24.01.1999 Letzter Sonntag nach Epiphanias
Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über
dir. Jesaja 60, 2
Laß dir das gefallen. � Wie eine Blume sich nach der Sonne richtet,
wirst du bestimmt davon, daß Gott über dir aufgeht. Du mußt
nichts entscheiden, mußt nur nicht dagegen sein, daß dir die
Welt erleuchtet ist von der Liebe. Du wirst dann Gewalt als Mangel verstehen
und Trauer als Sehnsucht � du wirst mit den Augen des Herzens sehen. �
Du wirst Freude abstrahlen. Wohin du kommst, bringst du einen Schimmer
von Gott mit.
31.01.1999 Septuagesimae
Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit,
sondern auf deine große Barmherzigkeit. Daniel 9, 18
Nein, liegen im Sinne von Unterwürfigkeit � das willst du von
uns nicht haben, wir sind ja deine freien Söhne und Töchter.
Du suchst mit uns das Gespräch, du willst dich in uns ausdrücken.
Und wir brauchen die Fühlung zu dir, wie die Luft zum Atmen. Es ist
deine Zuneigung, uns so zu schätzen; nicht unsere Leistung macht uns
dir wichtig. Deine Lust an uns macht uns gut.
07.02.1999 Sexagesimae
Heute, so ihr seine Stimme hören werdet, so verstocket eure Herzen
nicht. Hebräer 3, 15
Heute werden wir seine Stimme hören, im Lachen, im Weinen, im
Bitten, im Locken der Mitmenschen. Auch in der verwundeten und prachtvollen
Natur - ruft Gott uns, will uns da treffen vor Ort der Freude und der Mühen.
Nicht verstockt sondern aufgeräumten Sinnes wollen wir sein, wach,
empfindsam, zugewandt: Gott braucht uns nicht als Klotzköpfe sondern
als Engel, als Hebammen, als Wasserträger, als Gehilfen der Freude.
14.02.1999 Estomihi
Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet
werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. Lukas
18, 31
Gute Zeit jetzt, den Leidensweg Jesu zu bedenken. Seine Passion ist
wirklich Frucht seiner Leidenschaft: Er bringt Gott hin, wo man ihn nie
gedacht hat: Auch die finsteren Täler sind gottvoll. Darum haben ihn
die Theologen von damals gekreuzigt, ein richtiges Ausixen sollte das werden
� aber Jesus vollendete, was erhofft war von immer her: wir sterben in
Gott � also laßt uns auch mit ihm leben.
21.02.1999 Invocavit
Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels
zerstöre. 1. Johannes 3, 8
Da ist kein Teufel, kein Gegengott � obwohl wir manchmal uns für
besessen halten, und Menschen so viel Verneinung produzieren, daß
man sie für �des Teufels� halten muß und �zur Hölle� wünscht.
Aber der Sohn Gottes nimmt der Welt Sünde auf sich; lädt sich
den Teufel bildlich gesprochen auