezahlt die Gesellschaft nur, was sie
braucht. Aber� der Markt richtet nicht
alles. Bibliotheken, �ffentliches Fernsehen, Theater, Konzerte rechnen sich
nicht und doch sind sie wichtig. Einander verstehen; merken, was wir einander
antun, f�r Innen sorgen-� das mu�
sein.��������
�Sicher nutzt man
Kirche in verschiedenen Lebensphasen verschieden und �ber Jahre hin vielleicht
auch gar nicht. Aber da� Kirche bleibt, daf�r sind die allermeisten
Mitmenschen. Allein schon, da� in Urlaubszentren doch fast jeder auch den Dom
betritt und mit einiger Andacht die hohen Hallen und ernsten Antlitze auf den
Bildern mustert; allein schon, da� man sich in eine Bank setzt und Stille in
sich einkehren l��t, das entbindet in�
uns doch Gef�hle von Ganzheit und Zugeh�ren. Kirchen m�ssen sein als
Heilorte allerorten. Noch da� Kirchen mit oft menschenverachtenden Parolen
beschmiert werden, zeigt ihren hohen Stellenwert als Klagemauer und als
Beschwerdestelle, die noch zu Gott einen Draht hat.
�Wichtig ist im
Wohnquartier eine Stelle, die f�r Menschlichkeit zust�ndig ist� neben Arzt und Laden, Schule, Polizei und
Nachbarn. Wo man reden kann und weinen, sich Rat holen kann und Vergebung,
Lebensmut und Selbstvertrauen- also Seelsorge. Und wo die Quelle f�r Lebensmut
und Lebensma� sprudelt, wo das Feuer der christlichen �berlieferung W�rme
abstrahlt:��������� Gottesdienste
f�rdern das hei�e Medium Gottvertrauen,�
verfl�ssigen unsere Inneres durch Musik und Gebet. Menschen singen und
beten mit, sprechen sich vor Gott aus und gehen gesegnet wieder an ihr Eigenes.
������
�Schl�sselfigur auch
der Kirche der Zukunft bleibt wohl der Pastor, die Pastorin; der� Hirte, die Hirtin; nicht kirchenbeamtet
unbedingt, aber geistvoll, menschenfreundlich, zuh�rf�hig, verbindend, Spezialist
f�r Lebensl�ufe -der gute Mensch von nebenan. Je weniger Volk und Familie die
Menschen zentriert und je mehr als wichtigste F�higkeit die Zahlungf�higkeit
gilt, desto flacher verwurzelt in sich sind die Pers�nlichkeiten. Wir brauchen
das Eingebettetsein in ein Gutes Ganzes, wof�r der priesterliche Mensch der
B�rge ist.
Wir brauchen seelenkundige Mitmenschen, die Spezialisten
sind f�r besch�digtes Leben; und Predigende, die Fr�hlichkeit verstr�men und
Lebenskunst uns beibringen anhand des Vorbildes Jesus und ernst uns auf die
christliche Pflicht zur� N�chstenliebe
hinweisen. Sie m�ssen hinh�ren, auf die Mitmenschen, auf die Erinnerung
geschehener Gottesbegegnungen und auf den inneren Dialog, der sich (hoffentlich)
in ihnen mit dem Ewigen begibt.�
�Auch w�re� ihnen ein Hauch Charisma zu g�nnen, womit
selbst� D�monen in den Dienst des Guten
zu zwingen sind. Sie sollen� nicht
guthei�en, was Tand oder Schlimmeres ist; sollen nicht segnen, was Verderben
bringt; Fachmensch f�r Beziehung sollen sie sein mit einer unsichtbaren
Nabelschnur zum Heiligen, offen sollen sie sein, zugewandt� und verschwiegen. Nach Besuch bei ihm soll
man sich besser f�hlen, weil man einen Menschen traf, der Prediger, war und
Ratgeber, Tr�ster Geschwister� und
Im-Selbstbewu�tsein-St�rkender.
Die Schwierigkeit, Pfarrer/in� zu sein, liegt in der �bereinstimmung von Person und dem, was
er/sie mitteilen soll. Immer weniger tr�gt das Amt die Person, immer mehr
�berzeugt nur der Mensch. "Brief Christi"� sind nach Paulus (2. Korintherbrief 3,3) die Christen, Salz
sollen sie� sein, Licht (Matth�us-Ev.
5,13f). Was Nietzsche den Christen vorwarf: "Erl�ster m��ten sie aussehen,
wenn ich an ihren Erl�ser glauben soll", gilt erst recht f�r die
Hauptamtlichen.
�Ein anderer Schmerz
der Pastoren ist:� "Als B�rge f�r
morgen klopfen sie an die T�r und als B�rge f�r gestern werden sie
eingelassen" (Ernst Lange). Aber in der hetzenden Zeit, wo so viel
Bindungen rei�en, ist ein vertrautes Gesicht schon eine vertrauensbildende
Ma�nahme des Lebens.�
�
�Den Feiertag
heiligen- wenn Kirche daf�r was tun will au�er Sonntagsarbeit zu verp�nen, dann
soll sie Gottesdienste halten, die eine Lust sind. Aber weil man das nicht
"machen " kann, werden soviel Verlautbarungen produziert und immer
noch Liturgien zelebriert, als m��te ein orientalischer Gottk�nig� bes�nftigt werden.�
�Wahrheit will eine
gemeinsame Sph�re erzeugen (Peter Sloterdijk). Und die darf nicht langatmig
sein. Was jeder f�r sich ist, in seiner Einmaligkeit und dann noch, was wir
zusammen sein sollen, das ist wunderbar, ergreifend, ansteckend. Aber Farben,
T�ne, Bilder, Bewegung m�ssen hinzu, damit wir uns f�hlen k�nnen und� Denknahrung und Erlebnisse mit nach Hause zu
nehmen sind. Wenn die Kirche aus ist, f�ngt der Gottesdienst der Woche an; mit
aufgetankter Seele, hoffentlich.
Die Gemeinde h�lt Gottesdienst und Seelsorge; der Pastor,
die Pastorin ist nur erster Diener, erste Dienerin der Gemeinschaft- was
zuallererst an den Ehrenamtichen sich zu bew�hren hat.�� Alle Mitarbeitenden haben hoffentlich ein
von Freundschaft erleuchtetes Wesen. Die Damen und Herren des Kirchenvorstandes
betreiben Gemeinde mit anderen, die zu Arbeitsgruppen und Spiel, Denk-und
Nachbarschafts- Projekten sich zusammenfinden. Und so n�tig ist es, die Kinder
einzuweisen in die Mutmachgeschichten der Christenheit.���
�Der allerwichtigste
Rohstoff f�r Zukunft ist das Wissen, da� wir dem geh�ren, der die Quelle der
Zeit ist. Gott, die lebendige Mitte, steht zu uns in lebendiger Beziehung und
wir zu ihr; und darum wir untereinander auch.�
Dies Wissen bewahren und gestalten, daf�r ist Kirche da und wird im
Rahmen dieser Sorge immer n�tig sein. Darum keine Angst, kleine Kirche.
Du sollst deine Eltern ehren, du sollst deine Kinder ehren.
-Das vierte Gebot
I "Du sollst Vater und Mutter ehren" (2. Mose
20,12).
����������� "Der
Eltern Segen baut den Kindern H�user; Eltern verachten bringt �������������������������� Schande�� �ber dich selbst" (Jesus Sirach
3,11.13).
����������� "Und
ihr V�ter, reizt eure Kinder nicht" (Epheserbrief 6,4).�
II� Kinder als Segen
III Muttertag- Elterntag: R�ckblick im Dank
I "Du sollst Vater und Mutter ehren" (2. Mose
20,12).
�"Das Gebot
fordert", so Martin Luther, "da� man die Eltern f�r herrlich und wert
halte als den h�chsten Schatz auf Erden. Darum man in Worten auch z�chtig mit
ihnen spreche, sie nicht b�se anfahre, nicht gegen sie poltere sondern man
lasse sie recht haben und bei�e sich auf die Lippen, wenn sie auch mal den
Bogen �berspannen. Und man diene ihnen mit Leib und Gut, helfe und besorge wenn
sie alt, krank, gebrechlich oder arm sind, und solches nicht nur gern sondern
mit Demut und Ehrerbietung als f�r Gott getan. La� sie nicht Not leiden sondern
setze sie �ber und neben dich und mit ihnen teile, was du hast und vermagst."
�Dagegen Marie Luise
Kaschnitz in ihren Aufzeichnungen: "Es ist, als l�ge kein Segen mehr auf
der alten Eltern-Kinder-Beziehung, wobei man an die �u�ersten F�lle, wo S�hne
ihre V�ter verpr�geln oder M�tter ihre Kinder im Dreck ersticken lassen, noch gar
nicht einmal zu denken braucht. Eine Gnadenlosigkeit liegt im allgemeinen �ber
Eltern und Kindern heutzutage."
Ja, es h�ufen sich die "weggeworfenen Eltern"� so nennt man in den USA die Altgewordenen,
die arm oder verwirrt ohne F�rsorge der Kinder ihr Leben fristen m�ssen. Das
"Granny Dumping", das Versto�en alter Menschen, wird es zynische
Gewohnheit? Schon 1978 war die Annonce zu lesen: "Welche Familie mit
Kindern adoptiert Gro�eltern?"
�Immer wohl war es
strittig, wieviel Achtung und Versorgung den machtlos gewordenen Eltern noch
zustehe. Immer schien Dank unsicher: "Eine Mutter kann zwar acht Kinder
gro�kriegen, aber acht Kinder nicht eine Mutter f�rsorglich
altbekommen",sagt man ja. Um nicht der Gnade von Kindern anheimzufallen,
hielten in vielen Kulturen die Alten ihren Besitz fest bis zur bitteren Neige:
"Man zieht sich nicht aus, bevor man sich (endg�ltig) zu Bett legt",
hei�t ein Warnwort unter nieders�chsischen Bauern.
�
Argwohn der Alten gegen die Jungen und Argwohn der Jungen
gegen die Alten begleiten die Menschheit. Kaiser Alexander fand die W�nsche
seiner Mutter so �berspannt, da� er sich zum wohl b�sesten Sohneswort hinrei�en
lie�: "Du l��t dir das Quartier von neun Monaten aber teuer
bezahlen." Immer hofften die Hoferben auch auf baldigen Abschied der
Altvorderen. Aber in Zukunft belasten die Renten die wenigerwerdenden Jungen
au�erordentlich, Wenn auf einen Jungen ein Aller kommt, wird der
Generationen-Vertrag die junge Generation �berfordern.
�Viel Liebe und viel
Mi�verstehen, Eifersucht, Rivalit�t ist zwischen den Generationen. V�ter und
S�hne ist ein Kapitel; M�tter und T�chter, V�ter und T�chter, M�tter und S�hne
sind andere Kapitel� unendlicher
Irrungen und Wirrungen. Mit einem Machtwort ist da nichts ausgerichtet.
�"Du sollst
Vater und Mutter ehren" ist �brigens der erwachsenen Gemeinde gesagt;
du� Starker sollst deine altgewordenen
Eltern ehren.� Kinder und Jugendliche
gehorchten selbstverst�ndlich. Kinder waren ja�
wie das Vieh Besitz.- Doch im Neuen Testament hei�t es auch: "Und
ihr V�ter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn" (Epheserbrief 6,4). Und Jesus
glasklar: "Wer ein Kind zum Abfall verf�hrt, f�r den w�re es besser, da�
ein M�hlstein an seinen Hals geh�ngt und er ers�uft� w�rde im Meer, wo es am tiefsten ist" (Matth�us-Ev.
18,6).-Sicher auch ein Drohwort gegen Kindersch�ndende- sie vergiften den
Opfern das Lieben m�glicherweise f�rs Leben, rei�en ihnen das Vertrauen ins
Leben aus dem Leib und verf�hren so zum schlimmsten Abfall: sich selber f�r
Abfall, Abschaum zu halten.
�Das vierte Gebot
meint sicher: Du sollst deine Eltern ehren, du sollst deine Kinder ehren. Schon
in fr�her Zeit Israels� war ja das Kind
das Ziel des Lebens: Abraham und Sarah sollten ja Eltern des Gottesvolkes
werden, ihr einziges Wichtigsein war die Hervorbringung Isaaks. Durch die
Jahrtausende galt: Nichts war schlimmer als ausgebliebener Kindersegen. Die
Ehre wurde weitergegeben in die n�chsten Generationen oder es ist,"als
w�re man nie gewesen".������������������������������������������������������������
Im 1. Buch der K�nige 3. Kapitel wird eine weitere Schlacht
f�r das Recht des Kindes geschlagen: K�nig Salomo setzt zur wahren Mutter
diejenige Frau ein, die dem Kind dient-�
Die lieber das Kind losgibt, als da� es in St�cke gerissen werde
zwischen den streitenden Frauen.� Das
gewichtigste Argument zur Privilegierung der Kinder aber ist wohl,� da� sie weitergeben werden, was sie selbst
erfahren haben. Geehrt, werden sie ehren, einst verachtet, werden sie
verachten; das ist wohl die Regel.�
�
Auch dieses vierte Gebot hat der Sch�pfer in uns gelegt. Wir
wissen es von innen her,� gerade wenn
wir die Eltern verachten oder wir dem�
Kind weh tun, wir wissen: In glei�enden Buchstaben� ist in uns geschrieben: Du sollst ehren,
Vater, Mutter, Kinder.
�
Kinder ehren als Kinder Gottes, das w�re es. Nicht sie f�r
Besitz und Lebensinn halten: "Ich h�tte so gerne Kinder gehabt, vor allem
eine Tochter, ich kann so gut n�hen." Nicht als Verl�ngerung stolzer
Eltern zur Weiterf�hrung der schon so lange im Familienbesitz befindlichen
Apotheke, nicht als Produkte eigener Fortpflanzung, die dann willf�hrig deren
beste Qualit�ten veredeln sollen. Gegen diesen Elternhochmut redet Jakob an
(zum Knecht� Elieser in "Joseph und
seine Br�der" von Thomas Mann): "Der Zeugende ist nur Werkzeug der
Sch�pfung, blind und wei� nicht, was er tut. Da wir den Joseph zeugten, zeugten
wir nicht ihn, sondern irgend etwas, und da� es Joseph wurde, das tat Gott.
Zeugen ist nicht Schaffen, sondern es taucht nur Leben in Leben in blinder
Lust; Er aber schafft."
�"Ehren wir doch
geb�hrend das fremde, her�berkommende Wesen, das noch anderen M�chten
nachlauscht, die es zur Welt brachten. Begr��en wir doch den pl�tzlich
Eintretenden, den wir nicht kennen. Er wurde aus unendlicher Weisheit
vertrieben" (Botho Strau�). In uns soll er Engel, Helfer, Gottes Gef�hrten
finden. Es gelte: "Ehre die Eigent�mlichkeiten und die Willk�r deiner
Kinder, auf da� es ihnen wohl gehe und sie kr�ftig leben auf Erden� (Friedrich
Schleiermacher).
�
Wir d�rfen sie keinen Augenblick anzweifeln. Sie erfreuen,
sie besch�tzen wollen, im Schlaf sie besehen; sie im Horizont ihrer k�nftigen
Chance halten: da� sie m�ndig sein werden, f�r sich selbst sprechen k�nnen,
ihnen nicht befehlen, m�glichst nie, das w�re gut. Ja. Eltern, Lehrern, Ausbildende-
ihnen gehen auch die Nerven durch. Erziehende sind ja selbst nicht Wohlerzogene
durch und durch;� sind oft �berfordert
damit, Vorbild sein zu sollen und zu wollen. Wenn uns dann das Kind entlarvt:
"Papa, Mama, Du hast mir ein billiges Fahrrad gekauft, ich wei�, was es
gekostet hat", dann kann man schon hassen, das Kind, sich, die Umst�nde.
�Wir Erwachsene
sollen Gef�hrten, Helfer, manchmal Diener des Kindes sein, niemals Herrscher;
wir sollten unser Einsehen als Vorschlag hin stellen. Den Willen des Kindes
ehren, ihn nie brechen, ihn in Verhandlungen locken, ihm entgegenkommen, das
w�re gut. Unser Zorn stammt aus unsern eigenen Konflikten, wir wissen es. Wir
wollen nicht das Kind daf�r verantwortlich machen. Wir wollen Fehler
eingestehen, Schuld� zugeben lernen.
Unser Wort soll auch gegen uns gelten.
�Bestaunen wir die
lebendigen Gef�hle des Kindes, lassen wir uns an unser eigenes Kindsein
erinnern, entdecken wir unser inneres Kind wieder an der Hand des Kindes und
der Enkel. Unsere Launen wollen wir als Marotten kennzeichnen, da� sie den
Kindern nicht Grunds�tze werden, unsere Manien nicht ihnen Gesetz.�
�Wir wollen keine
Fallen stellen, keine List anwenden, nicht ver- schleiern, nicht �ngstigen,
nicht Liebe entziehen, nicht isolieren, nicht Mi�trauen s�en, nicht dem�tigen.
Wir wollen aufh�ren, vor anderen �ber unsere Kinder abf�llig zu reden, wollen
sie nicht besch�men; eher sich den Mund zun�hen, als vor anderen sie
blo�stellen. Und keine Gewalt anwenden, bitte, niemals Gewalt anwenden (siehe
auch Alice Miller, Am Anfang war Erziehung).
Wenn man bedenkt,da� gute Erziehung fast unm�glich ist, dann
sollte man wohl Kinder nicht mutwillig ins Leben rufen, sollte allerh�chstens,
, wenn alle �u�eren Umst�nde bestm�glich geordnet sind, Zeugung geschehen
lassen . Kinder sind Gabe und Aufgabe. Keiner kann verantworten, einfach Kinder
zu machen.����
Elternsein ist riskant. Kinder lernen, was in der Familie
wichtig genommen wird und was nicht. In Kindern haben wir Zeugen, Teilnehmer
und Teilhaber am Privatesten. Da� wir gew�rdigt sind, Gottes Kinder zu
erziehen, ist grandios. Und da� wir es wert sein sollen, unsere Ma�- st�be
weiterzugeben, diese Ehre mu� uns st�rken, die Kinder sie selbst sein zu
lassen.�
�Deuten wir mit ihnen
Erfahrungen, st�rken Mitleid auch mit King-Kong. Sie m�gen ihr eigenes Urteil
bilden, in ihrem Gewissen vor Gott sich verantwortlich f�hlen, schon sehr fr�h
freigesprochen von uns. Kinder ehren hei�t zuerst: "Schaffet die vielen
Tr�nen der Kinder ab. Langes Regnen ist den Bl�ten sch�dlich" (Jean Paul).
Was da Gro�eltern Gutes tun k�nnen an ihren Enkeln und diese an ihren
Gro�eltern, ist noch ein Kapitel f�r sich, eines der gl�cklicheren im Buche des
Lebens.
�
Dann aber auch: Du sollst Vater und Mutter ehren! Sie haben
dich nicht ausgesucht, dich nicht erw�hlt, sie haben dich empfangen, sie
bekamen dich anvertraut als Gabe und Aufgabe. Sie haben dir ins Leben geholfen,
haben f�r dich gesorgt, sie waren dir als Eltern bestimmt. Ehre sie als Boten
Gottes, als seine ersten Mitarbeiter an deinem Werden. Sie waren dir die
besten, die erstbesten Eltern, die Gott f�r dich hatte; sie gaben dir, was sie
konnten. Und was sie dir schuldig blieben, haben sie wohl schon selbst
entbehrt.��
�Ehre sie vor allem
damit, da� Du, erwachsen geworden, sie nicht mehr verantwortlich machst f�r
deine Zukunft. Klage nicht, was sie dir eingebrockt h�tten. Stattdessen
aufersteh und frag: was mach ich aus dem, was in mir angefangen ist. Du bist
nicht blinde Verl�ngerung deiner Eltern sondern sp�testens von nun an dein Autor.� Sp�testens von heute an schreibst du dein
Drehbuch selbst. Du ehrst die Eltern, wenn du sie endlich freisprichst; ihr
niemals endendes schlechtes Gewissen�
beute nicht mehr aus. Egal wie alt, wollen sie gl�ckliche Kinder, aber
sie� sind nicht mehr f�r dein Gl�ck und
Ungl�ck zust�ndig, sag es ihnen, zeig es ihnen.
�Und, wenn es f�r
deine Selbstfindung sein mu�, rei� dich wie Franz Kafka los, der 36-j�hrig,
f�nf Jahre vor seinem Tod an seinen Vater schrieb," er sei ihm so
�berm�chtig , da� er noch im Lehnstuhl die Welt regiere, und gar nicht aufh�ren
k�nne, recht zu haben."
�Aber im Laufe des
Lebens brauchen die altgewordenen Eltern die Kinder. Einst waren sie gefangen
im Kraftfeld der Bed�rftigkeit des winzigen Wesens (Updike), jetzt dreht sich
das Verh�ltnis um und die Kinder werden eingefangen vom Kraftfeld der
bed�rftigen Eltern. Nur Recht ist es, ja Gl�ck ist es, ein St�ck Liebe
zur�ckerstatten zu k�nnen. Es ist wirklich voller Verhei�ung, "aufda� es
dir wohl ergehe auf Erden�. Denn Eltern begleitet haben, jedenfalls ihnen nahe
gewesen sein bis zu ihrem Tod, das gibt einen Tiefgang sondergleichen f�r das
eigene Altwerden. Es kann dann geschehen, da� man noch� zum Lieben finden, so innig und
einverst�ndig, wie es vorher nie gelang.
�Nicht selbstverst�ndlich
fallen die alten Eltern in die Obhut der Kinder. Gut, da� viel stellvertretende
Zuneigung und Sorge in der Welt ist. Kindern obliegt es, die Pflege der
Altgewordenen sicherzustellen im eigenen Haus oder im Altersheim; man mu�
sehen, was richtig ist.
Meistens f�llt die bezahlte Pflege leichter als die
geschuldete. In bezahlter Obhut werden die Menschen �lter, weil sie nicht zur
Last fallen. Rund-um-die-Uhr-Pflege ist ohne professionelle Hilfe nicht zu
schaffen. Vergleiche mit Fr�her taugen kaum, schon weil die Gro�familien
voriger� Zeiten� mit den vielen Helfern vergangen sind.
�Wir tun uns selbst
keinen Gefallen, wenn wir unsere Kinder, sofern wir welche haben, bedr�ngen,
uns mal nicht ins Heim zu geben. Richard Dehmel dichtete schon 1893: "Und
wenn dir einst von Sohnespflicht, mein Sohn, dein alter Vater spricht, gehorch
ihm nicht, gehorch ihm nicht!"
�Aber die Zeit macht
die Kinder zu Sorgeverpflichteten/Sorgeberechtigten ihrer im Alter bed�rftig
werdenden, vielleicht auch kindisch werdenden Eltern. F�r sie da zu sein ist
Menschenpflicht, und da� Geschwister es einander lohnen, wenn einer einspringt,
ist eine Frage der Ehre.��������������������������������������������������
Die Jungen meinen, mit ihnen beginne die Geschichte; die
Alten meinen, mit ihnen h�re sie auf.�
Das ist der Pfahl im Fleisch der Generationen. Aber wir geben doch die
Fackel des Lebendigen weiter. Ehren wir einander (1. Petrusbrief 2,17) als
Glieder der Kette, die das m�hsam sch�ne Menschsein bildet.
II Kinder als Segen
���� Die St�rkung
durch die Taufe, Jesus l��t sich von Kindern st�rken�
Die Missetaten der Eltern setzen sich fort bis in die dritte
und vierte Generation; Barmherzigkeit pflanzt sich tausendf�ltig fort an denen,
die Gott lieben und achten (2. Mose 20, 3).
�"Der Eltern
Segen baut den Kindern H�user, ihr Fluch rei�t sie nieder" (Jesus Sirach
3,11).���
Tut euren Welt-Dienst mit gutem Willen, letztlich als Gott
getan und nicht nur den Menschen. Ihr wi�t: Was ein jeder tut und l��t, das tut
er im Dialog mit Gott. So erzieht auch eure Kinder. V�ter, M�tter, lehrt sie
die rechte Beziehung zu Gott, reizt sie nicht zum Zorn. La�t das Drohen
(Epheserbrief 6, 4-9).
"Und M�tter brachten Kinder zu Jesus, damit er sie
anr�hre. Die J�nger aber wiesen sie ab. Als das Jesus sah, wurde er unwillig
und sprach zu ihnen: La�t die Kinder zu mir kommen, verwehrt es ihnen nicht;
denn ihnen geh�rt das Reich Gottes. Ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht
aufnimmt� wie ein Kind, der wird nicht
hineinkommen. Und er herzte sie und legte die H�nde auf sie und segnete
sie" ( Markus-Ev. 10, 13-16).�
Die J�nger wollen den Meister schonen, sie halten Jesus f�r
zu gro� als da� M�tter mit ihren Kleinen ihn st�ren sollten. Gleich hat er
schon wieder Termine, der Gott und Mensch Verkn�pfende- da steht Politik und
Tempel� auf dem Spiel- da mu� er
geistesgegenw�rtig sein- also: Frauen mit eurer Brut- trollt euch.
Aber Jesus, sollte er geschlafen haben, hellwach wird er
jetzt. Ein Sturm l��t ihn im Schiffchen herrlich schlummern, aber wie die J�nger
zischelnd-herrisch� die Frauen
vertreiben, das brachte ihn hoch.� Denn
wie wir dem Kleinen, dem Schwachen begegnen, das entscheidet �ber Himmel und
H�lle hier. Und Kinder sind B�rgen des Reiches Gottes; sie haben die
Eierschalen des Himmels noch bei sich, so verstehe ich Jesus, sie haben das
Leuchten Gottes noch auf ihren Antlitzen.
�Kinder schlafen
sehen- zu sch�n. Das St�rkendste �berhaupt f�r M�tter, V�ter, Menschen:� Kinder gucken- Sie scheinen im Schlaf noch
die Erinnerungen von Gl�ckseligkeiten tr�umend zu wiederholen- soviel L�cheln
geschieht ihnen und so viel Greifen hin, doch festzuhalten, was verweht.
Wenn nicht jede Generation aufgescheucht w�rde durch Kinder,
von unten her aus den Angeln gehoben- wie w�rden wir versteinern im
Perfektionieren einer matten Zufriedenheit. Kinder fallen uns in die
Wirklichkeit. Sie zwingen uns und berechtigen uns, f�r ein Anderes zu sorgen,
sie stecken uns mit Zukunft an; sie n�tigen uns, zu planen und endlich
erwachsen, n�mlich verantwortlich zu werden. Sie f�rdern uns, das Vertrauen
wieder zu lernen, also fromm zu werden.
Vielleicht geht uns die ganze Wunderbarkeit von� Kindern erst als Gro�eltern auf, wenn man
ihnen viel nachsinnt.� Vorher hat uns
die Wucht der Kinder in Bann gezogen, es gibt nichts Realeres als ein weinendes
Kind.�
�Kinder machen
wichtig, was wir denken. Auf einmal ist nicht mehr mein Reden nur
Privatmeinung, die Kinder formen unsere W�rter nach, f�hren unsere Gesten vor,
mit Kindern kommt es auf uns an. Wir werden geehrt und gebranntmarkt, �zu �berliefern, was uns wichtig ist. Und
denken (hoffentlich) neu �ber Gut und B�se nach. Wir bekommen Zeugen; nahe,
nicht abzusch�ttelnde Teilnehmer unseres Lebens; ja, wir werden Teilnehmende
ihre Lebens f�r lange. .Sie werden uns beim Wort nehmen, uns konfrontieren mit
unsern eigenen Unarten, sie werden� uns
mal fragen: "Warum hast du das getan"?� Kinder erziehen zu mehr Menschlichkeit.
�Wie wir unsere
Eltern ehren oder eben nicht, so werden unsere Kinder es sich merken, wie man
zu Eltern sich verh�lt. Und wie der Mann�
die Frau/ die Frau den Mann achtet oder eben nicht, sondern ihn/sie� heimlich oder offen verachtet- ihn/ sie
depotenziert eben durch Verspotten oder Dar�berhinwegb�geln, was der Partner
auch sagt; oder ob sie mit Wohlwollen einander zugetan sind - das lernen
sie.� Ob wir Respekt haben vor der
Einzigartigkeit des Andern, ob wir das Fremde f�r gleichwertig achten oder ob
wir fremdeln aus Unsicherheit, das gucken sie uns ab. Sie �bernehmen auch die
Muster, wie zuhause gestritten wurde: Sich ducken oder auftrumpfen, oder aber
ein um Fairne� bem�htes Streiten, das besseres Zusammenleben erarbeitet und
jedem hilft, sein Gesicht zu wahren. Wenn wir sie viel ermahnen, werden sie vor
allem das Ermahnen lernen. Aber wir werden geehrt von Gott, seine Kinder ins
Leben zu geleiten. Es ist das Gr��te, das uns anvertraut werden kann.
"Ihr, die ihr doch schwierig� seid, k�nnt dennoch euren Kindern gute Gaben geben� (Matth�us-Ev.
7, 11) - damit sagt Jesus� einen der
tr�stlichsten S�tze der Menschheit. Bitter n�tig ist dies Aufrichten bei all
den Fehlern, die wir zwischen Verwahrlosung und �berbeh�tung machen, bei all
den Fehlern, die unsere Eltern an uns machten. N�tig ist dies Aufrichten auch,
weil eine Reihe junger Erwachsener keinen Mut zum Kind mehr aufbringen.
�Mut zum Kind ist ja
was Neues. Erst seit eben ein, zwei Generationen ist es daran, da� hier sich
Menschen entscheiden k�nnen und m�ssen f�r Kinder-� Und es gibt gute Gr�nde, nicht Eltern werden zu wollen.� Jedenfalls ist der Auftrag aus der Fr�hzeit
der Menschheit: "Seid fruchtbar und mehret euch" (1. Mose 1, 28)-
erf�llt. Man sch�tzt, da� es damals vor vier, f�nftausend Jahren vielleicht
zwanzig Millionen Menschen gab, �ber eine leere Erde verstreut- gef�hrdet durch
Hunger und Seuchen und wilde Tiere.- Heute gibt es genug Menschen und genug
Kinder; gesucht bleiben m�tterliche, v�terliche Menschen, Paten, Pflegeeltern,
Beh�tende, Chanceneinr�umende. .Nicht�
Zeugen und Geb�ren sondern Sorgen in Liebe macht Elternschaft.
Hauptsache f�r jeden Menschen ist, da� er Kinder f�rdert und sich ihrem� ihrem Elan aussetzt- wie dosiert auch immer.
Das vollst�ndige Fehlen von Kindern im Altenheim und auf Kreuzfahrten und im
Gef�ngnis machen diese Aufenthalte jedenfalls in einer Hinsicht �hnlich.
�Es gibt gute Gr�nde,
auf eigene Fortpflanzung zu verzichten. Vielleicht kennt man sich zu gut, will
sich nicht verl�ngern, will nicht im Kind sich noch einmal begegnen.
Aber Jesus erkl�rt: Ihr Schwierigen k�nnt doch Gutes geben;
k�nnt vor allem� Gutes nehmen: Kinder bringen
ja Besserungskraft mit, sie bringen die Energien mit, die sie kosten. Sie
wickeln� in uns Ungeahntes aus: am Kind
und mit dem Kind k�nnen wir unser eigenes Kind in uns wieder zum Leben
erwecken. Wir k�nnen das Leben neu denken mit den Augen unserer Kinder, k�nnen
unsere Angst vor Spinnen uns aberziehen durch den spielerischen Umgang des
Kindes mit den Spinnchen- wenn die Kinder nicht schon vor aller eigenen
Erfahrung den spitzen Schrei�
"iii" haben gellen h�ren. Wir k�nnen auch unsere Ehrerbietung
vor Prominenten abstreifen durch den herrlich respektlosen Umgang der Kinder,
wenn sie nicht schon versch�chtert gemacht worden sind. Sie geben noch ihr
Bonbon von Mund zu Mund und zeigen, das nichts "an sich unrein ist" -
so auch Paulus im R�merbrief 14,14; und das freistellende Wort::"Dem
Reinen ist alles rein" (Titus1,15).�
Aber wir Schwierigen haben auch viel zu geben: erstaunlich,
wie aus ego- istischen T�chtern pflichtbewu�te M�tter werden, und aus Rabauken
z�rtlich V�ter- Es ist eben in uns ein Ahnen, da� wir Himmlisches anvertraut
bekommen. Kahlil Gibran sagt das so: "Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Es sind die S�hne und T�chter von des Lebens Verlangen nach sich selber. Sie
kommen durch euch, doch nicht von euch..."
�Aus der
Gottes-Herkunft bringt das Neugeborene ja auch sein gro�es Vertrauen mit:
"Ich besitze das Recht, hier geachtet zu werden, wie ich bin. Und ich habe
ein Recht, von vielen Menschen willkommen gehei�en zu werden." -
Was ist die Taufe anders als das deutliche "Willkommen,
Du! Gut, da� du da bist!" Die Taufe ist eine stilisierte Wiederholung des
Geburtsvorganges: Aus den Wassern gezogen ins Leben, h�re Kind: " F�rchte
dich nicht, auch hier bist du� nicht in
der Fremde, auch hier bist du in Gott, bei seinen Engeln, bei Eltern , f�r dich
erw�hlt, und sie werden dich begleiten, werden dich sch�tzen und f�rdern."
�Die Taufe ist sowas
wie� Gottes Unterschrift: "Ich habe
Dich aus dem Nichtsein erl�st, ich habe Dich bei deinem Namen gerufen. Du bist
mein" (Jesaja 43,1). Richtig, da� Eltern ihre� Kinder zur Taufe bringen, auch um ihre Rolle zu justieren: Nicht
Inhaber oder Macher oder Sch�pfer sondern Engel, von Gott eingesetzt, seinen
Kindern die irdischen Eltern zu sein.
�Richtig auch, da�
die Frauen von damals die Kinder zu Jesus brachten. Sie wollten Gebet um Segen
von ihm �ber diese Kinder. Aber brauchte nicht Jesus auch das "Gebet"
der Kinder? Vielleicht st�rkte sich Jesus mit ihnen,� fand in ihnen sein Vertrauen wieder, ihr Geborgensein von guten
M�chten, ihr Unbefangenheit aus Vertrautheit, ihr Unbesch�mtsein st�rkte ihn
hoffentlich auch. Sein Bescheid: "Wenn ihr nicht werdet, wie die
Kinder"m�chte ich auch als Lektion der Kinder an Jesus lesen; wenn ihr
nicht im tiefsten Angewiesene und Erhobene seid, k�nnt ihr das Leben nicht packen.
Ich denke mir, da� Jesus selbst mal als�
Kind schreiend vor einem Hund weggelaufen ist hin zur Mutter und
dann� von� ihren Armen aus den Hund verlachte, ihm eine eine lange Nase
zeigte. Dies "Erhobensein" mag als inneres Bild lebenslang bei ihm
geblieben sein und ihm geholfen haben, den Machthabern kontra zu geben.
"Sehet die Kinder", hei�t doch: Lernt von ihnen
wieder das Geborgensein von guten M�chten, seht� ihre Unbefangenheit aus Vertrauen, nehmt ihr
"Unversch�mtsein" als Beispiel: "Bittet, suchet, klopfet
an" (Matth�us-Ev. 7,7)!
�Sie leben ihr von
Gott, vom Leben Geliebtsein, sie m�ssen sich nicht erst zurechtmachen, um Gott
recht zu sein. Und genau das will ich auch glauben d�rfen und schau es ihnen
ab. Sie sind noch n�her an unser aller Ursprung.�
�Das sagt Jesus ja
auch: Zum Reich Gottes geh�ren, das passiert so wie die Kinder zum Leben
geh�ren: so wie man zum Haus der Eltern geh�rt, so geh�ren wir zu Gott; er ist
der Hintergrund auf dem unser Schicksal l�uft.
Frieden mit Gott k�nnen wir uns nur geschehen lassen, nur in
Gebrauch nehmen.- Das sollen wir von den Kinder abgucken.
Wir Erwachsene sind aufgerufen, Mitarbeiter am Gl�ck der
Kinder zu sein.� Sie sollen h�chste
Priorit�t genie�en, Eltern sollten, wenn die Paar-Liebe verloren gehen sollte,� ihretwegen sozial zusammenbleiben,- wie das
geht, wei� ich nicht, es fordert viel Verzicht. Aber Kinder sind aller M�he
wert. Wir sind f�r sie ausgesucht. Nicht sie m�ssen sich unsern Vorstellungen
von einem w�nschenswerten Kind n�hern. Sie sind eigene Pers�nlichkeiten mit
eigenem Auftrag.� Wir k�nnen ihre
Pers�nlichkeiten nur h�ten und hegen, da� ihr Schicksal aufgehe zu seiner Zeit.
�Und da ist es
einfach Realit�t, da� die S�nden der Eltern sich wie Viren fortpflanzen, aber
Gott sei gro�er Dank, eben die Guttat der Eltern auch, und die noch st�rker. -
Da braucht es gar nicht spezielle Strafaktionen- es ist Segen des Sch�pfers,
da� im Verh�ltnis von vier� zu tausend
(heimsuchen bis in die vierte Generation, guttun tausenden) vielf�ltig mehr
Gnade, Wohltat, Freude durch die Generationen Gestalt gewinnt.
�Wir d�rfen schon um
unserer Kinder willen Gott nicht verschweigen und erst recht nicht ihn hassen,
wir d�rfen es einfach nicht, weil wir den Kindern damit ihre ganze Existenz
verdunkeln k�nnen. W�hrend wir, Gott hassend, irgendwie uns diesen Ha�
letztlich nicht glauben (au�er, wir h�tten es auch schon von Zuhause) und Gott
auch f�r zu klug halten, als da� er�
unsern Ha� f�r unser letztes Wort halten k�nnte - aber die Kinder, sie
sind auf uns so angewiesen und ihre Seelen sind noch so weich wie Wachs, wenn
wir da mit unseren gl�henden Wut-Eisen reinfahren, k�nnen wir sie besch�digen
f�rs Leben- soda� sie Gott und sich mit ihrem ganzen Sein ablehnen.
Hilfreich w�re, da� wir in Gegenwart der Kinder so wenig wie
irgend m�glich spotten oder l�gen. Und so wenig wie m�glich �berlisten,
verschleiern,� �ngstigen, Liebe
entziehen, isolieren, sie nicht zappeln lassen, ihnen nicht mi�trauen, sie
nicht dem�tigen. Und keine Gewalt. Nie- Ach bitte, Gott hilf.
Kinder kopieren uns, siehe Tischmanieren- sp�ter
interpretieren sie uns, �bersetzen uns in ihre Sprache, in die Sprache ihrer
Freunde, setzen sich von uns ab, um eigene Menschen zu werden. Dann brauchen
sie uns als Reibeisen und als Helfer, sich in wachsender Freiheit zu bew�hren
und noch l�nger brauchen sie uns als selbstlose Sponsoren.�
�Was wir verehren
oder entbl�ttern, was in unserer Familie wichtig genommen oder verachtet wird,
geht weiter. Ungeheuerlich ist die Berufung, ein Kind Gottes erziehen zu
d�rfen; f�rchterlich, wenn wir uns an Kindern vergreifen; gl�ckhaft, wenn sie
bei uns wachsen d�rfen. Und wir mit ihnen.
III Muttertag- Elterntag: R�ckblick im Dank
"Ehre die Eltern, auf da� es dir gut gehe und du lange
lebest in dem Land, von dem Land, das Gott dir gegeben hat" (2.Mose 20,
12).
�"H�re auf deine
Eltern und sch�tze sie, verachte sie nicht, wenn sie alt sind. La� sie sich
freuen, mach die fr�hlich, die dich geboren hat" (Spr�che 23, 22. 25).
�Muttertag- nat�rlich
hat man seinen Kindern gesagt, da� da nichts draus gemacht wird. Und doch freut
man sich, wenn die Kleinen aus dem Kindergarten ein Gem�lde mitbringen,
neuerdings ausdr�cklich f�r Mama und Papa, wenn vorhanden,"oder wer sonst
sehr lieb zu Euch ist"; und wenn die Gr��ergewordenen mal heute anrufen
oder Blumen schicken oder vorbeikommen mit Kuchen, w�re das auch ganz nett.
�Und man ist ja
selbst Kind einer Mutter. Wenn sie noch da ist, soll man sie dr�cken, ihr
danken? Wenn sich das Verh�ltnis umgedreht hat, die Kinder den Altgewordenen
jetzt Vater/Mutter sein m�ssen? Hoffentlich sendet dann der Bruder der
f�rsorgenden Schwester einen sch�nen Strau�, oder auch umgekehrt: Der
f�rsorgende, n�herdran Wohnende wird heute von den andern bedankt.
�Wenn die Eltern
schon im Himmel sind, dann schickt man jedenfalls gute Gedanken; geht mal zum
Friedhof, sorgt f�r das Grab oder l��t es besorgen- vielleicht kommen die Enkel
mehr als die Kinder..- Jedenfalls, je �lter wir werden, desto heller strahlt
das Licht der Erinnerung an die Eltern.
�Das Schmerzlichste
�berhaupt ist, verwaiste Mutter, verwaiste Eltern zu sein. Wer ein Kind
zur�ckgeben mu�te, wei�: Mutter/Vatersein ist das Intensivst-Lebendige ihres
Daseins gewesen. Auch ein Kind nicht ausgetragen haben, bleibt bei einem.
Dr�ngend fehlt das Verlorene; das sehnend Gew�nschte leuchtet am st�rksten.
�Muttersein, auch
Vatersein pr�gt stark. Nach und mit dem Frausein/ Mannsein greift Elternschaft
am meisten in uns. Wir werden umgegraben und befruchtet, bringen Frucht und
werden abgeerntet im Mutter/Vater- sein.
�So ist auch der
Verzicht auf Kinder einschneidend. Eine�
Familienministerin
meinte ja, kinderlose Paare w�rden sich der Zukunft
verweigern,� h�here Zahlungen an die
Rentenkasse sollten sie leisten. Vielleicht ist es ja ganz anders. Sie
bescheiden sich, nehmen sich zur�ck, wollen gern m�tterliche, v�terliche
Menschen sein, sorgen f�r Kinder auf andere Weise, aber wollen, k�nnen nicht
Eltern sein: Halten sich nicht f�r die Retter der Menschheit; meinen, keine
Heilande zu geb�ren.
�Mu� das nicht aber
vorausgesetzt werden? Wer bewu�t Elternschaft will, der mu� doch glauben: Mein,
unser Kind ist n�tig, ist einzig, ist wunderbar, ist das Sch�nste, wird das
Kl�gste, es wird gl�cklich, wird ein Segen sein.
�Mu� nicht jedes
Kind, sp�testens, wenn es sich ank�ndet, zum Wunschkind werden? Ist nicht jedes
Kind vom Himmel abgepfl�ckt?
Muttersein, Elternsein ist die innigste Mitbeteiligung an
der Sch�pfung, und sicher ist die Frau als Geb�rende die Vorarbeiterin der
Sch�pfung und reich an Macht, ihr Kind zu n�hren; Vatersein hei�t Sch�tzen.
Elternschaft ist wunderbar und hochgef�hrdet. Kind sein, Kind gewesen sein, wie
war das f�r dich?
�Der franz�sische
Literaturprofessor Jaques Lusseyran, sagte �ber seine Kinderzeit: "Meine
Eltern� das war Schutz, Vertrauen. Noch
heute, im Alter, sp�re ich das Kinderzeit-Gef�hl der W�rme �ber mir, hinter
mir, und um mich; dieses wunderbare Gef�hl, noch nicht auf eigene Rechnung zu
leben, sondern mich ganz auf andere zu st�tzen. Meine Eltern trugen mich auf
H�nden, und das ist sicher der Grund, warum ich in meiner Kindheit wohl niemals
den Boden ber�hrte. Ich lief zwischen Gefahren und Schrecknissen durch wie
Licht durch einen Spiegel dringt. Das ist es, was ich als Gl�ck meiner Kindheit
bezeichne, diese magische R�stung, die, ist sie einem erst einmal umgelegt,
Schutz gew�hrt f�r das ganze Leben� (aus: "Das wiedergefundene Licht�).
�Anderen ging es
anders. Viele leiden bis heute an der blutenden Zeit ihrer Kinderangst, an
Mi�handlungen,� auch an den giftigen
Streitgespr�chen der liebelos gewordenen Eltern; die Drohungen von Scheidung
gellen noch. Und es zerrei�t das Kind in dem Wunsch, beide zusammenhalten zu
k�nnen, und da� endlich Ruhe einkehre, wie auch immer.
�Kindheit, Vater,
Mutter Gro�eltern- was lie� uns wachsen, was ist uns eingewachsen� an St�rkung oder Schw�chung? Eine besch�tzte
Kindheit hilft, Anforderungen und Gefahren zu dosieren gem�� Einsicht und
Aufnahmeverm�gen. Sie lehrt Vertrauen, auch mittels der M�he, da� Versprechen
und Absprachen eingehalten werden. Gut, wenn uns gezeigt ist, da� man mit
Fairne� durchs Leben kommt und allem Lebendigen Ehrfurcht zusteht und die
Umwelt Freundesland ist. Gelingende Erziehung teilt Beurteilungen mit,
Meinungen, Wertungen; gibt zu denken, bettet ein in gewisse Urteilssicherheit
der Eltern. Sie hilft, da� man Ethik vorfindet,� nicht: "Mach, was du willst"; nicht: "Beurteile
nach Lustgewinn"� also Fernseher
als Nuckel; nur als Beispiel.
�Mit Lust m�gen
Eltern lernen, was dem Kind in seiner Entwicklung gedeihlich ist- zun�chst
nat�rlich liebevolle N�he, Schutz, Nahrung, Verl��lichkeit; die Eltern sind da
oder kommen zur rechten Zeit wieder, Regelm��igkeit ist wichtig, ein Rhythmus
von Schlafen, Essen, N�he, Spielen.�
Dann lernen in Gemeinschaft, schon fr�h sp�ren lassen, da� das Kind auch
gebraucht wird und Herrliches zu geben hat.
�Kinder haben ein
Recht auf Erziehende, die wissen, da� sie vorbildlich sind� in St�rken und Schw�chen. Spa�ig-seufzend
gesagt: Was n�tzt die beste Erziehung, die Kinder machen doch alles nach.
�Vater, Mutter sind
Rollen, in die wir mittels der Kinder reinwachsen, Kinder erziehen uns schon
sehr. Was zur Hilfe kommt, sind Muster aus��
dem Menschheitsged�chtnis, die unsere kleines eigenes,� schwieriges Elternsein� tragen. Wir sind nur die Spitze des Eisbergs
"Vater /Mutter";� "Vater�
ist ein Urbild von Besch�tzen und Sagen, was richtig ist.Selbst� Gottvater strahlt was ab auf den kleinen
Erdenpapa. Auch in unserer Mutter leuchtet das M�tterliche Element, das
N�hrende, das Erz�hlende, die die F�den des Lebens Webende, G�ttin- gleich. Die
Brust der Mutter ist die Leinwand der Welt; sp�ter geht uns die Einheit
verloren, bis wir als Himmel sie wiederfinden.
�Vielleicht haben
T�chter f�r die Gloriole des Vaters mehr Sinn und S�hne sp�ren die Schutzmantelrolle
der Mutter mehr. V�ter und S�hne sind oft sehr ungeschickt miteinander, sehr
zum Leid der M�tter, die sie ja beide lieben; ja, einen im andern.
�Eltern sind gro�,
weil ihre Aufgabe gro� ist, ja heilig. Sie sind vom Himmel her erw�hlt, sind
dem Kind Schicksal. Hoffentlich wissen sie ihre Berufung. - Fr�her waren die
Rollen von Vater und Mutter eisern, heute d�rfen und m�ssen wir die
Lebensformen sehr weit selbst gestalten. Wer Mutterschaftsurlaub nimmt, wer das
Zuhause bestellt, ob Hausmann oder Hausfrau, oder geteilt oder in Etappen, das
m�ssen und d�rfen heute die Eltern selbst entscheiden; sicher bei immer noch
ungerechten �konomischen Verh�ltnissen. Und ein Jammer bleibt die mit Kindern
sitzengelassene Frau. -F�r das stille Heldentum dieser Frauen gibt es auf
M�nnerseite wohl wenig Parallelen.
�Heute kommt die
ideelle Vater/Mutterschaft mehr zum Tragen. Auch M�nner k�nnen umsorgen,
pflegen, schm�cken, singen, kochen streicheln. Auch Frauen k�nnen verhandeln,
ordnen, viel Geld verdienen, klare Kante ziehen, W�chter �ber die Lebenschancen
ihrer Kinder sein. Wichtig ist, wieder neu zu sehen, wie dramatisch die Zeit
der Kindheit ist, wie der Anstieg von Jugendkriminalit�t in einem Jahr um 12
Prozent Alarm ist.� Wie die Jungen, die
ohne Ausbildung und Arbeit bleiben, sich zur�ckziehen m�ssen in ihre Familien
und da auf den Geist gehen oder sich hinter Computerspielchen oder Alkohol
unsichtbar machen oder sich gewaltbereiten Cliquen anschlie�en, die ein St�ck
Bedeutsamkeit ihren Mitgliedern beschafft, allein schon damit, da� sie
gef�rchtet werden.����� Wir Erwachsene
m�ssen uns anbieten als Helfende, als Paten, als Babysitter, m�ssen beistehen
denen, die heute Eltern sind. Welch Treue derer, die im Sport die Jugendlichen
zu Teamgeist anleiten, in der Jugendfeuerwehr oder bei den Pfadfindern! Und in
der Schule, wie ehren wir P�dagogen? Auch unter denen, die den Schulbus fahren?
Wer hat Kraft zum Bew�hrungshelfer?
�Dank an die M�tter,
an die Eltern ist auch ein Dank an Gott, denn es war doch Gnade, da� so viel
Freude und Wachsen trotz allem gelang; Muttertag oder Mutters, der Eltern
Geburtstage,� nimm sie wahr, nimm sie
als Erntedankfest f�r die Fr�chte der Erziehung. Meist durften wir anfangen mit
einem Goldenen Zeitalter. Elan ist uns mitgegeben, da� auch mit uns, durch uns
"etwas in der Welt entsteht, das allen in die Kindheit scheint und worin
noch keiner war: Heimat� (Ernst Bloch).
�
Du sollst nicht t�ten�����
Das f�nfte Gebot
(2. Mose 20,13)
�
� I�� Die W�rde des Menschen ist unantastbar
�II T�ten zerrei�t
Zusammenhang, Volkstrauertag, Feindesliebe
III� Unsere
Mitgesch�pfe, die Tiere
�
I�� Die W�rde des
Menschen ist unantastbar
Martin Luther: "Wir leben unter vielen Menschen, die
uns Leid antun, so da� wir Ursach kriegen, ihnen feind zu sein. Dir geht es
gut, er neidet, du w�test. Da geht es hin und her bis zum Morden. Das Gebot
soll beschirmen, sichern, jedermann vor Gewalt.
Da� man niemand ein Leid tue, auch um eines b�sen St�cks
willen nicht, ob er es auch hoch verdiene. Das Gebot vor Augen und uns darin
spiegeln, so wirst du Gott das Unrecht befehlen, den Zorn stillen lernen.
Und: Wenn einer erfriert und du h�ttest ihn kleiden k�nnen,
so hast du ihn erfrieren lassen. Siehst du jemand Hunger leiden und speist ihn
nicht, so l��t du ihn Hungers sterben. Siehst du einen in Not und rettest ihn
nicht, obwohl du Mittel und Wege w��test, so hast du ihn get�tet. Du hast ihm
die Liebe entzogen, dadurch er am Leben geblieben w�re. Es ist, als s�he ich
einen in ein Feuer gefallen und k�nnte ihm die Hand reichen und ihn rausziehen
und tue es nicht� dann bin ich sein
M�rder. Wir sollen Gott glauben, da� wir unserm N�chsten kein Schaden noch Leid
tun sondern ihm helfen in allen Leibesn�ten (aus dem Gro�en und Kleinen
Katechismus).
�
�Du sollst nicht
t�ten. So rigoros, ganz ohne Einschr�nkung steht das auf den Gesetzestafeln der
Menschheit� als sollte es auch das T�ten
von Tieren verneinen. In Indien hei�t das Gebot: Nichts Lebendigem sollst du
den Atem nehmen. Aber wir werden Ehrfurcht f�r Tiere wohl erst mit der Achtung
f�r den Menschen lernen.
�
Als Gesetz ist das "Du sollst nicht t�ten�
einleuchtend.� Schon aus Eigeninteresse
mu� ich hochhalten die Verpflichtung, einander nicht ans Leben zu gehen. Aber
woher die tiefere Begr�ndung? Wenn Menschen sich bedroht sehen oder sich f�r
die St�rksten halten, wenn sie �ber die durchschlagendsten Waffe verf�gen und
nicht eingebunden sind in einen Kranz von Vertr�gen mit kristallklaren
Straf-Androhungen, dann sind wir� leicht
verge�lich. Viel Krieg f�hren Menschen gegeneinander aus Hunger, aus Arroganz,
aus Angst, sie m��ten dem andern zuvorkommen. Und Mord um Mord geschieht, wenn
Leben wenig gilt, das eigene wie das des N�chsten, oder aus Verzweiflung, im
Wahn, in Verblendung.� D�nn ist die
Stimme der Vernunft: Weil ich nicht get�tet werden will, t�te ich auch nicht.
Die Stimme erreicht den nicht mehr, der sich schon tot f�hlt, zombiehaft,
seelenlos, maschinengleich gedrillt und abgerichtet ist oder vom Hunger belehrt
ist, da� die Satten ihn schon nicht mehr auf der Rechnung haben, dann kann sich
der letzte Lebenswillen aufmachen und Brot holen, egal, wer sich
entgegenstellt.
�Die �berzeugung vom
unverbr�chlichen Schutz des Lebens mu� aus tieferen Quellen sich speisen. Warum
ist dir v�llig klar: Du t�test nicht; und hoffst ganz fest, niemals einen
Unfall zu verschulden, und bittest ganz innig, auch in Notwehr keinen zu t�ten;
wirst also auch keine Bewaffnung f�r den Notfall dir besorgen. Warum willst du
Leben erhalten?� Ja, es geh�rt Gott. Du
w�rdest dem Lebendigen was Eigenes wegnehmen.
Ein Sch�ler fragte den Rabbi: Es ist uns geboten: Liebe
deinen N�chsten dir gleich. Wie kann ich das erf�llen, wenn mein N�chster mir
B�ses tut? Der Rabbi antwortete: Du mu�t recht verstehen: Liebe deinen N�chsten
als etwas, das du selber bist. Denn alle Seelen sind eine. Jede ist ein Funke
von der Urseele. Sie ist ganz in all den Funken, wie deine Seele in allen
Gliedern deines Leibes ist.- Es kann schon mal sein, da� sich deine Hand vertut
und schl�gt dich selber. Wirst du da einen Stock nehmen und deine Hand
z�chtigen, weil sie keine Einsicht hatte, und wirst du so deinen Schmerz
vermehren? Nein� also, wenn dein
N�chster, der eine Seele mit dir ist, aus mangelnder Einsicht dir B�ses tut,
vergib ihm. Vergiltst du ihm, tust du dir ja selber weh. -Der Sch�ler fragte
weiter: Und wenn ich einen sehe, der vor Gott b�se ist, wie kann ich ihn dann
lieben?-Wei�t du nicht, sagt der Rabbi, da� die Urseele Gottes Seele ist und
da� jede Menschenseele ein Teil Gottes ist? Und wirst du dich nicht seiner
erbarmen, wenn du siehst, wie einer von Gottes heiligen Funken sich verfangen
hat und am Erl�schen ist (Luise Rinser, Lesebuch)?��
�Das ist das
Grundwasser aller Brunnen aus denen sich die Menschenw�rde speist. Der Mensch
ist darum wunderbar, weil jeder eine Scherbe von dem Ebenbild Gottes ist,
selbst wenn die Seelen der f�rchterlichen Menschen ganz in Dunkel geh�llt
scheinen. Darum ist dem Kain Gottes Mal auf die Stirn gegeben, da� keiner sich
an ihm vergreife (1.Mose 4, 15). Das zielt gegen unsere Neigung, das B�se in
einzelnen Menschen zu orten, es da, weit weg von mir einzukreisen, diese
Menschen dann zu richten und zu strafen, sie wegzuschlie�en� und man h�lt sich selbst f�r einen guten
Menschen, weil man ja gegen das B�se gek�mpft hat.��������� ��������������������
Da� wir endlich von der Todesstrafe abgekommen sind, ist ein
Hauch dieses Wissens vom Zusammenhang aller Seelen. Keiner darf einen aus dem
Leben dr�ngen, auch nicht zur Strafe. Denn unsere Ichs bilden ein Heiliges.
"Von Natur weder gut noch schlecht, haben wir die F�higkeit zu Gut- und
Schlechtsein; ja, zum einen mit dem anderen� (Hans Jonas). Gott erbaut mit� uns sein Reich, seine Zukunft. Weil wir an
Gottes Werk beteiligt sind und seine einzigen Zeugen� sind, darum sind wir heilig. Darum sollten wir nicht
niedermachend vom Menschen reden.
Es gibt viel zynische, ver�chtliche Beschimpfung der
Menschen: Mi�griff der Sch�pfung, St�renfried der Natur, "nur ein
vor�bergehender Schimmelbefall der Erdkruste" (Jacques Monot) seien wir,
nur "ein Mistelzweig am Lebensbaum� (Botho Strau�).� Es kann und soll uns auch bange werden vor
unserm Zerst�rtrieb und unserer f�rchterlichen Gleichg�ltigkeit.
�An einem Unfall, die
Polizei ist da- vorbeifahren, weiterfahren, in den Urlaub, zum Dienst, alles geht
weiter, wir machen weiter unser Ding- man m��te aussteigen und auf die Knie
fallen, noch leben zu d�rfen und eine Sammlung in die Wege leiten f�r die Opfer
und den F�hrerschein abgeben, oder, oder. Und von alledem tue ich nichts, ich
setze meine Fahrt fort, wohl mit einem "Gott sei Dank", auch zun�chst
mit gedrosseltem Tempo- aber die Flamme "Ich" sorgt f�r sich, will
weiterbrennen, will weiter. auch das ist ein St�ck Scherbe vom Ganzen,
ausger�stet mit Lebenswillen und der Begabung, abzublenden die Forderungen;
Augen zu und durch- diese Strategie ist auch ein St�ck Leben, das ist, was es
ist.����
�Das Dichten und
Trachten des Menschen ist b�se von Jugend auf, denken wir manchmal dem
Bibelwort (1. Mose 8,21) nach, wenn wir deprimiert sind �ber uns selbst und das
Heulen kriegen �ber Menschenleid und -schuld. Kleinlich-egoistisch, "f�rs
Naheliegende scharfsichtig, f�rs Ganze so blind" (Robert Musil)- ist das
mit "b�se von Jugend auf" gemeint? Denn Gott hat nichts rein B�ses
gemacht, das wei� ich und halte mich an eins der Traumworte der Bibel, (im
Anhang des Alten Testamentes: Weisheit 11, 23 ff):" Du erbarmst dich �ber
alle; denn du kannst alles, du �bersiehst die S�nden der Menschen, da� sie sich
bessern sollen. Denn du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem,
was du gemacht hast; denn du hast ja nichts bereitet, gegen das du Ha� gehabt
h�ttest..Du schonst aber alles; denn es geh�rt dir, du Freund des
Lebens."���
�Gut, vom� klaren Grundwasser des Glaubens zu trinken;
ich schmecke es in dem Psalmwort: "Was ist der Mensch, da� du sein
gedenkest, Gott, was ist des Menschen Kind, da� du dich seiner annimmst?"
Zerbrechlich ist er, von Staub genommen. "Doch du hast ihn wenig niedriger
gemacht, denn Gott (als dich selber). Mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn
gekr�nt� (Psalm 8, 5.6). - In unserm Lieben und M�hen nimmt Gott Gestalt an.
Das wei�t auch du von innen, wei�t es, wenn du einem� Kind ins Antlitz blickst oder in ein Gesicht voll Falten, voller
Lebenserfahrung. Dann siehst du den Menschen als gekr�nt: "Da, im Menschen
hat der Staub Feuer gefangen�. Darum schneidest du kein Leben ab.
Und du beleidigst auch weniger, gem�� Jesu Wort: "Wer
mit seinem Bruder z�rnt, der ist schuldig; und wer zu seinem Bruder sagt: Du
Nichtsnutz!, der ist sehr schuldig; und wer sagt: Du mieser Typ, der ist der
H�lle schuldig. Vers�hne dich mit deinem Geschwister; vertrage dich mit deinem
Gegner" (Matth�us- Ev.5, 22-25).
Und warum noch ist Menschenleben dir heilig? Weil du doch
siehst dein und vieler Menschen M�hen; siehst, wie Menschen, wie wir� k�mpfen und uns schinden. Und wie sie nicht
aufgeben, etwas aus sich zu machen, sieh die M�dchen, egal wie arm- mit einem
Fetzen Stoff und Blumen im Haar spielen sie gro�e Dame, sieh die Jungen, wie
sie sich in Pose werfen, ihre R�der, Mofas, oder sonst was kunstvoll
beherrschen, mit irgendwas m�ssen sie gl�nzen, sie m�ssen doch wahrgenommen
werden. Und wie Menschen sich dem Tod entgegenstellen und nicht verfallen und
verelenden wollen. Und wie sie hoffen und Freundschaften schlie�en und Blicke
tauschen und Streicheln und Worte und Scheine. Herrlich, die Menschen und ihre
K�nste, Wege sich zu bahnen in der Gefahr. Alle gro�e Kunst zeugt von diesem
Trieb, nicht weggewischt zu werden sondern Spuren im Lebendigen zu hinterlassen.� Du h�ltst viel von Menschen, darum f�rderst
du, unterst�tzt, r�umst ihnen mehr M�glichkeiten ein. Du t�test nicht.
� Das ist dir
verhei�en. Was du zum Leben brauchst, wirst du unter M�hen aber ohne Gewalt dem
Leben abgewinnen. Das verlangt auch die Mitarbeit am Rechtsstaat, der jedem
sein Recht auf Leben sichert. -Wenn Menschen meinen, ihr Existenzrecht sich
erst besorgen zu m�ssen, wenn sie sich drangsaliert sehen, kann ich ihr
Steinewerfen nicht verdammen. Es steht mir nicht zu, die Handgranate der Flugzeugentf�hrer
zu verurteilen; ich komme ohne dies Druckmittel aus und zwar ohne eigenes
Verdienst (nach Max Frisch). Wenn die Hungernden dieser Erde uns mit Gewalt das
Brot abfordern, das wir ihnen freiwillig nicht gaben, werden wir �ber die
vorgehaltene Pistole nicht lamentieren d�rfen.-�
�Dir, mir ist das
f�nfte Gebot ein Schutz geblieben. Du, ich, wir sahen uns noch nie in der Lage,
zu meinen, wir m��ten t�ten, wir gn�dig Davonge- kommenen bis jetzt. (Oder
haben wir den Krieg mitgemacht und �berlebt, weil wir schneller schossen oder
geschickter uns totstellen konnten?)
Wir sind auch wohl nicht bis auf den Grund gequ�lt von� einem der beiden st�rksten Antriebe f�r Mord
(Eugen Drewermann):� Voll Angst steht
einer einem gegen�ber, der ihm chronisch den Weg zu seinem eigenen Leben
versperrt, und es hat sich soviel Ha� und Wut aufgestaut, da� es sich
m�rderisch entl�dt. Oder da� einer von unterdr�ckten Sexualenergien getrieben
ist, zugleich� innerlich so verletzt ist
und so ver�chtlich von sich denkt, da� er meint, nur ein Mensch k�nne ihn noch
lieben, der verwandelt ist in etwas Totes, eine Sache, derer man sich
bem�chtigen kann als ein Objekt.
�Wer umbringt, ist
vorher kleingemacht, gesch�ndet und verachtet worden, h�lt sich selbst f�r
nichts wert, so da� er anderes Leben entwertet.� Der Menschheit ganzer Jammer packt uns an.� Wir gedenken der wie zuf�llig gegriffenen,
aus dem Leben gezerrten Kinder und Frauen.
"Wo Totschlag verboten ist, da ist auch alle Ursach
verboten, daraus Totschlag entspringen mag", sagt Luther. Und da haben wir
viel mit zu schaffen.
���� II� T�ten zerrei�t Zusammenhang, Volkstrauertag,
Feindesliebe
Jesus spricht: "Liebet eure Feinde; bittet f�r die, die
euch verfolgen. Und wenn dich jemand auf deine rechte Wange haut, dann halte
ihm auch die andere hin. Ihr sollt erkannt werdet als Kinder Gottes. Der l��t
seine Sonne aufgehen �ber B�se und Gute und l��t regnen f�r Gerechte und
Ungerechte. Wenn ihr nur liebt, die euch�
lieben, tut ihr doch nichts Besonderes. Ihr sollt vollkommen sein, ganz
sein, wie euer Vater im Himmel ganz ist" (Matth�us-Ev. 5, 39,44-48).
�
�Ganz sein� das w�nscht uns Jesus, ungeteilt,
vollst�ndig,� nicht vollkommen im Sinne
von fehlerlos, sondern ungeteilt in mir mit Gott , zugeh�rig Allem, ganz in der
Liebe, auch die Feinde in sie einbezogen wissend.
�Wenn wir aber t�ten,
dann zerrei�en wir Zusammenhang. Wir schaffen uns vom Hals, aus den Augen, was
uns bedroht, wir wollen die Welt lieber ohne den Andern. Jeder hat sich schon
einen tot gew�nscht� aus Rache, aus
Habgier, aus Neid, aus banalem �rger, einfach so; nicht er soll seins haben
sondern ich will seins.
In uns ist neben viel Licht auch viel Schatten. Sehen wir
uns zur�ckgesetzt, dann sind wir gekr�nkt, sehen wir uns von Gott, vom
Schicksal, von den Eltern, von Mitmenschen ungerecht behandelt, dann kann sich
unsere Restmacht aufb�umen, ich kann verschlagen werden, giftig, um mich zu
retten. "Dann� so Marie L.Kaschnitz "war ich es selbst nicht mehr,
die sprach, es war der b�se, m�rrische Geist der Rechthaberei, der �ber mich
gekommen war und mich so ausf�llte, da� f�r nichts Gutes mehr Raum
blieb".Die Macht des Negativen kann in uns m�chtig werden als kleinliche
t�ckische Beinstellerei um ihrer selbst willen. "Manche, die sich einmal
liebten und jetzt hassen, tun das auf ganz�
ungeheure Art� (Erich K�stner).
�Ha� ins Riesige
vergr��ert haben wir Deutschen. Wir oder die Generation davor, versanken in den
Wahn, da� uns die ganze Erde zust�nde. Man mu� nur die alten Wochenschauen sich
ansehen, wie sie Hitler zujubelten, sich im darboten, unsere V�ter und M�tter
oder deren Nachbarn. Wir/ sie waren gebannt von dem b�sen Geist der Gewalt und
Rohheit. So �berzogen Deutsche fast alle Europ�ischen L�nder mit Krieg,
schlugen, vertrieben, erschossen, erh�ngten, hetzten ins Gas, vernichteten
durch Zwangsarbeit, qu�lten mit sogenannten medizinischen Experimenten. Sechzig
Millionen Menschen kamen im Zweiten Weltkrieg zu Tode. Die Rache der Sieger war
furchtbar aber wohl n�tig wenn man bedenkt, da� nach dem 20. Juli 1944, dem
Attentat auf Hitler, mehr Deutsche zu Tode kamen als in den vier, f�nf Jahren
Krieg vorher. Wir waren besessen vor Rechthabewahn oder Selbstvernichtungswille
und die Mordmaschine war so infernalisch allesverschlingend angewachsen, da� zu
"Halt, aus, vorbei!" kaum einer die Kraft hatte, wohl auch aus
Ahnung, da� unsere Schuld unerme�lich sei. Und da� "die Weltgeschichte
kein Amtsgericht ist", hat Gustav Heinemann, der� Bundespr�sident von 1969 bis 1974, gesagt im Blick auf
Grausamkeiten auch der Alliierten zur Erzwingung der Kapitulation Deutschlands
damals.�
�Volkstrauertage
halten, ist uns aufgegeben. Wir m�ssen uns erinnern, d�rfen nicht verdr�ngen
das Wissen von Gr�uel und Verw�stung, das Leid, das durch unser Volk �ber die
Menschheit gebracht wurde und an dem wir selber ausgeblutet waren.- Wir trauern
um die Schuld, trauern uns am Gebot "Du sollst nicht t�ten�� so vergangen zu haben, da� einer dichten
mu�te: "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland� (Paul Celan). Und die wir
Tod s�ten, ernteten Tod, Vertreibung, Verw�stung und Diktatur �ber weite Teile
Europas, erlebt bis eben.�
Jedes Lebendige tr�gt die unausl�schliche Widmung: Geh�rt
Gott, geh�rt Gott�. An jeder Stirn steht in ehernen Lettern: "Du, Kind
Gottes�. Darum sind auch die, die an uns starben und die uns starben, nicht auf
den Toten�ckern geendet, sind nicht zu Asche endg�ltig vergl�ht. Sie sind
"vorweggenommen in ein Haus von Licht" (Marie L. Kaschnitz). Sie sind
erg�nzt, genesen, vers�hnt, bekehrt,�
sie sind sch�n und ganz gemacht. Sie sind in Gott. Wie sie auch zu
Lebzeiten waren, eine Milde, eine Sanftmut geht doch von uns zu ihnen, und von
ihnen zu uns- doch um alles in der Welt, hoffentlich.
Die Bestimmung "Du g�ltig f�r Gott, immer� schafft
Hoffnung. Ohne Zukunft f�r die Toten, wie sollten wir gedenken k�nnen, auch an
das Entsetzliche unseres Volkes und�
unserer selbst? Unser Herz m��te doch stehen bleiben vor dem
Grauen!�
�Letztlich darum,
weil Gott die Opfer zu den T�tern� kehrt
und sie vers�hnt, sie verschwistert, k�nnen wir uns als Einzelne, , als Volk,
getrauen, uns der Schuld zu stellen und um Vergebung bitten und sie erwarten
und als erhoffte schon wirksam sein lassen: Dank sei f�r alle� Erkenntnis, alle Bitte um Vergebung, alles
M�hen um Wiedergutmachung Dank f�r alle Gro�z�gigkeit und Neuen-anfang-wagen.
�Leben lebt vom Leben
anderer. Wir alle ern�hren uns vom Leben, das gro� genug ist f�r alle. Krieg
aus Hunger und Durst ist auch unser Versagen. Du sollst nicht t�ten, ist allen
gesagt, aber den M�chtigen erst recht, die f�r Lebensmittel sorgen k�nnen.
�In uns ist die Lust,
zu verw�hnen was wir lieben� und am
Rande zu lassen und an den Rand zu schieben, was wir nicht m�gen. Je mehr
Machtmittel wir haben, desto mehr Kommandogewalt auch, und um so mehr kann
unser Verachten und Hassen besch�digen. Weniger hassen- wie kommen wir dahin?
�Selig die
Sanftm�tigen, sie sollen die Erde besitzen, sagt Jesus (Matth�us-Ev 5,5). Die
uns fremd sind, sind es, weil wir ihnen feindlich sind. Das ist doch
Christenwissen, da� wir die erdumspannende Menschheitsfamilie glauben. Was
z�hlt, ist der Mensch und seine Sehnsucht, sein Mangel, sein Bed�rfen, nicht ob
er zur Sippe geh�rt, zum Freundeskreis, und unabh�ngig von Geschlecht,
Religion, Volk. Wenn ihr die liebt die euch lieben, das ist noch nicht
ganzheitlich gelebt
�Den anderen erst mal
f�r interessant und unb�sartig halten, bei ihm auch im Streit mit
Einlenkbereitschaft rechnen. Und phantasieren, imaginieren, wie sch�n sein
Gesicht wird, wenn man gemeinsam was zu lachen hat. Einen Menschen dankbar
stimmen, das gibt ihm Hoffnung zu taugen, gibt ihm Geschmack, noch gern wieder
er selbst zu sein. Dank f�hlen macht unmittelbar Gottes Gutsein anfa�bar.
Gl�cklich der Mensch, der merkt, wie sein Leben voller Danksignale ist und wie
er� vers�hnlich gestimmt wird, vom
Himmel her.
Ich erinnere mich an einen russischen� Film: "Wenn die Kraniche ziehen�. Er
zeigt das Schicksal einer gro�en Liebe einer Frau zu ihrem Br�utigam. Er zog in
den Krieg, beide hatten lange nichts voneinander geh�rt. Dann sollte der Zug
ankommen mit den Gefangenen aus Deutschland. Er sollte darin sein. Und sie kam
mit einem gro�en Blumenstrau� zum�
Bahnhof, und alle Erwartung und alle Hoffnung spielten auf ihrem
Gesicht. Und immer mehr Heimkehrer entstiegen dem Zug, sie wurden empfangen von
Br�uten und M�ttern und Schwestern, die dann �bergl�cklich abzogen. Und immer
weniger waren noch im Zug und kamen heraus, und sie fragte und st�rzte von
einem zum andern: Wo ist meiner, wo ist er? Sie sagte den Namen. Sie waren alle
mit sich so besch�ftigt. Und dann stand sie allein auf dem Bahnhof, allein mit
einigen anderen, die auch vergeblich gewartet hatten. Und sie richtete sich auf
und verteilte ihre Blumen an die, die auch allein blieben. Sie verkn�pfte die
Allein- gelassenen mit dem Hoffnungsband, da� keiner der Liebe verloren gehe.
�Du sollst nicht
t�ten. Dies Gebot schlie�t den Krieg ein. Krieg soll nicht sein, er ist ja das
tausendfache, millionenfache T�ten.- Aber die Ressourcen sind begrenzt, Wasser,
�l, Bildung-Wenn die Besitzer Menschen, V�lker verdursten, verhungern lassen,
wenn immenser Reichtum an Fawelas und Kanisterst�dte� sto�en, wenn ein im Westen geklautes Auto im Osten eine ganze
Familie ein ganzes Jahr ern�hrt, w�hrend sonst der Mann nur das Jammern der
Kinder, das Klagen der Frau, das Wimmern der Alten h�rt; wenn Jugendliche
keinen Ausbildungsplatz finden, dann: wehe uns Besitzenden.Wenn wir� den Habenichtsen vorzuwerfen, sie drohten
mit Gewalt, dann ist das zynisch- denn wir benutzen doch Gewalt, um die
Hungernden uns fern zu halten Den Krieg verhindern, hei�t, Frieden schaffen,
indem Habende abgeben. Gegen berechtigte Forderungen sich hochger�stet taub
stellen, das ist Krieg.�������
"Du sollst nicht t�ten" ist auch Versprechen: Du
wirst nicht t�ten. Du, ich, im Angesicht von viel verr�ckt gewordenem J�hzorn
und gewaltbereiter Sucht, haben wir doch noch viel zuzusetzen, k�nnen
Dankpr�mien f�rs Durchgetragenwordensein geben. Auch "Brot f�r die
Welt" ist eine Frage der Ehre. Ich mu� was vom �berflu� abgeben. Einigen
das Leben retten- das ist doch Gnade, es zu d�rfen. Ganz abgesehen von der
politischen Diskussion, auf welche Kosten wir in den �konomisch so effektiven
L�ndern leben, wir mit unsern hohen Z�llen und dem Energieverbrauch.- "Es
mu� nicht schmerzen, aber ich solls merken"-soviel jedenfalls abgeben aus
Erbarmen, das mu� sein, sonst ist doch alles Christentum gelogen.Wenn ich
denke, ich m�sse noch vorsorgen, k�nne noch nicht abgeben, dann mu� ich noch
Lohnknecht des Lebens sein- und jeder Bettler, der lachend mit einer Stange
Brot und Rotwein mit� Kumpeln das Leben
feiert, hat mehr begriffen als der reiche arme Schlucker.
�Freude nehme bei uns ihren Anfang, Ha� komme bei uns zu
Ende�� wenn uns das mehr gel�nge, dies
Sichhinhalten, dies Unmut vom andern abziehen- Pfeile von Verachtung ablenken,
in die Bresche springen, Schuld auf sich nehmen. Gewaltt�tige ansprechen und
sie lassen sofort von ihrem Opfer ab, halten sich an dich, mich, gemessen an
den Schl�gen, die andere schon einstecken mu�ten, habe ich noch was abzukriegen.
Du auch? Sie ist verhei�en, "die wunderbare Gegengabe des Schwachen, da�
dieser den Starken zart mache� (Robert Musil).�
Wir m�ssen sie aber wollen.
Das Fernsehen ist voll von Massakern, gestellten und realen.
Der Heckensch�tze, der Schl�ger mit Nazislogans, der Killer mit irren Liedern
oder Gebeten auf den Lippen im Klassenzimmer,�
sie sind auch Konzentrate von allgemeiner Gewalt oder schauen sich beim
Morden zu als w�ren sie im Film, sehen sich zum erstenmal ernst genommen weil
im Fernsehen. Wenn wir keinen guten Gott mehr haben, dem wir geh�ren, dann kann
das Verlangen �berm�chtig werden, selber Allmacht zu spielen und Gericht zu
vollziehen. Das kann eine furchtbare Umkehrung sein des Entsetzens, da� es auf
mich �berhaupt nicht mehr ankomme. Auch, weil man sich wie den letzten Dreck
behandelt sieht, h�lt man sich dann auch f�r solchen und verwandelt Sch�nes in
Dreck und zerschl�gt, was funktioniert.
�Das einzige was
hilft, ist Liebe. Und wieviele Drachen bes�nftigt wurden, wieviele wandelnde
Bomben nicht zur Sprengung kamen, weil D�mpfung aus Freundlichkeit gelang- ach,
Gott, la� uns noch Zeit, da� wir Sympathie unter die Fl�gel geben,
selbstheilende Kr�fte anschieben, sanftmachen dadurch, da� bei uns sich der
Sturm legt. Und jeder m�ge einen haben, der ihm zeigt: Gut, da� du da bist;
gut, da� du du bist.
III Unsere Mitgesch�pfe, die Tiere
�Aus einem Brief von
Frau Brigitte A. aus Odenthal: "Ich habe auch das Sylter Tierheim besucht,
dort sa� und sitzt u. a. ein Sch�ferhundmischling namens �Sly� ein, von seinem
vorigen Besitzer abgemagert und ungepflegt abgegeben. Trotzdem trauerte der ca.
8-j�hrige Hund diesem Menschen, der sein Zuhause war, nach. Ich w�rde mir f�r
diesen inzwischen wieder lebensfrohen braven Kerl, der seine Aufgabe als treuer
Beh�ter von Haus und Familie erf�llt, ein gutes Zuhause w�nschen. Ich wei�, es
gibt einen Platz f�r ihn, bitte helfen sie mit, ihn zu finden."
�Ich will wieder mehr
Achtung vor Tieren haben. Sie geh�ren wie wir zur Sch�pfung: In Gottes Hand ist
die Seele von allem, was lebt.� (Hiob 12, 10). Und Martin� Luther versichert: "Ich glaube, da�
auch die H�ndlein und Belferlein in den Himmel kommen, und da� jede Kreatur
wahrhaftig eine Seele habe." Ja,"ganze Weltalter voll Liebe werden
notwendig sein, um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns Menschen zu
vergelten" (Christian Morgenstern).
Vom Ursprung her hat Gott Mensch und S�ugetier an einem Tag,
in einem Sch�pfungsabschnitt geschaffen und uns an den gleichen Tisch der Gaben
Gottes gewiesen. Nicht durch Gottes Gebot ist T�ten und Schlachten in die Welt
gekommen, zun�chst sollte der Mensch sich n�hren von den Fr�chten des Feldes.
Auch sp�ter� war Fleischverzehr den
Reichen vorbehalten, Fleisch gab es an�
Festen und waren dem Opfer vorbehalten- Gut, da� wir wieder bewu�ter
essen lernen. Unser Verbrauch von Tieren ist s�ndhaft.-
�Gott hatte
urspr�nglich die Menschen in den Garten gesetzt, ihn "zu bebauen und zu
bewahren" (1. Mose 2,15- herrlich, schon hier der �kologische Auftrag.)
Der Baum mitten im Garten zentriert die Welt um Gottes Willen, die Tiere f�hrt
er zum Menschen, auf da� er mit ihnen rede und ihnen Namen gebe, sie sich
zuordne. Noch in der Sintflut werden die Tiere paarweise mit der
Menschenfamilie gerettet. Und das Ruhen am Sabbat gilt auch f�r die Tiere. Aber
mehr und mehr werden die Tiere zum Besitz, der auch verzehrt werden kann und
der Befehl: "Macht euch die Erde untertan� (1. Mose 1,28), wurde
mi�verstanden als Freibrief, sich der Natur r�cksichtslos zu bedienen, was die
Tiere zu Rohstoff oder "Biomasse� herabstufte.
Einsamer Rufer blieb im Christentum der Heilige Franziskus,
der zur Verwandtschaft mit Sonne und Mond fand, den Tod als Bruder anredet, der
die Waldtauben z�hmt durch seine Worte und milden Augen auch den wilden Wolf
von Gubbio ohne Angst ansprach und den Fischen predigte. -Albert Schweitzer,
der Urwaldarzt von Lambarene, gro�er Orgelspieler und gro�er theologischer
Wissenschaftler, sp�ter�
Friedensnobelpreistr�ger, erz�hlt, wie Tiere zu seinem Alltag geh�rten:
"Zum Gl�ck nicht Schimpansen, die die Schrankschl�ssel blitzschnell drehen
und dann wegwerfen, die sich in jedes Bett legen und die H�hner jagen", so
erz�hlt er.� -"Alle Tiere benehmen
sich zur�ckhaltend, au�er den Affen. Man sp�rt, da� der Mensch nicht fern ist�
( C. Michael Cioran)-. Aber die Papageien Suku und Kudeku, der Hund Caramba,
die Antilopen, und das zahme Wildschwein Josephine geh�ren zur Familie. Im
Zusammenleben mit den Tieren hat Schweitzer das Gesetz gefunden, das uns allen
einleuchten m��te: "Du bist Leben, das Leben will, inmitten von Leben, das
Leben will.�
Doch wir sind noch weit von diesem Respekt entfernt.
Gedankenlosigkeit und Profitgier sind uns nah: Die Haustiere, die nach
Weihnachten abgegeben werden oder� in
der Urlaubszeit einfach auf dem Rastplatz ausgesetzt werden; die H�llenfahrten
der subventionierten Schlachtvieh transporte in den Nahen Osten, und nur eine
Information: Haifische, rund 350 Arten, vier davon k�nnen dem Menschen
gef�hrlich werden. Sie ern�hren sich von Algen, Krebsen, Fischlarven, die sie
mit ihren Kiemen wie mit einem Sieb aus dem Wasser fischen; Sie sind ohne
Schwimmblase, ihre riesige �lhaltige Leber verschafft ihnen Auftrieb. Die
Schwangerschaft der Dornhai-Weibchen dauert 22 Monate; erst mit 20 Jahren
werden sie fortpflanzungsf�hig.� Jedes
Jahr sterben wohl 10 Menschen durch Haie, aber 50 Millionen Haie werden durch
Menschen get�tet und zu Fischmehl verarbeitet. Das Schlimmste: Die Flossen
bringen auf Asiens M�rkten pro Kilo 100 Dollar. F�r die begehrte Suppeneinlage
schneiden Fischer den Haien bei lebendigem Leibe die Flossen ab. Die
bewegungsunf�higen Tiere sinken auf den Meeresgrund und verenden erb�rmlich
(Mensch und Tier 1/97)- Und die afrikanischen Elefanten und Nash�rner, die
vietnamesischen Kragenb�ren, und der BSE-Wahn und die Tierqu�lerei an
Rennpferden.
Dank an die leidenschaftlichen Mitmenschen, die die
�ffentlichkeit aufr�tteln. Oft braucht es wochenlange Recherchen. Nur wenn
Mi�st�nde an die gro�e Glocke kommen, kann es wenigstens kleine Erfolge geben:
Nach langem Ringen ist jetzt die Frischzellentherapie verboten und bei der
K�lbermast ist ab jetzt die Haltung in Einzelboxen untersagt.
Dabei, was verdanken wir den Tieren nicht alles.� Als wir Kinder waren, hat das
Meerschweinchen, das H�schen uns doch wunderbare Gef�hle gemacht, das erste
Lebendige, das uns anvertraut war. Und die Gespr�che zwischen Herrchen bzw.
Frauchen und Hund: Wie sie ihre Stirn in Falten legten, uns zum Durchhalten
ermutigen; wie sie von Tr�umen gesch�ttelt scheinen und wie sie seufzen und vor
Behagen grunzen, wie sie so herrlich geregelte Verdauung haben und einfach so
sind, wie sie sind, auch so hocherfreut, wenn man zur�ckkommt und so wachsam
knurrend gegen den gemeinsam Nichterw�nschten. "Wer warst du, ehe du Hund
wurdest?�� k�nnte man fragen und schon
Anhaltspunkte finden f�r Seelenwanderung. "Jeder Hund ist besser als kein
Hund", sagt Konrad Lorenz.�
Oder die Katze: "Mi�trauen, Wollust, Egoismus, ich
m�chte sagen, das konzentrierteste Tier. Und die Selbstachtung der Katze ist
au�erordentlich,� sagt Christian Morgenstern; und Fernando� Pessoa: "Ich habe Katzen den Mond
anschauen sehen, und ich wei� nicht, ob sie ihn nicht f�r sich haben
wollten."
�Auch Jesus h�lt uns
die Natur als Lehrst�ck vor: Schauet die V�gel, sehet die Lilien (Matth�us- Ev.
6, 26, 29) lernt von ihnen, sie sind im Zusammenhang, aber ihr seid nicht
mittig, ihr seid verr�ckt. Dies Unrundsein des Menschen hat nat�rlich damit
zutun, da� unser Innerstes uns oft voran ist in Vorsorge oder Vorfreude , oft
auch hinter uns zur�ckbleibt in Nachsinnen. Jesus lockt nicht zur�ck auf die
B�ume..- Aber bei all dem Gr�beln und Zersorgen k�nnten wir etwas von den
Tieren annehmen- etwas von der wunderbaren F�higkeit, jetzt hier zu sein, im
Augenblick ganz da- und das "Leben und Leben lassen."
�"Seitdem ich
die Menschen kenne, liebe ich die Tiere"-�
das Wort des Alten Fritz zeugt auch von Selbsterkenntnis und
Menschenverachtung. Und verwechselt einiges. Liebe zum Tier ist ohne Konflikte,
ohne Entwicklung, idyllisch, ist� nicht
von gleich zu gleich. Der Hund ist seinem Herrn treu, nicht einem andern
Hund.� Hat der Mensch nichts anderes,
dem er treu sein kann, ist das auch Armut. Aber ein Hund, dein Hund meint schon
dich pers�nlich; Homer erz�hlt von Odysseus, der seine vielen Kriege und
Irrfahrten hinter sich gebracht hat und nach Hause kommt und nur von seinem
Hund Argus erkannt wird. Es ist auch das Sterben f�r beide Seiten ein gro�er
Schmerz; wer ihn erlebt hat, verzichtet oft auf ein neues Tier.
�Auch gedacht sein
soll an die unendlich viele Arbeit der Kaffernb�ffel, Pferde, Esel, Elefanten,
Kamele. Und sie� machen Jammer- die
Legebatterien, Lachsk�fige und Schweinefleischfabriken, die Testformationen. In
der Fr�hzeit wu�ten die Menschen noch, da� sie sich f�r das T�ten ihrer
Jagdbeute zu entschuldigen haben. Wir m�ssen wieder die Mitgesch�pflichkeit
lernen, wieder mal Vieh auf der Weide anschauen, uns vertiefen in die Augen
einer Kuh- dann werden wir sehen, wie das Tier eine Seele und ein Schicksal
hat.
Der Satz irgendeines alten Theologen: "Deus est anima
brutorum- Gott ist die Seele der Tiere� (Fernando Pessoa). Animal, auf
Lateinisch: das Tier, �berhaupt das Lebewesen; und anima hei�t ja die Seele-
die Verkn�pfung birgt was Geheimnisvolles.�
In der Bibel hei�t es: Gott ist das Lebendige in allem Fleisch (4.Mose
16, 22).
�Jedenfalls bleiben
die Tiere den Menschen auf der Spur, wir bleiben verwickelt in eine gemeinsame
Zukunft: Noch ist M�he und Seufzen, aber, sagt Paulus: "Auch das
�ngstliche Seufzen der Kreatur wartet auf die herrliche Freiheit der Kinder
Gottes" (R�mer 8, 18). Und die Friedens- sehnsucht hat wohl kein sch�neres
Bild gefunden als das des Propheten Jesaja, 11. Kapitel: "Da werden die
W�lfe bei den L�mmern wohnen, und ein Kind wird K�lber, L�wen, Mastvieh miteinander
h�ten und L�wen werden Stroh fressen und nirgends wird mehr ges�ndigt und das
Land ist voll Erkenntnis Gottes."
Du sollst nicht ehebrechen -� Das sechste Gebot (2. Mose 20,14)
������ Liebe und
sch�tze Ehen
Und Gott baute aus der Rippe des Einen die Andere. Da sprach
der Mensch: Das ist ja� Bein von
meinem� Bein und Fleisch von meinem
Fleisch. Darum wird jeder Mensch Vater und Mutter verlassen und an seinem
Gef�hrten h�ngen und werden die zwei ein neues Ganzes (1. Mose 2, 22. 24).
� In einer Diskussion
�ber die Ehe sagt Jesus: "Was Gott zusammengef�gt hat, das soll der Mensch
nicht scheiden." Die Pharis�er�
halten Jesus entgegen: "Und warum hat Mose einen Scheidebrief
erlaubt?" Jesus antwortet: "Wegen der� H�rte eurer Herzen; vom Ursprung her, vom Wesen der Liebe her,
ist es anders gedacht"( (Matth�us-Ev. 19,6-8).
�Das Ehebruchs-Verbot
stellte in Israel die Ehe des andern Mannes unter Schutz. Einer sollte nicht
den andern um seine Frau berauben. Du sollst ihn nicht t�ten und nicht an sein
Eigentum gehen- die n�chsten Gebote z�hlen das Eigentum nach der (damalige)
Gewichtigkeit auf: Ehefrau, Ehre, Haus, "und alles, was sein ist"; im
zehnten Gebot� taucht die Frau nochmal
auf mit und vor Knecht und Vieh.
Es ging im sechsten Gebot nicht um den Schutz der Liebe,
auch nicht um den Schutz der Frau. Die Frau lie� sich leicht wegschicken; ihr
einen Scheidebrief ausstellen, das ging jederzeit- man hat sie ja mal den
Eltern abgekauft. Eine neue Frau heiraten oder einige noch dazu sich
beigesellen durfte der Mann jener Zeit, wenn er wohlhabend genug war.
"Ehebruch war die Verletzung von Rechten des Ehemannes
durch den Ehebrecher. Untreue des Ehemannes war juristisch unerheblich"
(Uwe Wesel). Als Schutzsatz f�r des andern Ehebesitz ist das Gebot g�nzlich
abgetan. Keiner geh�rt einem. Wir bleiben auch in der Ehe je eigene Personen,
eigenes Rechtssubjekt. Auch lie�e dieses Gebot, w�rtlich genommen, alle
Unverheirateten ohne Weisung.
�Vielleicht hei�t das
sechste Gebot eigentlich: Du sollst lieben. Oder als Zusage: Du, Gottes
Mensch,� liebst. Und wenn du einen
derartig liebst und von ihm so geliebt wirst, da� ihr eine Sache miteinander
machen wollt, bis da� der Tod euch scheide, dann ist das Ehe, aus der du dich
nicht brechen willst, die du nicht zerbrechen willst und auch keinen anderen
willst du� aus seiner Ehe brechen. Aber
Ehe mu� der Liebe dienen.
Ja, der Traum vom Paar, das in ewiger Liebe einander
anvertraut ist, dieses Bild ist vom Ursprung her uns mitgegeben. Und die
Katholische Kirche wagt diesen Traum in der irdischen Ehe zu
institutionalisieren; das Paar gibt einander die Eucharistie, sie geben
einander den Leib Christi, von dem sie ein Teil sind als das ewig f�r einander
zugeschnittene Menschenpaar; darum ist Scheidung auch prinzipiell unm�glich. Evangelische
Kirche traut auch Geschiedene, sie macht auch die Ehe nicht zum Sakrament- zu
riskant ist f�r ein Sakrament� diese
Verkn�pfung von Menschenwille- der auch purer Eigensinn sein kann- und Gottes
Wille. F�r Luther ist Ehe ein "weltlich Ding", das sicher Dank und
F�rbitte haben soll- einen Gottesdienst anl��lich der Eheschlie�ung- aber kein
Eid, kein Gel�bde soll gegeben werden,�
wohl eine Willenserkl�rung unter Gebet, da� diese Beiden sich annehmen
wollen� aus Gottes Hand, bis da� der Tod
sie scheide- dazu Bitte um Segen; vor allem, da� die Liebe bleibe.
�Evangelische Kirche
gibt keine Garantie, da� die beiden das Paar sind, das vom Himmel bestimmt ist
zur ewigen Liebe. Wohl ist in uns das Bild vom Paar gelegt, doch dieses
verk�rpern in Gestalt der Ehe b�rgerlichen Rechtes ist ein anderes Ding. Und
wenn die Zwei sich eins wissen, immer wieder einig werden zu wollen, ist das
ihr Wille; und sie d�rfen ihn als Gottes Willen glauben- und der Pastor/die
Pastorin d�rfen �ber ihnen sagen: "Was Gott zusammengef�gt hat, soll der
Mensch nicht scheiden."
�Doch den einen
verwirklicht sich der Traum vom Paar in einer lebensl�nglichen Ehe, anderen
mehr in Gestalt eines Reigen. Paulus riet energisch zur Ehelosigkeit.
Diese� aber mu� ja nicht geschlechtslos
gelebt werden; nachdem zuverl�ssige Empf�ngnisverh�tung m�glich ist, ist der
einzige Grund f�r "Keuschheit" als Tugend dahin.-Eine� pers�nliche Entscheidung zu� zeitweisem oder dauerndem Verzicht auf Liebe
mit Leib und Seele kann erhellende Freiheit f�r andere Intensit�t bedeuten.
Aber das Sich-k�rperlich-vermeiden als ethische Leistung, als "gutes
Werk" ausgeben, ist Willk�r.
�Enthaltsamkeit hat
im biblischen Rahmen sowieso einen schlechten Stand. Im zehnb�ndigen W�rterbuch
zum Neuen Testament steht zu "enkrateia�, -Selbstbeherrschung,
geschlechtliche Enthaltsamkeit: "Es ist auff�llig, welche �u�erst geringe
Rolle in der biblischen Religion die Enthaltsamkeit spielt. Das Wort taucht in
der Bibel nur an drei Stellen auf (u.a. Galaterbrief 5,22) Durch den Sch�pfungsglauben
war der Weg in die Askese verstellt. Judentum und fr�hes Christentum erkannten
in der Welt mit ihren Gaben Gottes Sch�pferhand.� Auch Jesus als asexuelles
Wesen zu denken, ist verstiegen, wenn nicht doketistisch, also irrlehrend, als
habe Gott nur scheinbar Menschenverkleidung angenommen. Wenn in Jesus "das
Wort Fleisch wurde" (Johannes-Ev 1,14) und er "den Menschen gleich
und der Erscheinung nach als Mensch erkannt wurde" (Philipperbrief 2,7),
dann geh�rt Geschlechtlichkeit selbstverst�ndlich zu Jesus- auch wenn offen
ist, wie er sie gelebt hat- F�r j�dische Theologen ist ein "Rabbi"
selbstverst�nd lich verheiratet und Vater vieler Kinder- w�re das bei Jesus
nicht der Fall gewesen, h�tte er nicht als "Rabbi" gegolten.
Maria-Magdalena war ihm gut und er ihr, von einem J�nger hei�t es, "da� er
ihn besonders liebhatte" (Johannes-Ev 13,23)- die Abendmahlsbilder mit
Johannes innig an JesuSchulter bewahren sicher eine liebevolle Wahrheit- wie
auch immer,� mein Jesus hat mit Leib und
Seele geliebt und ist auch umfassend geliebt worden.���
�
Das sechste Gebot gebietet zu allererst mal Aufmerksamkeit
f�r das weite Feld der irdischen Liebe. Es ist�
Gottes sch�nste Erfindung und innigster Vorgeschmack auf Himmel und
Vollendung. Sie steht nicht nur der Ehe zu,�
Liebe in Freundschaft und Ehe ist Thema des sechsten Gebotes.
�Liebe war schon, als
Ehe noch gar nicht war, und da wir alle Liebe brauchen, suchen, geben, finden,
auch vor oder nach Ehe, auch ohne Ehe und oft auch neben der Ehe, ist erst zu
reden �ber das Lieben und dann auch �ber Ehe als eine Form, eine Liebe zu
sch�tzen und zu entfalten.
�Unsere Anschauung
von der Liebe ist unverlierbar gepr�gt durch die Sch�pfungsgeschichte, die
einer mal "die wahre Sage� genannt hat. Gott schafft den Menschen als Mann
und Frau, soda� einer beim Anblick des andern jubelt: das ist ja meins, das ist
ja Ich noch einmal, noch einmal anders.
Das Paar ist� auch
die Entdeckung� der sch�nste Gestalt ,
wie Zusammen-
geh�ren irdisch abzubilden sei: Die Zwei die beisammen sind
nicht in Unfreiheit, auch nicht in Freiheit (im Sinne von Gew�hrenlassen bis
zum Desinteresse) sondern� in
Verbundenheit (nach Martin Buber).� Gott
steckte den Menschen mit� Paarlust an;
die f�hlt schon bei Pflanzen und Tieren hauchweise vor; man denke an die Bl�ten
und die Schnecken.
Aber dann, in den Menschen kommt die Lust, sich zu
verkn�pfen zu lichterloher Bewu�theit. Eins "erkennt" den andern- so
das alttestamentliche Wort f�r Miteinanderschlafen (z, B 1. Mose 4,1). Der
Mensch findet erst in R�cksicht auf des andern Sein zu seiner eigenen Seele, zu
seinem eigenen Leib.� Eins hilft dem
andern als Spiegel, sich zu finden.
�So ist die
Liebesumarmung ein heiliges Geschehen, ein neuer Sch�pfungstag immer wieder,
zwei Bruchst�cke erleben sich als verwandt, sie reichen sich einander als Brot
und Wein der Communio (Novalis),� sie
schmecken sich und k�nnen sich riechen, sie f�hlen sich eine Strecke weit
ausgebootet aus der Pflichtzeit, Puzzles, die schon wenigstens an einer Seite
zum Ganzen geh�ren; Zwei verschmolzen f�r Augenblicke Ewigkeit. Da gelingt das
Wunder von Ganzsein, wo keiner mehr an sich denkt, sondern beide aufgehoben
sind zu einer Kugel in Gottes H�nden. Es k�nnte dies ein Gleichnis sein f�r das
Wieder-zur-Einheit- Zur�ckfinden, das uns mit dem Himmelreich ja bevorsteht.
Weise Juden sagen: "Es sind drei Beweise f�r die Existenz Gottes:
"Die Sonne, der Sabbat, die Liebesumarmung." Und Marie L. Kaschnitz:
"Die Bl�te irdischer Liebe gabst Du mir zum Pfand f�rs Reich des Geistes
und der G�te."
� Und noch inniger,
eigentlich nicht zu sagen, nur gewahrzuwerden im Lieben: "Gott schuf den
Menschen zu seinem Bild als Mann und Frau" (1. Mose 1,27). Gott, der Ganze
hat in seine Menschen die Suche nach Ganzwerden einges�t, hat uns als fiktive
H�lften geschaffen, die ihre Erg�nzung immer suchen, sie immer auch f�r kurze
Zeit genie�en d�rfen, wie br�chig auch immer Doch auch diese Findezeiten sind
erst und nur Ouvert�ren, begnadete Anf�nge, Schl�ssellochblicke in Richtung
Einganzeswerden mit Allem und Jedem.�������
�Was von Leib zu Leib
gelingt, ist gef�hrdet; Hilde Domin sagt es : "Du und ich/ Von Warm nach
Kalt/ wie schnell das geht/ Haut und G�nsehaut.� Schnell kann Argwohn das Paar
zerspalten. Da� zwei sich lieben, best�tigt: Gut da� du da bist, gut, da� es
dich gibt; erst mal ganz unabh�ngig, wie lange und wie oft sie sich gut sind,
sie werden von einander gehen, gest�rkt in dem Wissen: Ich bin liebenswert, ich
bin liebesf�hig.
Auch wenn ein Lieben endet, nimmst du doch mit diese
wunderbare Gewi�heit: du hast zum Gl�ck mindestens dieses einen Menschen
beigetragen. Und der fand Liebenswertes an dir. Wenn ihr euch verliert, dann
bleibe euch mindestens als Essenz des Gemeinsamen:� Geliebthaben, Geliebtwordensein bleibt bei einem jeden von euch
und wird die n�chsten Phasen der Liebe mit f�rben.
�
Das Lieben ist unsere Bestimmung.In diesem Sinne sagt Peter
Handke: "Jeder Ku� ein Segen." -Vielleicht� werden wir dermaleinst�
Rechenschaft geben m�ssen f�r die vers�umte, ausgelassene, nicht
gelebte� Zartheit-� den Kindern, dem Ehegef�hrten und jedem
Menschen, der unsere N�he gebraucht h�tte; aber wir waren zu solistisch, zu
angepa�t, eifers�chtig, blind, dogmatisch, tr�ge, phantasielos. -Sicher gibt es
auch voreilige K�sse, aufgezwungene, leere, hei�e Luft eben, und der andere hat
es als Versprechen genommen. "Mit der Liebe spielt man nicht", k�nnte
auch meinen: "Du sollst nicht geliebt sein wollen, wo du nicht
liebst" (Friedrich D. Schleiermacher).
�Wundersam, da� in
der deutschen Sprache nur ein Wort da ist, wo die Griechen viele haben: Eros,
Agape, Filia, Epithymia- Erotik, N�chstenliebe, Freundschaft, Leidenschaft; wir
haben nur: "Liebe�.� Und wie wahr:
Auch N�chstenliebe ist doch eine Abteilung der Liebe; Liebe wom�glich die h�chste
Stufe und extremste Form von N�chstenliebe� (Peter Nadas)? Die
Wechselseitigkeit ist das K�stliche am Lieben, gl�ckhafte Liebe gibt� beim Nehmen und� nimmt beim Geben. Im Ideal anzuschauen beim Kind an der Mutterbrust-
wer stillt da wen?
�Liebe als Quelle der
Freude d�rfen wir genie�en in vielen Formen und Farben; die umfassendste ist
sicher die Ehe� aber auch ein
gelingendes Gespr�ch, ein befreiendes Wort in peinlicher Situation, ein
vers�hnliches Lachen, ein gemeinsames Tafeln, ein Beten, Freundlichkeit aller
Art ist vom Schatz der Liebe genommen. Deren k�stlichste Perlen aber schenken
ein umfassendes Ja; zwei� suchen eins im
andern so was wie Unterkunft ,wenn nicht gar Heimat.
�Es gibt viele
Bindekr�fte; die Sexualit�t aber ist Kern des Magnetfeldes, das uns zueinander
hinzieht. Es ist wohl Gottes menschenfreundlichste, aber auch tiefgr�ndigste
Erfindung; "Wir sind Engel mit nur einem Fl�gel. Wenn wir fliegen wollen,
m�ssen wir uns umarmen� sagt Bellavista.
�Auch die vielen
anderen� Farben sind enorm kostbar und
anziehend : Die intensive Sympathie, mit dem anderen zu leiden, weil sein Leid
als Stich ins eigene Fleisch empfunden wird; mit dem anderen sich freuen, noch
die Fu�ballspieler mitbejubeln, oder die Baumh�user der Kinder mitbauen.
Gemeinsames, das mehr M�glichkeiten er�ffnet,�
und das Sch�ne -� Mozart,
Picasso, das l�chelnde Antlitz des Passanten- best�tigen doch den Glauben an
ein Gutsein des Ganzen.
�Also nicht der
Einzelne im Meer von Fremdheit, bis er seine Dublette gefunden hat und die
beiden dann in einem Zweipersonenb��tchen auf einem Meer des Grauens sich
aneinander festklammern. Sondern Liebe entwickelt das Bild vom polar get�nten
Kosmos, von einer auf Freundschaft gestimmten Menschheit, die Jesus ausruft,
eben auch, indem er nicht heiratet, nicht Familie gr�ndet.
Jesus ruft die Familie Gottes aus: die patriarchalischen
Druckmittel zerbr�selt er: "Einer ist euer Meister, ihr aber seid alle
Br�der und Schwestern und wer der Gr��te unter euch sein will, sei Diener
aller" (Matth�us-Ev. 23, 8,11). Er dr�ngt auch die matriarchalischen
Begehrlichkeiten zur�ck. Zu Maria sagt er einmal: "Frau, was gehts dich
an, was ich tue" (Johannes-Ev. 2, 4). Und "Bruder, Schwester, Mutter
sind mir die, die den Willen Gottes tun" (Matth�us-Ev. 12, 50). Der
sterbende Jesus bzw. der auferstandene Christus sagt zu Maria und Johannes, die
unter dem Kreuz stehen: "Frau, das ist dein Sohn; Johannes, das ist deine
Mutter" (Johannes 19, 26f). Sie werden zueinandergestellt, einander
anvertraut; nicht mehr Genetik oder Juristik verbindet sie sondern die Liebe, die
das Zust�ndigsein f�reinander lebt. Liebe erg�nzt das Bed�rftigsein auf eine
sehr pers�nliche Art von Angesicht zu Angesicht. Aber auch das Rote Kreuz oder
der ADAC lieben: Helfen ist doch die Mutter der Liebe.
�Ehe ist
Institutionalisierung des Wunders - Ehe will sich annehmen aus Gottes Hand,
sich lieben und ehren , in Freud und Leid nicht verlassen, bis da� der Tod sie
scheidet. Dabei ist Liebe nicht zu bannen. Aber mu� es so aufgeteilt sein:
"Es gibt das sinnliche Verlangen, sich mit einem andern Wesen zu vereinen,
und das vern�nftige Verlangen, einen Lebensgef�hrten
zu haben"- Albert Camus sagte das, aber er sagte auch:
"Ehe ist die einzige Liebe ohne Illusion, n�mlich die Liebe mit der
Bereitschaft, gemeinsam alt zu werden."�
Generell l��t sich wohl nur sagen: Ehe mu� der Liebe dienen. Aber sie
kann es auch. Ehe ist� Bleiben; was
heute nicht gelingt, gelingt vielleicht morgen oder n�chstes Jahr- Ehe ist auf
Dauer angelegt, will ein gemeinsames Haus aus Sprache und Erinnerungen,
Projekten,� will gemeinsames Konto,� Bestehen von M�hen und Schrecknissen,
Bereiten von Glanz und Festen.�
Gemeinsame Kinder, wenn m�glich; sie gemeinsam erziehen und irgendwann
sie in ihre eigene Zukunft laufenlassen.
Ehe ist Kenntnis vom Andern, inklusiv dem Verschwiegenen und
Nichterfragten; ist wissen was ihm gut tut und ihm weh tut- wissen wie weit man
nicht zuweit gehen darf- das Wissen, was im Konflikt Priorit�t hat, und da� es
den den gemeinsamen Gewi�heitskern zu sch�tzen gilt. Ehe sucht zu vermeiden,
was das Bleiben zerst�rte.
� Ehe ist zutiefst
Freundschaft und gutes Verh�ltnis zur Zeit- die Bed�rfnisse wandeln sich; wohl
den Beiden, wenn sie sich Geleit geben, ohne alles� an Erg�nzung von dem einen zu verlangen. Ehe findet im Laufe des
Weges zu der ganz bestimmten, h�chst individuellen Wahrheit- gerade den
Geliebtesten braucht man ja am meisten, ihn will man am wenigsten entt�uschen,
darum wird viel geschont- und gesch�nt eben auch. "Man hat immer einen
Zeugen"(Javier Marias). Das ist nicht jedes Menschen Sache. Sich nah sein
und doch sein Eigenes machen, will gelernt werden."Sag einfach, wie es mit
dir ist" (Ruth Cohn)- aber selektiv authentisch-alles zur richtigen Zeit.
Und viel Lachen auch �ber sich selbst, sich komisch finden, langsam auch
Verwandtschaft im Humor. Und eine Streitkultur finden, die beiden Raum l��t und
immer neu austariert, welche N�he, welche Distanz jetzt bek�mmlich ist. Und
viel� Vergebung, besser noch, nicht so
viel schuldig machen durch Vergeben sondern den eigenen Anteil mit �bernehmen,
und sagen, denken: "Nicht leicht du zu sein, ich zu sein; zusammen
gehts."���
�Gro�z�gigkeit im
Laufe der Zeit , durch die Finger gucken, nicht verh�ren, nie Fallen
stellen;� nur fragen, was man mu� und
abwarten k�nnen, bis er/sie selber sich regt. Aus der Mengenlehre gelernt
haben: Viel gemeinsame Schnittmenge, aber auch je eigene Teilmenge. Jedem auch
sein eigenes St�ck Garten, das der andere nur eingeladenerweise betritt. Und
"Hauptsache: Du bist gl�cklich; das Zweitwichtigste: mit mir."
���
Und die Beute an Geld, Erfolg, Freude drau�en mit nach Hause
bringen, umgem�nzt. Und wachsende Gelassenheit, was Freundschaften hinzu
angeht. "Wir m�ssen uns frei machen von der Vorstellung, als mache
sexuelle Treue schon eine gute Ehe oder ohne diese sei eine gute Ehe
unm�glich", wei�� Max Frisch. Wie
Entbehrung und Mangel bestanden werden, auch die verschiedenen Tempi und da�
die K�rperfreude� m�glicherweise dem
einen sehr wichtig, dem andern eher weniger wichtig ist- wie das "Einer
trage des anderen Last mit" (Galaterbrief 5,2) in dieser Ehe gelebt wird,
bleibt die Arbeit dieses Paares. "Liebe ist: nicht zuviel vom andern zu
erwarten"- wie die Beiden das umsetzen, wie die Gezeiten der Liebe in der
Ehe ausgehalten bleiben, das macht jede lebendige Ehe zu einem Wunder.
��
�Es ist Frucht einer
zweitausend Jahre alten Christentumsgeschichte, inklusiv der von Kirche teils
ungeliebten Aufkl�rung, da� die W�rde des Einzelnen unantastbar ist, auch in
der Ehe. Dazu geh�rt, da� jeder Mensch Zweck in sich selber ist und nicht zum
Zweck gemacht werden darf. Darum sind auch alle Ehekonzepte absurd geworden,
die den Zweck der Ehe in Kindern siehen oder/ und in der Kasernierung des
Triebes. Ehe mu� der Liebe dienen, das ist Wiederfinden der Wahrheit des
Ursprungs.��
�� Die Schriftgelehrten
gehen im Streit mit Jesus (Matth�us-Ev. 19) das Thema ganz anders an: Ehe ist
f�r sie eine juristische K�rperschaft wie Nation oder Firma mit Gesetzen und
Klauseln. Und wer der St�rkere ist, der hat von Klauseln und Kleingedrucktem
immer mehr Nutzen als der andere. Und ganz klar, die Schriftgelehrten von
damals waren M�nner, und die M�nner wollten ihre Herrschaft in der Ehe
nutzbringend anwenden: Wohl ist die Frau Herrin des Hauses, aber doch in des
Herren Haus und doch von des Mannes Gnaden, und wenn sie Zicken macht, mu� es
m�glich sein, sie loszuwerden ohne gro�e Abfindung. Sie ist die Mutter seiner
Kinder; es bleiben seine Kinder. Sie ist ja abgekauft dem Schwiegervater, jetzt
soll sie sich bezahlt machen. Darum war auch selbstverst�ndlich� die Steinigung als Strafe f�r die
Ehebrecherin (Johannes-Ev.8) Jesus kann die Richter (diesesmal ) bekehren zur
Einsicht, da� sie selber gel�stende Gedanken haben: "Wer ohne S�nde ist,
der werfe den ersten Stein."-Jesus entzieht den M�nnern ihr� Besitzdenken als Ehebasis- und lockt sie
heim in Richtung Liebe. Die Pharis�er hielten es f�r M�nnerrecht, die Frauen
austauschen� zu k�nnen. Jesus sagt,
wegen eurer Herzenssklerose ist euch die M�glichkeit zur Scheidung von Mose
einger�umt. Ihr denkt bei Ehe an Besitz . Aber Ehe beleiht doch den Traum vom
Paar, Ehe hat doch mit Liebe zu tun; die ist vom Wesen her ewig und �berhaupt
kein Feld f�r Machtworte.� Eheleute
sollen sich nicht scheiden lassen. Der Glaube, Gott habe sie zusammengef�gt und
gebe die t�gliche� Ration Liebe, der
soll sie gemeinsame Sache machen lassen, bis da� der Tod sie scheide . Aber
wenn dieser Glaube sie verl��t, sind sie schon von der Liebe Verlassene, und
dann mu� nach langem M�hen� ein
Auseinandergehen m�glich sein.
�
Paulus sieht Ehe nur verkniffen, nur als Notinstitut gegen
umtriebiges Liebesleben- "Es ist gut f�r den Mann, keine Frau zu ber�hren.
Aber� um Unzucht zu vermeiden, soll
jeder seine eigene Frau haben und jede frau ihren eigenen Mann... besser
heiraten als sich in Begierde zu verzehren... Aber jeder hat seine Gabe, der
eine so, der andere so. Jeder soll so leben, wie der Herr es ihm zugemessen,
wie er einen jeden berufen hat" (1. Korintherbrief 7,1.2.7.9.17) -Doch
darum, Paulus, schade, da� du sagst es sei gut, da� keiner den andern
anr�hre.� Es hat doch jeder seine, jede
ihre Gabe , der/die eine so, der/die andere so. Dabei hast du tief geblickt:
"Die Frau verf�gt nicht �ber ihren Leib, sondern der Mann und der Mann
verf�gt nicht �ber seinen Leib, sondern die Frau" (v.4) und empfiehlst ,
nach Symphonie zu streben (v.5) und nicht einander sich� zu entziehen und du hast mit�� 1. Korintherbrief 13. Kapitel das gewaltige
Gedicht von der Liebe( ...mit Menschen- und mit Engelszungen..) eingegeben
bekommen. Warum du so abwertend von der irdischen Liebe denkst, wer wei�, was
du erlebt hast,� warst ja auch ein
gehetzter Mensch, ein Missions-Workaholic;�
dachtest, gleich ginge die Welt unter.
�F�r Martin Luther
ist die Ehe ein emanzipatorischer Akt, er beweist sich und anderen den Bruch
mit dem Papsttum; verneint einen Sonderweg f�r Kleriker, bestreitet ihnen, auf
eine weihevollere Ehe mit Kirche und�
Maria versiegelt zu sein. Auch Luther sieht die Ehe nicht als Projekt
der Liebe sondern als Status des freien Christenmenschen und als Projekt f�r
anst�ndigen Nachwuchs: "Gott ehrt den Ehestand damit, da� er ihn durch
sein Gebot best�tigt und bewahrt... Denn es liegt ihm alle Macht daran, da� man
Leute heranziehe, die der Welt dienen."
Die Wahrheit ist: Die Ehe mu� der Liebe dienen. Gott
implantiert in uns ein St�ck seines Wesens. Sein Wesen ist Liebe, Zuneigung,
Empfindung f�r das Andere, Wille zur Gemeinschaft. Mit dem anderen, der anders
ist� aber �hnlich,� communio herstellen, das ist Gottes
Anliegen. Und so schafft Gott einen Kosmos, der auch wieder so gebaut ist,
n�mlich polar, in Gegens�tzen, die zueinander geh�ren. Mann und Frau ist eines
dieser Gegensatzpaare, in denen Gott sein "Im- anderen- sich-
Wiederfinden� nachbaut, nachstellt, nachf�hlt.�
Gott setzt dem Menschen diese kleine Flamme seiner eigenen Liebeskraft
ein: seine Polarit�t.
Und so mu� der Mensch auch wieder zum anderen hin, mu� im
anderen sich finden, mit dem anderen gemeinsame Sache machen, sich s�ttigen
daran, da� er ihm seinen Hunger stillt, mu� sich an seiner Freude entz�nden, an
seiner W�rme sich erw�rmen Und wenn einer die K�lte des anderen auftaut, dann
macht ihn dies Auftauen zum Fr�hling. So sehnt sich jeder Mensch nach einem Du
als Hilfe. Und sucht den Einen/die Eine. Da ist die Angst, den geliebten
Menschen nicht zu finden oder ihn zu verpassen, ihn zu verschrecken, ihn zu
entt�uschen, ihn nicht halten zu k�nnen; da ist die Angst, ihn zu verlieren. Es
ist die Angst vor dem Vergleich, das Zittern, verlassen zu werden, oder da� die
Liebe �berhaupt erkaltet, die Angst vor dem Tod der Liebe.
�Die Ehe nun ist dazu
da, die Liebe, eine Liebe, die wichtigste Liebe zu sch�tzen. Jesus sagt, was
Gott zusammengef�gt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Wenn zwei von der
Liebe zusammengef�gt sind, wissen sie, da� Gott sie f�r einander meint; die
Liebe ist ja Gottes Atem, Gottes Treibkraft, zust�ndig zu werden f�reinander.
�Ehe soll die
liebste, die l�ngste Liebe sch�tzen, indem sie die beiden kennzeichnet: Dieser
Mensch, zu ihm will ich mich bekennen, seine Einmischung erbitten, von ihm
begleitet und behaftet sein- gemeinsames Schicksal,� gemeinsames Konto, Erbschaftsregelung eingeschlossen.
�Sicher war fr�her
die Fortexistenz der Sippe das Wichtigste, darum waren� Kinder und Mehrung des Besitzes n�tig, darum
Ehe selbstverst�ndlich f�r freie B�rger. Heute bezieht der Einzelne sein
Personsein nicht mehr davon, da� er Glied einer Kette ist.� Jeder Mensch ist wunderbar, hochwichtig.
Nicht erst die Zugeh�rigkeit zu� Ehe,
Familie oder Staat machen zum Menschen. Das haben wir begriffen.-Bald
zweitausend Jahre brauchte dieses Jesuanische Wissen, da� es Wurzelgrund einer
Ethik der Achtung werde.
Was das Rechtsinstitut Ehe im Gesamtpaket beschafft, kann
heute auch� ohne Standesamt einzeln vor
dem Notar geregelt werden. Und doch- jede Liebe will dauern und gewinnt durch
Dauer. Sie gewinnt durch Wiederholung, durch Riten Institutionelles. Es ist
doch nicht so, da� wir uns jeden Tag von Grund auf neu entscheiden zu einer
Liebe. Wenn sie die gro�e Liebe ist, h�lt die Liebe, bis da� der Tod sie scheidet.
Wenn sie die gro�e Liebe ist, ist sie von Gott verf�gt. Wenn sie verf�gt ist,
merken es beide. Wenn es nur einer merkt, ist es nicht Gottes Wille, sondern
Illusion und Traurigkeit. Ist es aber die gro�e Liebe beider, ist es Tragik,
wenn sie nicht gelebt werden kann.
�Auch eine bestehende
Ehe kann zerbrechen um der gro�en Liebe willen. Es ist ja eben nicht so, da�
durch eine rechtliche Eheschlie�ung oder durch eine kirchliche Trauung oder gar
beides zusammen garantiert w�rde, da� Gott sie zusammengef�gt habe. Die Trauung
ist Hoffnung, aber keine Bescheinigung des Willen Gottes. Die Paare kommen zum
Pastor, zur Pastorin und sagen, sie wollen heiraten, wollen den Segen, wollen
mit Kirche heiraten, hoffend, da� Gott sie f�r einander meint. Sie haben ein
Recht auf die Trauung, wenn das Standesamtliche geregelt ist. Aber ob es die
durchtragende Liebe ist, das wird sich erweisen. Und nur, wenn es die gro�e,
die langw�hrende Liebe wird, die "alles ertr�gt, alles glaubt, alles
hofft, alles duldet dem N�chsten zugut" (1. Korintherbrief 13,7) hat Gott
sie f�reinander f�r so lange gemeint. Jedenfalls hat sie Gott nicht f�r die
Qual gemeint. Und darum ist es gut, da� Scheidung m�glich ist.
�Oft bleibt ja
Zuneigung; und Befreundung kann wieder wachsen, wenn man sich, f�rsorglich
ausger�stet, in die eigene Biographie entl��t. Wenn sie sich nicht mehr
verstehen, befruchten, befeuern, nicht mehr einander die Schw�chen tragen
helfen sondern� einander ihre Fehler
verdoppeln; wenn sie� h��lich werden und
von einander gelangweilt- dann hatte die Liebe ihre Zeit.. Die Beiden sollen
eine Durststrecke aushalten, das sind sie ihrer Geschichte schuldig und der
Liebe, die ein gro�er Brunnen war-ist- war, das wird sich zeigen; wenn sie sie
erst mal auseinander r�cken.
� Aber wenn der
Vorrat von lebendigem Wasser ersch�pft ist, wenn nichts mehr den andern sch�n
macht- dann, wenn die Ehe der Liebe nicht mehr dient, nicht mehr die Liebe
behaust, diese aufgezehrt ist und die Ehe nur noch kaltes Geh�use, wird;
Gef�ngnis wird, wo (nach Martin Walser) die beiden wie Chirurgen aneinander
rumschneiden und immer besser wissen, was weh tut-� dann m�ssen sie von einander lassen, bei aller� auch weiterhin gebotenen F�rsorge.
�Die Ehe kann der
Liebe helfen, aber die Ehe kann die Liebe nicht garantieren, wie ja der Eid
auch nicht die Wahrheit garantieren kann und Jesus typischerweise den Eid
verbietet.
Ehe ist die besondere Kennzeichnung einer Liebe; die eine
umfassende Lebensgemeinschaft gestaltet. Und sind Kinder gew�hrt, dann tr�gt
man erst recht mit das Gewicht der Welt- wer da Ehe zerbricht, macht die Liebe
nicht gro�. Die Liebe macht die Ehe gro�, soll sie gro� machen. Das Bild von
dem Paar, das altgeworden auf der Bank sitzt und alle St�rme miteinander
bestanden hat, ist wohl das Urbild von Gl�ck in unserer Seele.
� Aber auch das Paar,
das sich gefunden hat, nachdem beide ihren Lebensweg fast schon hinter sich
gebracht haben, und die jetzt v�llig ohne soziale Verpflichtung in reiner
gegenw�rtiger Liebe im Altenheim gut sind f�reinander auch dieses Paar bietet
ein starkes Bild. -
Alle von der Liebe zueinander Verf�gten soll der Mensch
nicht scheiden. Es ist gro�er Schmerz dabei, wenn der weite Horizont "bis
da� der Tod uns scheidet� einst�rzt. Es ist Wehmut und Schuld und Wut dabei,
aber keiner will nur Treue, jeder will ja Liebe. Und die ist Wunder, ist nicht
zu versprechen. Darum sagen sie bei der Trauung auch: Ich will dich lieben und
ehren�, nicht: Ich werde...� Was wir tun werden morgen, wissen wir erst im
Laufe des morgigen Tages. Es kann sein, da� man auch seinen Ehegef�hrten lassen
mu�, wenn einer meint, da� er seine gro�e Liebe woanders bl�he.
� Manche Brautpaare
fragen, ob man "bis da� der Tod euch scheide" durch eine flexiblere
Formel ersetzen k�nne, weil ja die Dauer unabsehbar ist. Aber gerade dieser
weite Horizont der Ehe sch�tzt die Liebe- soweit w�nschen wir uns einander; bis
an den Horizont: Tod wollen wir uns begleiten. Und wir brauchen die Zeit, um
Liebende Menschen zu werden, mindestens bis ans Grab, wenn nicht dar�ber hinaus.
Ob es gew�hrt sein wird- man mu� es leben, um es zu sehen.
Die Liebe, die nicht aufh�rt (1. Korintherbrief 13,13), ist
Gottes Zusammenhaltefreude, ja, die Liebe, die nicht aufh�rt, ist Gott selbst.
Unser Lieben ist begrenzt, ist endlich; schon wenn wir eingeschlafen sind,
tr�umen wir jeder seins.
�Unser Lieben hat
viele Gestalten, hat Phasen und Farben, hat H�hen und Tiefen, hat Sehnsucht
nach dem/der Einzigen und� auch nach
dem/der Unbekannten- Homer erz�hlt von Odysseus, als er nach langer Irrfahrt zur�ckgekehrt
war zu seiner ersehnten treuen Ehefrau Penelope: In der Fremde hatte er Heimweh
nach Zuhause und hier hat er auch "Heimweh nach der Heimatlosigkeit".
�In keiner Verbindung
werden wir rund und ganz, immer ist das Ganze mehr als die Teile unseres
Liebens. Unsere Bruchst�cke Liebe aber sind Gestalt von Segen.
�Auch homosexuelle
Liebe ist Gabe Gottes und mu� endlich von Argwohn und Verachtung freigehalten
werden. Nicht jeder ist von eindeutigem Geschlecht. Wir sollten aufh�ren, Angst
zu haben vor Andersartigem. Die Meinung, nur Heterosexualit�t w�re gottgewollt,
stammt aus der Zeit, da Fortpflanzung als Sinn der Sexualit�t galt, da
schw�chten gleichgeschlecht- lich Liebende nur das Vaterland. Wir leben aber in
anderen Zeiten und� sind im christlichen
Glauben auch freigesprochen zu unserm eigenen Gewissen in sexuellen
Angelegenheiten.
�Auch geht die
sexuelle Orientierung des N�chsten mich gar nichts an, es sei denn, wir gehen
uns sehr an. Geschlechtsleben unter Erwachsenen hat jedem �ffentlichen Interesse
entzogen zu sein. Wer dies Privateste zweier Menschen auf den Markt zerrt, der
begeht ein Sakrileg, "der schmei�t Perlen vor die S�ue" (Matth�us-Ev
7,6). Das gilt f�r Vorgesetzte und Kollegen, Nachbarn, Freunde und Freundinnen,
auch f�r Zeitungen und Lesende. Es gilt zu bedenken: "Die gr��ten
Schwierigkeiten hat man nicht mit den Menschen, denen man Unrecht tut, sondern
mit den Zeugen der Angelegenheit, die sich freiwillig zum Richter
aufwerfen" (Honore' de Balzac). Aber auch Dank an alle, die Diskretion
walten lassen.
� Fr�her war
Sexualit�t f�rs Kinderkriegen da, die Freude gab�s hinzu als Spesen f�r die
M�he der Aufzucht. Durch zuverl�ssige Empf�ngnisverh�tung ist uns ein anderer
Umgang mit der irdischen Liebe einger�umt und geboten. Das sch�ne Zusammenschwingen
von K�rper und Seele ist uns von Gott geschenkt zum Feiern der Liebe, zum
F�hlen der G�te des Lebens. Wer abwertend von "Trieb� redet, l�stert den
Sch�pfer. Das Z�rtlichsein, das die Liebenden erfreut, ist gute Gabe des
Lebens. Gut, wenn zwei Sichzugetane die "Komplizenschaft im
Verlangen" (Albert Camus) dankbar annehmen als eine ihnen zugestandene und
auch zugemutete Gestalt der Liebe. Eine Freundschaft hat ihr Recht und ihr
Gl�ck in sich, wenn sie Dritten nichts wegnimmt, nicht sich an einander
versklavt, sich st�rkt f�r Alltag und N�tiges.-
Zwei bilden ein Paar in den Bedingungen und Grenzen; sie
empfinden miteinander Frieden und Dank. Sichern wir unser
Selbstbestimmungsrecht, indem wir das der anderen verteidigen. Haben wir doch
Mut, zueinander zu finden und die Welt stehen zu lassen. Wer liebt und geliebt
wird, der liebt auch Gott und die Welt, liebt und ehrt einfach alles wieder
mehr, findet auch das Eigene erneuert und farbenreich und geht gest�rkt wieder
an sein� normales Gute.
� Die Liebe, die
bleibt, ist Gott selbst. Unser Lieben sind Fasern, Verk�rperungen Gottes in der
Zeit, gegossen in Leib und Willen und Vorstellung von uns Menschen, mit kurzen
und langen Phasen. Segen sucht Gestalt, wie kurz oder lange unser� Zugeh�ren auch w�hrt. Es gibt die Liebe
eines Augenblickes, es gibt die Liebe einer Nacht, die sein mu�te wegen dieses
in dieser heiligen Stunde� ins
Existieren gerufenen Kindleins; es gibt Drei-Tage-Lieben, die� nach langer Verschlossenheit� jetzt die�
Welt umrundet, es� gibt
Drei-Jahres-Lieben, die beide hinreichend verwandelt hat, soda� sie von
einander lassen k�nnen ; es gibt� lange
eigent�mliche Parallelgeschichten, und Lieben, die� erst nach langen Ehen und Scheidungen jetzt� gelebt werden k�nnen. Es gibt Ehen ohne Liebe,
viel zu viele; und Lieben ohne Ehe, zum Gl�ck auch viele, es gibt die Liebe
neben der Liebe. Und es gibt gelingende Ehen, das B�ndnis, mit diesem Menschen
f�r immer alles, fast alles, zu teilen. Und es werden auch Diamantene
Hochzeiten gefeiert mit den frischen Generationen; und wenn einer am
Krankenbett des andern sitzt, Hand in Hand und einer betet still, der ander
m�ge doch noch bleiben d�rfen; und der andere betet still, Gott m�ge dem
Zur�ckbleibenden beistehen, dann lieben sie sich inniger denn je.
Also sch�tze Ehen, deine, andere, �berhaupt und lebe dein
Lieben, such dein Dich-Verflechten, wie es dir selber gef�llt.�
�Und Gott sch�tzt die
Liebenden. In je ihrer Form liebevollen Beieinanders gehe ihnen auf, wie ihr
Gemeinsames -auch auf kleiner Flamme- etwas hat von der Energie, die die
Gestirne bewegt. Da wir stets uns selbst zum Trotz geliebt werden wollen, das
aber nur Gott in G�nze� geben kann,
erleben wir liebend, geliebt, ja Atemz�ge (Inspiration=Beatmung)� von seinem Wesen. Und k�nnen in Hochzeiten
sagen. "Ja, lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf
deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod�
und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist
feurig und ist eine Flamme des Herrn" (Das Hohelied Salomos 8,6).
� Du sollst nicht
falsch Zeugnis reden wider deinen N�chsten -Das achte Gebot
(2.Mose 20,26)
Du sollst kein falsches Ger�cht verbreiten; du sollst nicht
einem Schuldigen Beistand leisten , indem du ihm falscher Zeuge bist (2. Mose
23,1)
Du sollst nicht als Verleumder umhergehen; du sollst nicht
auftreten gegen deines N�chsten Leben (3. Mose 19, 16).
Halte dich ferne von einer Sache, bei der L�ge im Spiel ist;
du sollst dich nicht bestechen lassen, denn Geschenke machen blind und verdrehen
die Sache derer, die im Recht sind ins Unrecht (1. Mose 23,7f).
Das ist�s aber was ihr tun sollt: Rede einer mit dem andern
Wahrheit und richtet recht, schafft Frieden in euren Toren, und keiner sinne
Arges in seinem Herzen gegen seinen N�chsten und liebt nicht falsche Eide; denn
das alles hasse ich, spricht der Herr (Sacharja 8,16f)
Leite mich in deiner�
Wahrheit (Psalm 25,5)
Sende dein Licht und deine Wahrheit (Psalm 43,3)
Seine Wahrheit w�hret f�r und f�r (Psalm 100,5)
Wenn ihr bleiben werdet in meinem Wort, so seid ihr wahrhaft
meine J�nger und ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch
frei machen (Johannes-Ev 8,31f)
Der Geist der Wahrheit wird euch in alle Wahrheit leiten
(Johannes 16,13).
Die Liebe freut sich nicht �ber die Ungerechtigkeit , sie
freut sich an der Wahrheit (1. Korintherbrief 13, 6)
Martin Luther: Wir sollen Gott lieben, da� wir nicht l�gen,
betr�gen, afterreden oder b�sen Leumund machen, sondern den N�chsten
entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.
Falsch Zeugnis reden wider den N�chsten- der erstrangige Ort
daf�r ist das Gericht; als falscher Zeuge auftreten und mit einer L�ge den
T�ter freireden, das Opfer um sein Recht bringen, ist str�flich, ist
Abschneiden der Ehre.� Neben dem Schutz
des Lebens, der Ehe, des Besitzes ist Jedem der Schutz der Ehre des N�chsten
aufgegeben.Wie einer in der �ffentlichkeit dasteht, das ist weitgehend Sache
seines Rufes. Der Ruf aber ergeht einem, ist Meinung der anderen- sicher mit
Anhalt an der Person, aber wie wir den andern scheinen, das ist ihre Meinung,
das ist ihr Bild, das ist unser Ruf.
� Damals gab
Ministerpr�sident Barschel sein Ehrenwort, (mit der Steueranzeige gegen
Engholms� nichts zu tun zu haben), aber
"man" glaubte ihm nicht, vorverurteilte ihn als L�gner und deutete
seinen Tod als Eingest�ndnis, als Selbstmord, obwohl die Umst�nde, ob Mord oder
Selbstmord nie gekl�rt wurden.
�Ein anderes Drama um
Wahrheit und �ffentliche Meinung und verbindet sich mit� dem Unfalltod der Prinzessin Diana. Zu Tode
gehetzt von gierigen Reportern- behauptet ihr Bruder, obwohl Trunkenheit des
Fahrers und viel zu hohe Geschwindigkeit feststehen.. Doch das Ausma� der
Trauer rund um die Erde kommt wohl aus einem Ahnen, da� wir alle(?)
ungeb�hrlich viel abhaben wollten von dieser "K�nigin der Herzen",
und sie formten nach unserer Fasson .
�Die Zeitungs- und
Fernsehmeldungen haben, schon weil Bilder verlangt werden, einigen Anhalt an
der Wirklichkeit. Doch per Computer kann jede Information als wirklich
ausgerufen werden, per Internet produziert ein Ger�cht selbsttragende Realit�t,
jede Information kann wie ein Virus sich ausbreiten. In der Natur sind Viren
genetische Codes, verpackt in eine Proteinh�lle; Sie dringen in den K�rper ein
und bringen die angrenzenden Zellen dazu, deren Code� zu reproduzieren. Ist ein Virus erfolgreich, wird die
menschliche� Zelle zur t�dlichen
Virusfabrik. - Ein Medienvirus ist eine Information, die attraktiv verpackt,
Medienkonsumenten mit schwachem Abwehrverhalten zu begeisterten Vervielf�ltigern
dieser Information machen, die dann angereichert und ausgeschm�ckt, ein
selbsttragendes Medienereignis wird, wobei die Ursprungsmeldung oft nicht mehr
erkennbar ist (Die Zeit 40/97).
�Wir sollen kein
falsches Zeugnis von der Wirklichkeit geben, weder in aufgebauschten
Geschichten aus der Nachbarschaft, noch in ehrabschneidenden Andeutungen �ber
Kollegen; weder als Anschw�rzen eines Geschwisters bei den Eltern, noch als
selbsternannter R�cher mit Anzeigen meines Feindes wegen Steuers�nden; auch
nicht mit� Jubelarien auf Poititiker;
auch nicht mit "Falschmeldungen aus dem Himmel" (Max Frisch) und� auch nicht als� dubiose Wissenschaftsartikel.
� Aber die
Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit� und
die Freiheit der Kunst sind kostbar- das Gebot, nicht falsch Zeugnis zu reden,
mu� erg�nzt werden: Sei wachsam, kritisch, sei nicht d�sig, sei nicht gierig,
belogen zu werden. Du selber bist mit verantwortlich, da� man dir und anderen
nichts vorgaukelt. Du sollst die L�gner nicht m�sten, die Rattenf�nger sollst du
entlarven helfen. Vor allem in der Religion, in der Politik und im Essen haben
wir ein Recht auf Erkenntnis, was dran und drin ist.
�Du sollst nicht
falsch Zeugnis reden, hei�t auch: du sollst dir kein falsches Bild von andern
machen.� Wenn wir uns von Gott kein Bild
machen sollen, wir Menschen sind aber ihm �hnlich, dann ist es sicher nah an
der Wahrheit, da� wir auch vom N�chsten uns kein Bild machen sollen. Immer neu
und staunend sollen wir ihm begegnen. Aber doch wenigstens zu N�chsten brauchen
wir Vertrautheit.
�Bei Begegnung mit
Fremden beleihen wir immer Bilder der Erfahrung, wissen "auf den ersten
Bick", ob er uns sympathisch ist oder wir ihn lieber meiden sollen- der
K�rper wei� es vor unserm Bewu�tsein. Diese Technik hat die Menschheit
�berleben lassen- gespeichert sind eigene Erfahrungen aber erst recht die der
Vorfahren- dauern greift ein inneres Sensorium die Raster ab und gibt Signal:
geh n�her ran, der/die hat was Gutes f�r dich; oder halte Abstand.� Alle, die wir lieben, versammeln die Vorgeliebten;
Sie schwingen mit und unterf�ttern die aktuelle Liebe mit Purpur des vormals
Gegl�ckten. Und was uns abst��t hat schon eine lange Geschichte- schon beim
Suchen von Namen f�r die Kinder kommen viele nicht in Frage, weil sie f�r uns
besetzt sind von Menschen, die uns�
nicht begeistern.
�Gerecht ist dies
Ausw�hlen nach Symphatie nicht. Das r�hrt an einen schmerzlichen Bruch in der
Menschheit. Wir sind so abh�ngig von Lust und Nase. Der gro�e Regisseur
Visconti sagte, man s�he sich Filme nicht mit den Augen an sondern mit dem
Bauch. Der erste Blick der M�nner auf Frauen gilt ihren Augen, der erste Blick
der Frauen auf M�nner soll deren Z�hnen gelten- wer wei� warum. Um so wichtiger
ist, da� wir einen zweiten Blick wagen, neue Erfahrung zulassen, uns neue
Bilder w�nschen.� Und wo es um Gl�ck
oder Ungl�ck des N�chsten geht, wo es um seine W�rde geht, eben auch vor
Gericht ,da� wir uns da um Wahrheit m�hen.
�Wahrheit setzt sich
zusammen aus Fakten und Bedeutung, eine Sache ist das Objekt,� das Spuren hinterl��t , ein anderes ist
Meinungen, Deutungen, Einsch�tzungen. Das eine sind die Tatsachen, me�bare,
z�hlbare; das andere sind Interessen, Gef�hle, Wertsch�tzungen, �ngste. Eins
ist der geldschein, ein anderes, was ich damit mache. Die Sachen sind Ausl�ser
von Bedeutung. Was aber bedeutet wem was und warum, das geh�rt zum Bereich, wo
was als wahr gilt. Und wer sagt was, darf was sagen? "Nicht die Tatsachen
sind wichtig, sondern was �ber die Tatsachen gesagt wird" (Aristoteles).
Darum sind die Meinungsmacher so wichtig und�
gef�hrdet, die der Vergebung wohl bed�rftigste Zunft.�
�
"Sag�s ehrlich, l�g nicht rum." Wir haben die
Forderung noch im Ohr, sie war, sie ist dem�tigend, l��t keinen Ausweg, man
steht nackt da, �berf�hrt, die Beweise liegen offen.-
Aber wer hat ein Recht auf mein Ehrlichsein. Bill Clinton
ist von einer Frau wegen sexueller Bel�stigung vor Gericht gebracht worden.Und
abgesehen davon, da� ein Beschuldigter nicht gegen sich aussagen mu�, lautete
die erste Frage des Staatsanwaltes, ob er je�
mit einer anderen Frau au�er seiner Ehefrau geschlafen h�tte. Ich hoffe,
Bill Clinton oder seine Verteidiger haben dem Gericht die Unzul�ssigkeit dieser
Frage klar machen k�nnen. Denn wer, au�er h�chstens der Gatte, die Gattin hat
ein Recht, zu wissen, mit wem (noch) der/ die Angetraute� innige N�he pflegt. Einer Anzeige wegen
Gewaltanwendung mu� sich jeder stellen, aber die Frage, ob Clinton au�erehelich
geliebt hat, erbringt nichts zum Thema Gewalt, soll aber das Publikum schon
gegen ihn einnehmen. Wer hat ein Recht�
auf meine/deine� Ehrlichkeit?
�Der Lehrer fragt den
Jungen h�hnisch: "Na, hat dein Vater heutenacht wieder betrunken im
Stra�engraben gelegen"? der Junge verneint:"Mein Vater war zu Hause
und ist heute morgen zur Arbeit gegangen, wie sonst auch."-Der Junge hat
die Wahrheit gesagt,� er hat� der Liebe zwischen Vater und Sohn die Ehre
gegeben. Der Lehrer hat die Wahrheit besch�digt, weil er den Jungen n�tigte,
seinen Vater dem Spott auszusetzen( Das Beispiel stammt von Dietrich
Bonhoeffer).
Anr�hrend ist auch Jurek Becker's Geschichte "Jakob der
L�gner"-der gibt an seine verzagten j�dischen Mitgefangenen im Warschauer
Ghetto Durchhaltekraft aus; gesch�pft aus v�llig geheim abgeh�rten
Radiosendungen. Die melden, da� die Alliierten t�glich� n�herr�cken und die Befreiung stehe
unmittelbar bevor. Mit dem erlogenen Radio hat Jakob viele aufgerichtet.
�"Was ist
Wahrheit?� fragt Pilatus den Jesus� es
gibt doch nur Meinungen, schwache und bewaffnete eben. Ein freundliches Wort
und ein Gewehr �berzeugen mehr als nur ein freundliches Wort, so Pilatus.� Aber Jesus schweigt, dies Machtwort knackt
ihn nicht. Die Substanz, die Seele von allem, die Wahrheit� ist Gottes Lieben. Lieben ist die Essenz von
allem, bildet das Wesentliche von mir uns dir, baut das Beziehungsgeflecht.
Darauf spricht Jesus den Pilatus an; der trumpft auf: "Wei�t du nicht, da�
ich Macht habe, dich loszugeben oder dich zu kreuzigen?" Und Jesus:
"Du h�ttest keine Macht, wenn sie dir nicht von oben her gegeben
ist"- also wende deine Macht an, wie du es dich "oben" zu
verantworten getraust (Johannes-Ev 18,38f).
�Jesus verspricht, in
die Wahrheit zu leiten und sie werde uns frei machen. Das ist ein
Nachhauskommwort, ein Netz des Zusammenhaltes spannt sich auf, darin sind wir
getragen �ber Wassern der Angst. Statt verworfen zu werden und nicht zu taugen,
geh�ren du, ich� zu einer Wirklichkeit,
die dein, mein Bleiben f�r wichtig h�lt. Dies sei dein, mein wichtigstes
Wissen: Du bist Angesprochener, du bist auf Wechselseitigkeit mit Gott geeicht,
du bist Jesu Bruder, Schwester, auch Geschwister des Petrus, der dreimal
verleugnete und Jesu Blick f�ngt ihn auf: Ich wei�, du konntest nicht anders.
Du willst mich retten und willst dich retten- dich S�nder liebe ich Jesus/
Christus/ Gott.
�Wenn das die Wahrheit
ist, in die wir geleitet werden, dann haben wir den Punkt� f�r den Zirkelfu� der Wahrheit. Du hast
Stand in der Gewi�heit: Gott liebt dich und deinen N�chsten auch. Das schlage
um dich/euch� einen Raum der Wahrheit.
Wir sind einander anvertraut und zugemutet, sind einander gegeben um� zu lieben und� einer dem andern die Last mitzutragen (Galaterbrief 5,2) und
unterwegs einander siebenmal siebzigmal zu vergeben (Matth�us-Ev 18,22). Und
dann geh�rt zur Wahrheit auch das Ungesagte.
�Wie weit reicht der
Schirm der Wahrheit? �ber die Ehe hin und die Freundschaft?�� Liebe kann Verschwiegenheit brauchen� und Freunde, die Ger�chten entgegentreten.
Wer an einem Ger�cht Anteil hat, wei� ja etwas, das andere (noch) nicht
wissen.� Er wird Vertrauensperson und
entscheidet selbst dar�ber, wen er wiederum ins Vertrauen ziehen will.- Er hat
damit Macht, Anteil zu geben. Diese Macht nicht� zu nutzen, ist hoher Verzicht; manche bringen die Gr��e auf und
sch�tzen mit Stillschweigen� ein
Geheimnis, das geh�tet, Frieden stiftet, das aber vor alle Augen gezerrt,
Skandal wird.
�Freundschaft bew�hrt
sich gerade darin, da� man die Macht des Mitwissens nicht mi�braucht, sondern
die Schw�che, das Geheimnis in seiner Brust verschlie�t. "Gutes von ihm
reden und alles zum Besten kehren"- das ist� wunderbarer Freundschaftsdienst, zur Not mit einer
"Notl�ge", damit Unberufene nicht ihre Nase weiter reinstecken,
sondern sie sich trollen. "Liebe deckt der S�nden Menge" (Spr�che
10,12), auch unter Freunden und Freundinnen.
�Der Schirm der
Wahrheit m�ge auch unsere Arbeitsverh�ltnisse sch�tzen. Vertrauen wir einander,
setzen voraus, da� jede/r es gut machen will. Hier betr�gt keiner- das
soll� die Basis sein bis das Gegenteil
schreiend vor Augen liegt. Schon, wenn der Arbeitgebende fragt, ob die Frau
schwanger sei, ist er nicht unter dem Schirm der Liebe: die Frau darf l�gen,
weil die Frage eine verbotene Geschlechterdiskriminierung darstellt
(Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz, AZ 2Sa 103/97). Die Kehrseite k�nnte
sein, da� jemand generell nur �ltere einstellt, weil diese �berraschungsfrei
ihre Arbeit tun. -So� kann, was zum
Schutz gedacht ist- das Verbot der Frage nach Schwangerschaft- ausschlagen zu
Diskriminierung aller jungen Frauen.�
�Du sollst nicht
falsch Zeugnis reden- ist positiv gewendet der Lockruf : "Vertraue und sei
vertrauensw�rdig." Wenn wir mi�trauen, dann reden wir schon nicht mehr
miteinander sondern duellieren uns, h�ren nicht sondern verh�ren, sprechen
nicht sondern lauern auf Versprecher.
Dann, wenn wir uns nur weh tun mit Wahrheit, dann la�t uns
lieber wieder l�gen (Martin
Walser).Wahrheit als Waffe�
zum Fertigmachen ist schlecht. Aber sie kann wenigstens mit dem R�cken
an die Wand bringen, und endlich werden wir ehrlich.
�Unter dem Schirm der
Liebe halte (nach Max Frisch) die Wahrheit hin wie einen Mantel, um
hineinzuschl�pfen. Das Zusammengeh�ren als die Wahrheit glauben, w�re die
Rettung. Wir k�nnten uns mehr anvertrauen, d�rfen mehr wir selbst sein, w�rden
uns weniger verstellen. Doch� wir sagen
nicht oft, was wir meinen, sondern sagen, was wir von uns gedacht haben wollen
(Max Frisch). Gerade der N�chste soll nicht wissen, wie bed�rftig man auch ist;
Liebe will schonen; gerade der Liebste soll gut von einem denken, .man will ihn
schonen und sich auch, will allein damit klarkommen, redet nicht �ber die
Schulden, die Krankeit; oder die verschwiegene Freundschaft h�lt man verborgen,
weil man dem andern nicht klar machen kann, was sie einem selbst bedeutet- und
da� sie nicht aus Unzufriedenheit zustande kam sondern� Schicksal ist. Unter dem Schirm der Liebe
kann auch die L�ge in der Wahrheit sein.�
� Wir sind komplex
und kompliziert. Wir w�rden gerade den Liebsten gern den Helden geben,
gern� verw�hnen, sie einmal mit der
Goldenen Kreditkarte zum gro�en Shopping schicken, und den Kindern, Enkeln die
Reitstunden zahlen; einmal K�nig sein in den Augen der andern-, "als
Schnecke sich an einen Menschen dr�cken und zur Anakonda werden" (Botho
Strau�),� vieles wogt und webt in uns.
Dietrich Bonhoeffer im Gef�ngnis: "Wer bin ich? Sie
sagen mir oft, ich tr�te aus meiner Zelle gelassen und heiter und fest� wie ein Gutsherr aus seinem Schloss... Bin
ich das wirklich , was andere von mir sagen? Oder bin ich nur das, was ich
selbst von mir wei�? Unruhig, sehns�chtig, krank, wie
ein Vogel im K�fig,...Wer ich auch bin, du kennst mich,� Dein bin ich, o Gott."-
�Das meine Wahrheit
sein lassen; Gott wei�. Und wir sind da, um uns das Leben zu erleuchten, nicht
zu verdunkeln. Ob wir uns auf Menschen eingelassen haben, das werden wir gefragt,
und wieviel Freude wir bringen mit dem, was wir verbrauchen, das bestimmt die
Voltzahl unserer Person als Leuchtk�rper der Gottesliebe.
Und die Wahrheit wird euch frei machen- dies Versprechen
Jesu braucht unsererseits Vertrauen in Gott. Das macht zum freien Menschen;
macht auch frei, zu sehen und zu h�ren, was wirklich ist- nicht, was sein
sollte. Das l��t mich sagen, was ich denke- nicht, was ich denken sollte;
f�hlen, was ich wirklich f�hle; nicht, was ich f�hlen sollte; fordern, was ich
m�chte, nicht immer erst auf Erlaubnis warten, und ich lerne, das Risiko einzu-
gehen, zu entt�uschen und entt�uscht zu werden und dann auf einer neuen Ebene
der Erkenntnis mich wiederzufinden.
�Du bist frei zu
sagen,was f�r dich wahr und falsch ist.�
Du darfst echt werden, ehrlich werden, den aufrechten Gang lernen, zu
dem stehen, der/ die du bist. Du darfst authentisch sein- aber selektiv, mit
R�cksicht auf das Geflecht, vermeide m�glichst die furchtbaren Anf�lle von
Aufrichtigkeit. Du darfst Wut haben, auch niedermachende Gef�hle, aber du bist
f�r die Folgen mit verantwortlich. Und alles hat seine Zeit (Prediger3).
�Wir sollten� sparsam sein mit T�uschen. Jeder ist
freigesprochen, selbst zu entscheiden, was er/sie meint, verschweigen zu
m�ssen. Was dir schwerwiegend genug ist, um ein Geheimnis zu sein, mu�t du
allein tragen. Aber es ist ein gro�es Gl�ck, angenommen zu sein als der/die man
ist. Und es ist harte Arbeit, mehrere Rollen zu spielen; aber manchmal bleibt
dir keine Wahl als beide Seins aufrechtzuhalten und doch falle dir die
Wirklichkeit nicht� in Sein und Schein
auseinander, sondern von allen Seiten gottumfangen, kannst du sie hoffentlich
in dir koordinieren, "klug und ohne Falsch" (Matth�us- Ev 10,16).
�Der Schirm der Liebe
hilft auch am Krankenbett in die Wahrheit. Der Kranke hat das Recht zu
bestimmen, was er wissen will und wann. Du hast nur das Recht, dem Kranken nah
zu sein, wenn er es will. N�he ist dann die Wahrheit.- Wir sind verschieden.
Der eine mu� immer wissen, wo er dran ist, der andere nimmt es, wie es kommt;
der kann auch seinem Vertrauten einfach den Durchblick� seiner Krankengeschichte �berlassen, will
gar nicht vom bevorstehenden Sterben reden, will nur die Hand halten und h�ren:
"Es wird gut, es wird sch�n, wir haben noch viel vor." Und wenn man
von der n�chsten gemeinsamen Reise erz�hlt oder vom gemeinsamen Gesch�ft, das
gut l�uft, weil der Kranke alles so gut eingef�delt hat, oder man redet von den
Enkeln oder dem Hund zu Hause, dann ist die tieferliegende Botschaft auch da,
die hei�t: "Du geliebt, du gebraucht." Und das ist die Wahrheit, die
den Himmel mit meint, auch wenn er mit Tapeten des Alltags bebildert ist. Oder
nimm Musik mit ans Bett des Sterbenden - das Ohr stirbt als Letztes- vielleicht
Mozarts A-Dur Klarinetten- konzert, soviel Sehnsucht spielt da auf, vielleicht
kommen auch die Filmbilder dazu: das Liebespaar in "Jenseits von
Afrika"- im klapprigen Flieger �ber der Serengeti- und man fliegt dahin,
wo die Freiheit� grenzenlos sein mu�-
und Gott k��t einem die Seele fort.
�Ein Mensch kann
wissen, da� seine Uhr hier abgelaufen ist, aber er wird von den Angeh�rigen
festgehalten; und so mu� er bleiben �ber die Zeit, weil er meint, nicht
alleinlassen zu d�rfen. Das kann er aber nicht sagen, um nicht dem geliebten
Menschen� Egoismus vorzuwerfen; das
k�nnte auch h�chst ungerecht sein, weil der N�chste ja zeigen mu� und will, wie
sch�n es w�re, noch uralt zusammen werden zu d�rfen. Und so ist irdisches
Lieben oft auch eine seltsame Schleife - beide nehmen sich zusammen �ber ihre
Kraft, weil keiner den andern einsam lassen will- und sind in der Wahrheit auf
ihre Art.�
�
�Unter dem Schirm der
Liebe gilt auch: "Du sollst nicht schw�ren" (Matth�us-Ev.5,34). Du
sollst nicht Gott zu Hilfe holen, um glaubw�rdiger zu scheinen. Ja, der Staat m�chte
sich gern in der Flut der l�genhaften Wirklichkeit eine Insel von Wahrheit
sichern und degradiert gerade durch diese Umzirkelung alles au�erhalb als
L�genwerk.
�Und Du sollst auch
nicht den Schwur verlangen. Staat und Kirche holen sich Gott zum Wachdienst,
bedrohen mit Gottes Zorn. Den Eid verlangen oder das Gel�bnis, soll
Gefolgschaft sichern. Wer den Eid verlangt, will nicht vertrauen, sondern will
festnageln k�nnen. Gut, da� wir in der Trauung keinen Eheeid ablegen. Wir
d�rfen frei sagen, was wir wirklich, von Herzen wollen, aber wir sind nicht die
Herren �ber den morgigen Tag, wissen noch nicht, wer wir morgenabend sein
werden.
�
�Damit ist auch Gott
als Treiber des Werdens ernst genommen. Der ist die ganze Wahrheit, wir aber
haben und sind nur Bruchst�cke. Darum m�ssen�
wir unser Vertrauenswissen und unser Sachenwissen zusammentun. Wir
m�ssen kooperieren, m�ssen das eben jetzt Gewu�te, Gef�hlte, Geglaubte
zusammenwerfen. Und� m�ssen es zum jetzt
f�r uns Kooperierende g�ltigen Bild ann�hernder Wahrheit� zusammensetzen. Dies Bild hat viel mit einer
Landkarte gemeinsam. Erstens sind st�ndig neue Auflagen n�tig, weil st�ndig
sich in der Wirklichkeit was �ndert und weil die Darstellung immer zu w�nschen
�brig l��t. Vor allem: Die Landkarte ist nicht das Gel�nde. Alle Absprachen,
was heute als wahr gilt, kann durch eine Liebe, eine Schicksal f�r die
Betreffenden umst�rzen. Und auch was "Ich" ist , ist mir nur ein
Anhalt, und dem N�chsten doch wohl auch. Wir m�ssen leben mit vorl�ufigem
Wissen, das falsifizierbar ist; das also an Bedingungen gekn�pft ist, die sich
�ndern werden und dann ist auch dieses Wissen �berholt.
� Stendhal sagte:
"Was ist das Ich? Ich wei� es nicht. Ich bin eines Tages auf dieser Erde
erwacht, ich finde mich an meinen K�rper gefesselt, an einen Charakter, an ein
Geschick. Soll ich mir vergeblich die Zeit damit vertreiben, sie �ndern zu
wollen, und dabei vergessen zu leben? Bl�sinn. Ich unterwerfe mich ihren
Fehlern." Und ich sage hinzu: "Gott wei�, das gen�gt."
Stehle nicht , giere nicht, raube nicht. Nutze deine
Talente.����
����� Das siebte,
neunte und zehnte� Gebot (2. Mose
20,15.17.)
��
��� "Du sollst
nicht stehlen" (2. Mose 20,15).
��� "Du sollst
nicht begehren deines N�chsten Haus. Du sollst nicht begehren deines N�chsten
Weib, Knecht, Magd, Vieh, noch alles, was sein ist (2.Mose 20,17 ).
������� Dazu Martin
Luther in kurzen Worten: "Wir sollen Gott achten und�������������������������������� lieben, da�
wir unserm N�chsten sein Gut nicht nehmen sondern es ihm helfen bessern und
beh�ten."
"Stehle nicht" ist in der Bibel (2. Mose 20,15)
zun�chst gegen Menschenraub gesagt. Im neunten und zehnten Gebot ist dann das
Eigentum insgesamt unter Schutz gestellt. Das zehnte Gebot sollte so nicht mehr
weitergesagt werden- in patriarchalen Zeiten z�hlten Frau und Personal zum
Eigentum des Mannes; auch schien es nur n�tig, den Mann vor der Gier eines
andern Mannes in Schutz zu nehmen. F�r unsere Ohren ist das siebte Gebot
umfassend: Stehle nicht. Dazu: Mach dich n�tzlich.
Aus Gebot neun und zehn sollte das "begehre nicht"
aufgenommen werden� im Sinne: giere
nicht, neide nicht, bringe nicht mit Betrug an dich. Gewarnt ist vor Stehlen
mit noch mehr krimineller Energie. Dazu der Auftrag: Nutz deine Begabungen und
f�rdere die deines N�chsten.
�Du sollst nicht
t�ten- es ist die sch�rfste Form, wegzunehmen; Aber auch einen Menschen aus
seiner Ehe brechen, und die Ehre (guten Ruf) wegnehmen und Eigentum nehmen-
besch�digen die Person: Zu wem ich geh�re, was ich gelte, was ich habe- das
geh�rt nah zu meinem Wesen. So bereiteten in Nazi-Deutschland auch das
Ehrabschneiden, Berauben, die Ehe-bzw. Rasse-Ghettoisierung das kalte Ermorden
der Menschen j�dischen Glaubens. Das Deutsche Reich entging immer wieder dem
Staatsbankrott durch Aneignung j�dischen Verm�gens.-
Haben oder Sein l��t sich so klar nicht auseinander halten.
Sachen sind nah beim Menschen. Gewalt gegen Sachen greift bald auch die
Menschen an, die sie sch�tzen- das Problem aller Demonstrationen, die
gewaltfrei bleiben wollen.
� Israel glaubte in
kurzer, idealer Zeit, nur Gott kann sagen: "Mein ist das Land" (3.
Mose 23,25); uns Menschen ist es nur geliehen- zu gutem Nutzen; darum ja
Erntedankfeste; dem Geber der Gaben sei Dank- ihm werden die Erstlinge der
Ernte gewidmet. Im� System der Erbpacht
steckt noch das altisraelische Landrecht: Nach 49 Jahren f�llt das Land wieder
zur�ck an den Tempel, dann wird� Grund
und Boden erneut ausgeliehen- Aber die Ausleihe an Bed�rftige ohne Ansehen der
Person verlor sich; auch� nahmen� K�nige�
und andere Herren in Besitz und setzten�
Rauben mit Verheeren durch.
�Nomaden konnten mit
Weiderechten- mal hier, mal da- auskommen, aber der Bauer mu� wissen, da� er
auch n�chstes Jahr Anspruch auf das Land hat, wie sollte er sonst mit Lust den
Acker bestellen zur neuen Ernte.
Wohl nie waren wir Menschen ohne Besitzdenken; aus dem
Tierreich mitgegeben ist der Trieb, das eigene Revier zu sichern, Nahrung zu
erbeuten und zu sammeln, dem Nachwuchs die Versorgung� sicherzustellen; N�chste zu verteidigen. All das ist von fr�h an
Teil des �berlebenswillens, der uns zu gedeihen hilft. Auch die Lust an
Werkzeug, an Material zur eigenen Verf�gung war fr�h schon bei uns; die Lust
sich zu schm�cken; was Besonderes zu haben auch, um so als was,wer Besonderes
zu gelten. Vielleicht fingen die Familienbande damit an, wichtig zu werden, da�
die M�nner ihre Lieblingswaffe weitergeben wollten ihrem Lieblingssohn, und
dar�ber begannen sie zu fragen, wer denn �berhaupt wahrer Sohn sei.
�Auch zahlte es sich
fr�h aus, geschickt das Eigentum zu mehren. Gen��lich erz�hlt die Bibel vom
t�richten Esau, der so gern jagte und sein Erstgeburtsrecht f�r ein dampfendes
Linsengericht vergab (1. Mose 27)- Jakob dagegen wurde der Stammvater vieler,
auch dadurch , da� er bei seinem Schwiegervater die Herden nach geschicktem
Vertrag so raffiniert vermehrte, da� er zuletzt reicher war als eben Laban, dem
er 20� Jahre diente.������
�Das alte Israel
hatte nichts gegen Besitz; im Gegenteil, er galt als Segen, der allen Dank wert
war, der allerdings auch zur Barmherzigkeit verpflichtete. Materieller ist vom
Segen wohl� nirgends� gesprochen als durch Jakob: "Wird Gott
mich beh�ten auf dem Wege, und mir Brot zu essen geben� und Kleider und mich mit Frieden wieder heim
bringt , so soll er mein Gott sein und ich will ihm einen Stein aufrichten als
Haus. Und von allem, was du mir gibst, will ich dir den zehnten Teil
geben" (1.Mose 28,20-22).
�Jesus sagte von
sich: "Die F�chse haben Gruben, aber des Menschen Sohn hat nichts Eigenes,
wo er sein Haupt hinlege"( Matth�us-Ev. 8,20). Dies sagte er nicht als
Klage gegen die egoistische Welt; Jesus hatte genug Menschen, die sich dr�ngten
, ihn und seine J�nger aufzunehmen.- Lukas (8,3) berichtet von "vielen
Frauen, die ihm dienten mit ihrer Habe:" Ich verstehe Jesus so, da� er es
nicht f�r seine und der J�nger Sache hielt,�
Besitz zu sammeln, sondern eben Menschen f�rs Reich Gottes suchte,
"Menschenfischer" sollten, wollten�
sie sein.
�Es gibt Warnungen
die F�lle gegen Geiz, Habsucht; Lockrufe genug zu G�te und gerechtem Teilen.
Aber das Heimrecht im Reich Gottes mu� nicht erst erworben werden durch gute
Taten. Der Mensch wird nicht Gott recht durch Werke sondern ist Gott recht. Das
ist Kern der Botschaft Christi. Gottvertrauen macht dann auch anderes wichtiger
als Besitz, stimmt zur G�te, zur Freude, l��t hier schon teilhaben am
beginnenden Reich Gottes.�
�Auch Jesus hat dem
reichen J�ngling eigentlich das Reich der Freiheit er�ffnen wollen- "er
hatte ihn lieb" ( Markus-Ev.10,21f)- "der aber hatte viele
G�ter."- Ist das zu verstehen im Sinne: Er kam nicht los von seinen
Pflichten, oder er hing an seinem Reichtum?
Durch die Christenheit ziehen� zwei Wege, Geld und Wohlstand einzusch�tzen.� "Propagandistisch" ist das Bild
vom schmalen Weg des Verzichtes und dem breiten Weg des Reichtums und
Wohllebens ausgemalt als Schreckensbild der Erziehung fr�her. Dabei l��t� Jesu Gleichnis (Matth�us-Ev. 7,13 f) von der
engen Pforte. die zum Leben f�hrt,� die
F�llung offen.���
�Jesus spricht in gewisser
Weise frei von Versorge/ Versorgtsein-mentalit�t und lockt zu einer unbesorgten
Art, das Leben zu f�hren. Wer sich� Jesu
Freispruch gefallen l��t, mu� sich um
nichts anderes mehr k�mmern, als um Freundschaft und
Nachfolge Jesu; "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, dann wird euch
alles andere zufallen" (Matth�us- Ev. 6,33).
� Vom Kopf auf die
F��e gestellt zu haben scheint Jesus sein Wort im Gleichnis von den
anvertrauten Pfunden. (Matth�us-Ev. 25, 14-29). Dort hei�t es ja: Trachte� nach Umsatz, Arbeit, Erfolg, dann wird dir
das Reich Gottes schon zufallen.
�Die Geschichte geht
so: Ein Besitzer rief seine Leute und vertraute ihnen sein Verm�gen an; dem
einen gab er f�nf Talente� (eine
griechische M�nzeinheit damals, etwa f�nf Zentner Silber), dem andern zwei, dem
dritten einen; jedem nach seiner T�chtigkeit. Macht das beste daraus, sagte er,
ich gehe auf Reisen.
Nach langer Zeit kam der Herr zur�ck und forderte Bilanz. Da
trat herzu, der f�nf Talente empfangen hatte und legte freudestrahlend weitere
f�nf dazu. Sein Herr sprach: Gut so, du t�chtiger und treuer Knecht, du bist
�ber wenigem treu gewesen, ich will dich �ber viel setzen; komm mit zum Fest.
Es trat auch herzu, der zwei empfangen hatte, und sprach stolz: Herr, ich habe
zwei weitere gewonnen, hier hast du vier zur�ck. Auch ihn lobte der Herr, gab
ihm Verantwortung �ber mehr und lud ihn zum Fest.
Dann trat herzu, der ein Talent Silber empfangen hatte, und
sprach: Herr, ich wu�te, da� du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht
ges�t hast, und sammelst , auch wo du nicht ausgestreut hast; ich f�rchtete
mich, ging hin und versteckte dein Silber an sicherem Ort; gut, da� du wieder
da bist, hier hast du das Deine.
Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du b�ser und
fauler Knecht! Wu�test du, da� ich auf Meins so achte, dann h�ttest du mein
Geld wenigstens zur den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen w�re,
h�tte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. Nehmt ihm das eine ab und gebt
es dem, der die zehn hat.- Es ist so: Wer nutzt, was er hat, dem wird gegeben,
und er wird die F�lle haben; wer aber nicht nutzt, was er hat, dem wird auch
was er hat genommen werden.�
�
�Aus dieser
Geschichte ist das Wort "Talent� in unsern Sprachschatz eingegangen f�r
"Begabung�. Die W�hrung steht f�r Verm�gen aller Art. Wie der Besitzer den
Leuten sein Gut� anvertraut, so gibt
Gott an uns aus, was wir "verm�gen". Begabungen sind Gaben, sie
geh�ren zum Kr�ftehaushalt der Sch�pfung, wir sollen sie nutzen, sollen das
Beste daraus machen. Und wir� werden
gefragt, was wir zustandegebracht haben, dermaleinst. Diese Einladung,
Rechenschaft zu geben w�rdigt uns. Wir sind zu einem Werk f�hig und es ist ganz
und gar nicht egal, ob ich was zustande bringe oder nicht.
Offenkundig ist auch die Wirklichkeit so veranlagt, da� wir
sie gestalten, kultivieren, veredeln, bearbeiten sollen. "Kultur"
stamm ab von colere: lat: beackern und anbeten. "Bete und Arbeite",
der ber�hmte "ora et labora"- M�nchsauftrag h�lt auch das Wesen menschlichen
Schaffens fest: Kultur ist, den Acker bestellen und den Kultus pflegen-die
Religion.
�
Arbeiten macht meist Freude, obwohl wir eine Neigung zum
Tr�gesein auch haben. Darum gut, da� uns unser Hunger auf die Beine bringt und
Kopf und H�nde in Schwung h�lt. Das Auskommen will erarbeiten sein aber auch
Wohlstand und Vorsorge, Bequemlichkeit und�
Effekivit�t , Arbeitserleichterung und Kunst wollen erworben sein,
kosten also M�he. Auch Reisen und Vergn�gungen und Personal� zwecks Ausweitung des Betriebes haben ihren
Preis und fordern K�nnen- aber Wirken und Bewirken ist in uns angelegt.
�"Machen"
und "Macht" wachsen auf einem Holz.�
Wir haben auch Verantwortung daf�r, da� Macht zum Nutzen vieler
verwendet wird. Nur abwinken und die Macht fliehen, kann auch ein Stehlen , ein
sich aus der Verantwortung Stehlen sein.
Wie wollen gern was machen und bewirken und bewegen- das
bedarf nicht erst der Ermahnung. Es ist uns in die Wiege, ins Blut gelegt,
etwas hervorzubringen und bringt ja auch stattliche Fr�chte. Zur
Erstausstattung jedes Menschen geh�rt die Kraft, die Mutterbrust herbeizurufen;
dann die Lust, Mutters Lachen zu gewinnen, dann zu n�tzen und was zustande zu
bringen, Lob zu empfangen, ein St�ck Stolz zu f�hlen.� Der Weinbauer im Schw�bischen macht es vor: Wenn einer mosert
�ber den sauren Wein, dann weist er die Schuld von sich: "Isch halt, wie
der Herrgott hat's wachse lasse.� Lobt man aber den guten Tropfen, kr�ppt der
Wirt sich auf: "Isch halt moi G�w�chs.�
�Warum gingen die
beiden ersten Kreditnehmer aus Jesu Erz�hlung tatendurstig ans Werk? Und der
Dritte vergr�bt seine Talente, warum? Es ist gro�er Schmerz dabei, wenn einem
Menschen der urspr�ngliche Elan abgew�hnt ist: �ngstliche Eltern k�nnen l�hmen
mit ihrem: "Tu dies nicht, tu das�
nicht�. Um Phantasie und Neugier enteignet, entmutigt durch schnellere,
durchtriebenere Geschwister, eingesch�chtert von gro�m�uligen Kameraden, auch
hinerzogen auf Versorgtsein und Liebsein oder �berfordert durch fr�he Dressur
zur Leistung tritt der mit dem einen Talent erst gar nicht zum Wettkampf an.
�Wer nicht arbeiten
will, der kann es meist nicht (mehr), der ist fr�h gel�hmt worden, vielleicht
ist was geschehen, das ihn so entsetzt hat- �ber seiner Tat� blieb einem geliebten Menschen das Herz
stehen, oder ein Brand brach aus- und er lernte, am besten sich rauszuhalten
und nicht im Weg zu stehen indem er sich am besten unsichtbar machte. Oder der
kleine Mensch wurde einfach nicht bemerkt, er konnte machen was er wollte, die
Aufmerksamkeit bekamen immer andere, sie konnten alles besser. -Vielleicht war
der Dritte, der mit nur dem einen Talent ja so dran- da� er blo� nichts falsch
machen wollte- und der Herr hat gut reden- er h�tte es auf die Blank bringen
sollen- bei den Bankenpleiten �berall. Aber so ist das Leben, es bestraft den,
der sich unsichtbar macht, der sich dem Leben nicht hinh�lt, nichts
riskiert.�
Was sollen denn die Begabungen, wenn ich sie nicht auf den
Markt bringe, ich bleibe dem Leben meinen Einsatz schuldig und ver�de; nur wer
was macht, wird darin besser. Das nicht genutzte Talent, die vergrabenen
Begabungen gehen verloren, wie Muskeln bei langer Bettl�gerigkeit.� Dann braucht es eine(n) Masseur(in).
�H�tten die Begabten
den Sch�chternen an die Hand nehmen sollen? Sicher brauchen wir Lehrer und was
H�nschen nicht lernt, kann Hans endlich nachholen. Wir haken ja nicht wie
Schallplatten fest in einer Rille, wir sind noch lernf�hig bis zum letzten
Atemzug.
�Wenn Jesus Zeit
gehabt h�tte, dann h�tte er sicher die Geschichte noch um einen Vierten
erg�nzt; der macht riskante Gesch�fte, stieg hoch aber st�rzte ab "als
eine Teuerung ins Land kam"-(wie beim verlorenen Sohn-Lukas-Ev.15,14.).
H�tte der Herr ihn umarmt, ihm seinen Einsatz vervielfacht? Es s�he Jesus
�hnlich, so gro�z�gig vom Gott� zu
reden. Denn� das k�nnte die wahre
"S�nde wider den heiligen Geist" sein (Matth�us-Ev. 12,32) aus
Argwohn Gott f�r geizig zu halten- wie der �ltere Bruder ja auch den Vater
verkennt: "Du hast mir nie einen Bock gegeben, da� ich mit meinen Freunden
h�tte fr�hlich sein k�nnen". Und der Vater/ Gott, ohnm�chtig vor
verkannter Liebe, sagt: "Was mein ist, ist doch dein."
� Der mit dem einen
Talent sah nur den harten Dealer, und wollte mit dem nichts zu tun haben,
wollte sein kleines Leben im stillen Winkel. Aber das Leben will geliebt und
gepflegt sein, eben kultiviert sein, von jedem, "seinen F�higkeiten
gem��".� Das Leben l��t Irrtum zu,
ja: "Versuche und irre"- und korrigier und versuche weiter- das
ist� auch die Gangart Gottes in der
Evolution, ist der Rhythmus des Lebens �berhaupt. Darum ist die Wirklichkeit
auch fehlerfreundlich, wieviele Irrt�mer, und S�nden sind dir gegl�ttet worden!
Aber wer gar nicht kommt oder meist� zu
sp�t, den bestraft wohl� das Leben
tats�chlich.
�Du sollst nicht
stehlen- ist die Kehrseite der Medaille: "Du kannst genug, um deinen
Lebensunterhalt zu beschaffen und den der dir Anvertrauten dazu." Steht
dies Versprechen irgendwo geschrieben? Mit deinem Geborensein ist dir das
Recht, gebraucht zu werden und daraus dein Auskomen zu haben, mitgegeben-
inklusiv der Grenzziehungen und des Auftrags f�r die� Not: "Bittet"!�
Auch wenn Geldsorgen und K�nmmernisse immer auch bei dir sein sollten,
sei du� gern du, gern hier. Nimm das als
geschrieben und gesetzt. Und stehle nicht.
�Aber bis kurz vor
der Grenze, wo Stehlen anf�ngt, bis dahin nutz das Leben als Revier, ihm
Lebensmittel abzuringen;� Biete dein
K�nnen an, sei flei�ig; mach gut, was du tust, ob die Stra�e kehren oder Z�hne
behandeln oder noch pfiffigere Programme f�r Computer t�fteln. Und wenn du
Pizza backst, soll es die Knusprigste weit und breit sein� mit frischen Champignons- du verfeinerst
solange, bis die Leute von weither kommen.-
� Sei
kundenorientiert, hilf Probleme zu l�sen, dann sollte genug f�r dich h�ngen
bleiben. Denk nicht an zuerst an Geld sondern habe Lust, Menschen entgegen zu
kommen, ahne ihr Bed�rfnis voraus, denke f�r sie, versteh sie besser als sie
sich- dann "gibts der Herr den Seinen�
im Schlaf" (Psalm 127,2),�
eben wie nebenbei .
�Mit F�higkeiten,
deinen und der Mitarbeitenden, gehe �konomisch um, also haush�lterlich. Und
fordere als T�chtiger nicht, bevorzugt zu werden, das br�chte Streit. Und
schm�cke dich nicht mit Kostbarkeiten, so ziehst du ja Diebe f�rmlich an, dich
zu erleichtern. Und bediene die Forderungen, die gerecht sind- Schulden bleiben
kleben- la� dich nicht gel�sten, durch Tricks dich zu entwinden, du reizt ja
sonst dein Gegen�ber zu h�rterer Gangart. Und was erst sportlich anf�ngt kann
leicht ausufern zu boshaften, dann�
kriminellen Machenschaften. Alle Sorten Fahrerflucht sind� nur sch�bbig, bezahle, was du besch�digt
hast oder bestellt hast; bestell nicht, ehe du zahlen kannst; sei verl��lich.
Entt�usche nur im Notfall. Offenbare dich vorher; jeder Chef/jede Chefin, wenn
du gut bist, will dich halten, wird dir in der Not was zuschie�en, wenn die Not
einsehbar ist; sie werden dir jedenfalls einmal helfen, schon damit du nicht in
Versuchung ger�tst, etwas zu entwenden.������
�Vertrauen ist ein
kostbares Gut. Wenn du stiehlst, bestiehlst du dich selbst um deinen freien
Blick, um die Achtung. �Denn du selbst,
auch wenn du nicht erwischt wirst, wei�t, was du getan hast, und "das
Gewissen, das alte Krokodil, es bei�t und bei�t" (Marie-L. Kaschnitz).
�Nat�rlich d�rfen wir
begehren, was nicht unser ist. Die Kirschen in Nachbars Garten, des andern �chromglitzerndes Motorrad, das sch�ne Haus,
das in der Gl�cksspirale zu gewinnen ist,�
ihr Aussehen, ihre Bildung, sein Charme- wir d�rfen uns eingestehen, was
wir auch gern h�tten. Wir sollen uns sogar klar werden, was unsere W�nsche
sind- dazu kann im Idealfall auch die Werbung helfen, aber die macht uns oft
den Mund w�ssrig nach Sachen, die uns nicht bekommen oder die wir uns nicht
leisten k�nnen.- Aber darum sollte man Werbung nicht verdammen, man sollte
helfen, resistent zu werden gegen Gier, gegen Habsucht, gegen Neid.
� Begehren also im
Sinne von W�nschen, ja;� aber nicht im
Sinne von Habgier und Neid; die verdrehen uns den Kopf, die unterwerfen uns ,
da� wir kriminell oder verr�ckt dar�ber werden k�nnen. Wir begehren. Und wir
sind Nachkommen von �berlebenden, die begehrten; die gerade darum auch sich
fortpflanzten, weil sie begehrten. Begehren macht, da� ich mich m�he. Begehrend
nehme ich wahr, was ich dringend brauche-Aus Begehren wird die meiste Arbeit
getan.� Aber was mu�t du so dringend
haben, da� du es stehlen mu�?
�Welche Sache ist
denn so wertvoll, so dringend, da� ich sie an mich bringen mu�, egal wie?
Essen, Trinken, Dach �berm Kopf, �rztliche Versorgung? Keiner darf verhungern.
Wir Besitzenden wissen um unsere Mitschuld am Hunger in der Welt- keiner w�rde
den Bed�rftigen vor seiner T�r abweisen, er w�rde ihm zu Essen geben. Wir
werden auch noch viel mehr Menschen aufnehmen m�ssen, die hier mit Nichts als
ihrem nackten Leben und ihrem riesigen guten Willen ankommen.��� Jesus dr�ngt geradezu: "Bittet,
suchet, klopfet an, so wird euch aufgetan" (Matth�us-Ev. 7,7) In der Not
m�ssen wir bitten und betteln, sonst machen wir die andern schuldig. In
wirklicher Not, zu der die� Unf�higkeit,
zu arbeiten sicher geh�rt, ist das Betteln harte, echte Arbeit. Denn es ist
Arbeit, Wohltaten locker zu machen und Menschen zu bekehren, ihr Gl�ck zu
merken, da� sie n�mlich in der gl�cklichen Lage sind, geben zu k�nnen. Und wer
den Bittenden recht versteht, der bedankt sich, wie in Indien, da� er die Gabe
angenommen hat.
�Wir stehlen schon
oft genug- nicht nur Gott seinen Tag, wenn wir nicht geliebt haben; wir nehmen
schon mit unserm schnellen Melden in der Klasse dem Bed�chtigen den Raum zu
reden, mit unserm geschickten Auftreten nehmen wir andere f�r uns ein, was
diese wieder anderen abziehen- denn wir haben ja nicht unbegrenzt viel
Aufmerksamkeit.Weil man sich von uns mehr verspricht, werden wir eher bedient,
unsere Sprachgewandtheit setzt den andern ins Unrecht, unser Geld kauft den
Entwicklungsl�ndern ihr Land weg. "Nicht Stehlen" hat viele
Seiten.�
�� Ist Abwerben auch
Diebstahl? Du sollst nicht begehren deines N�chsten Mitarbeiters, ist das
Gebot? Heute haben wir, Gott sei's gedankt, Vertragsfreiheit. Wenn ein
Gemeinde-Kirchenrat von ausw�rts zu einem�
Pastor k�me und wollte ihn f�r seine�
Gemeinde gewinnen, w�rden wir
doch den Vorstand loben, da� er sich die M�he macht.- Und
selbst, wenn� dann viele traurig w�ren
am Ort, d�rfte der Pastor doch gehen, wenn er sich davon mehr (Wirksamkeit,
vollere Kirche, sch�neres Pfarrhaus, gr��erer Mitarbeiterstab oder auch bessere
Pension oder sein Gef�hrte bessere Chancen in seinem Beruf ) verspricht. Nein,
abwerben ist legal im Normalfall; es hilft, produktiver zu werden.-�
�Als Besitzende haben
wir interessante Gaben, die wiederum Begabungen Anderer f�r uns locker machen.
Geld lockt, die Menschen werden h�flicher; sie m�hen sich, an mein Geld zu
kommen, wie ich hoffentlich mich auch anstrenge, mein Bestes zu geben.���
�Aber Geld ist ein
besonderer Saft- es hat eine Eigendynamik, die den Besitzer leicht zum
Besessenen verdirbt. Geld ist ja fl�ssiges Zahlungsmittel, ist gem�nzte
F�higkeit, anderer Leute� F�higkeiten zu
verfl�ssigen und Sachen zu tauschen- auch Vorsorge zu sammeln gem�� dem klugen
biblischen Satz: "Geld beschirmt" (Prediger 7,12). Aber Geld kann
seine dienende Qualit�t verlieren und Selbstzweck werden- es hat dann den
Eigen-Sinn, sich zu vermehren und wir werden zu Geldknechten. Das meint Jesus
wohl mit: "Man kann nicht Gott dienen und dem Mammon" (Matth�us-Ev.
6,24) und:� "Macht euch lieber
Freunde mit dem ungerechten Mammon" (Lukas-Ev. 16,9)
�Jesus verteufelt
Geld nicht, er warnt nur, ihm nicht zu dienen, sondern uns seiner zu bedienen
und Gutes damit zu tun. Es z�hlt mit zu den Gaben Gottes, es ist gem�nzte
Energie, die wir hoffentlich mit guter Ware, mit hilfreichem Tun, mit klugen
Gedanken an uns bringen. Aber solange es Arme gibt sind wir Reichen auch Diebe-
weil wir mehr nehmen als wir m�ssen-(anders der Weise: "Armut und
Reichtumgib mir nicht, sondern meinen bescheidenen Teil la� mir zukommen"
(Spr�che 30,8).
� Wir halten doch
viel zuviel f�r uns zur�ck im Angesicht der Hungernden und Bedrohten- wir im
reichen Norden bem�hen uns, unsere Grenzen abzuschlie�en gegen die Habenichtse
des S�dens und Ostens- es ist ein l�cherliches, chancenloses Unterfangen. F�r
einen Abgewiesenen kommen zehn neue Menschen und wololen hier ihr Gl�ck machen
und haben ein Recht darauf. Es sei denn, wir helfen ihnen, in ihrer Heimat ihr
Auskommen zu finden. Gegen Hungernde "Deutschland den Deutschen"� laut oder leise zu br�llen, ist besch�mend.
Und aussichtslos, denn"was ihr nicht gebt aus Gehorsam gegen Christus, das
fordert euch die Zeit mit
Wucherzinsen ab"-so Martin Luther.���
� Nicht stehlen-
Arbeit, Wissen, Kapital. Gerecht handeln wir erst, sagt Bernhard Shaw, wenn
einer f�r mich mit seinem Talent und ich f�r ihn mit
meinem Talent eine Stunde arbeitet- das gibt es ja in der
Familie und in Ans�tzen auch unter Freunden und Nachbarn. Aber wer an jemandem
verdient, der soll ihn auch gut bezahlen, sonst ist das auch Diebstahl. Es
reicht nicht mehr: "Du� sollst dem
Ochsen, der da drischt , nicht das Maul verbinden" (1. Korintherbrief
9,9). Wir stehen in der Schuld so vieler Menschen.��
�Menschen vieler
Generationen, vieler L�nder haben gearbeitet, und ich ernte davon
Kenntnisse,� Fr�chte, Rohstoffe,� Energie, Unterhaltung. Wieviel� Menschen in Jahrtausenden� haben an Zahlen rumger�tselt, an Buchstaben-
bis sie die uns heute selbstverst�ndlichen fanden, M�nche haben die Heiligen
Schriften abgeschrieben, wieder und wieder bis sie endlich gedruckt und
vervielf�ltigt und an uns heute gelangen. Wieviele haben unter Qualen gro�e
Kunst hervorgebracht und ich darf sie schlendernd genie�en. Wir leben vom
Leben, das lange vor uns gepflanzt wurde, wir ernten ungeheure Wohltaten, weil
uns sich das Wissen der Generationen kumuliert, da sollte von uns auch was
bleiben f�r die n�chste Generationen und zwar mehr als M�ll.���
�Eine besondere Gabe,
die es� mehr noch zu entwickeln gilt,
ist: das Leben� deuten als
hoffnungsvoll.- Unter den M�usen gab es eine besonders hilfreiche: Es rackerten
und ackerten die M�use und brachten Korn f�r Korn ins Winterquartier.� Nur Frederick sa� m��ig und lie� sich von
der Sonne bescheinen, sehr zum �rger der Flei�igen. Als dann aber der Winter
lange kein Ende nahm und die K�rner immer weniger wurden; da, als die M�use
schon beinahe starr wurden vor Hunger und K�lte, da sang ihnen Frederick Lieder
von der warmen Sonne und malte Bilder von �ppigen Feldern voller Weizen und aus
Sehnsucht hielten sie durch� bis der
Fr�hling kam (Leo Lionni).- Gegen inneren und �u�eren Mangel stellt Kunst und
Religion die Bilder vom Gelingen vor Augen. Und die M�use um Frederick,
verstanden das Wort des Jesus: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein sondern
von einem jeglichen Hoffnungswort, das aus Gottes Mund geht� (Matth�us-Ev.4,4).
Es gibt soviel zu tun. Stiehl dich nicht dem Leben. Feuer
die Liebe an ,
wecke Gef�hle der Freude, entfache Elan. La� nicht zu, da�
Menschen in deiner N�he sich abfinden mit ihrem "wunschlosen Ungl�ck"
(Peter Handtke). Mit� Musik, Sprache,
Spielen�� bring die Verh�ltnisse zum
Tanzen; lade ein, sporne an, da� sie f�r einander kochen, abwechselnd; da� sie
die Vorg�rten und� Hausw�nde, wenn
verwahrlost, wieder streichen; da� man mit Konfirmanden ins Pflegeheim geht und
ganz behutsam werden Alte und Junge sich finden.
Nicht stehlen! Das Gegenteil davon ist: Erkenn wieder,
wieviel du hast; und entwickel deine Begabungen- mach was aus dir und anderen.
�Wenn auch f�r
industriell hergestellte Ware immer weniger H�nde gebraucht werden, so ist
Arbeit da in F�lle. Die reichere und tiefere Gestaltung der menschlichen
Beziehungen ist nie fertig und der wichtigste Rohstoff steckt in den Hirnen-
denk und tu was.
Eine besondere Begabung ist es heute, Arbeit verkaufbar zu
machen. Da sind Unternehmerinnen/Unternehmer gefragt, die eine Vision haben,
die Bed�rfnisse erf�hlen, bevor sie Bedarf werden; die Vorsorge treffen, und
ein Projekt effektiv betreiben. Die vor allem Mitarbeitende einstellen, ihnen
fachliche F�higkeiten beibringen, sie zu einer Mannschaft mit Erfolgslust
erziehen, sie zu schonendem Umgang mit der Zeit anderer Menschen anhalten,
Kostenbewu�tsein sch�ren, Material und Energien sparen helfen, Informationen f�r
alle erreichbar machen. So werden die Mitarbeitenden auf allen Ebenen f�hig,
mitentscheiden zu k�nnen,� beteilige an
Einspargewinnen, la� Verluste� auch
mittragen,ein St�ck weit. . Das Eigeninteresse der Mitmenschen anzuspornen, die
Zustimmung der Mitarbeitenden zu gewinnen, ist die Kunst.
�Es gibt noch so viel
zu tun, die Arbeit verkaufbar zu machen, eben dadurch, da� jeder sie m�glichst
�konomisch tut und sozial kompetent dazu. Der Kunde will Achtung, will als gute
Botschaft genommen werden� und tats�chlich:
Es ist doch erstaunlich, da� Menschen deine/meine Arbeit noch wollen, ich ihnen
n�tzlich sein kann, sie sich von diesem Laden�
was versprechen.�
In Japan bei �ffnung der Kaufh�user, steht vom Chef bis zur
Putzkolonne die ganze Belegschaft angetreten zur tiefen Verbeugung und
Begr��ung. Das braucht�s nicht ganz zu sein, aber sp�ren soll�s der Kunde, die
Kundin:� Gut, da� du da bist, wir wollen
dir W�nsche erf�llen, ein St�ck N�chstenliebe nimm. Und la� dann auch was da.
Eine der gr��ten Gaben ist ja, die Begabungen anderer zu
f�rdern. Erziehen, entwickeln, auswickeln; durch Zeigen und Anerkennen
verbessern, im Durchhalten best�rken, erst mal dem andern beibringen: Du
taugst, du bist gut, gut f�r mehr.�
Einen Ku� allen f�rdernden, engagierten Menschen. Sie sehen f�rmlich die
Kr�fte wachsen, wie der Bauer das Korn wachsen sieht, sie sind Hebammen der
Begabungen Gottes, die er in uns einges�t hat.
Menschen in Arbeit bringen, da� sie ihr Auskommen selbst
erarbeiten� k�nnen, ist Kooperation mit
Gott, erster Klasse. Einmal wird Gott von Jesus mit einem Weinbergbesitzer
verglichen, der alle drei Stunden ins Dorf geht und die Leute, die noch Arbeit
wollen, in seinen Weinberg schickt (Matth�us-Ev.20,1-15). Einem Arbeit
beschaffen, das besorgt Freiheit, Hochgef�hl, Lebenswillen, Besitz; und auf den
Gedanken zu stehlen, kommt man immer weniger.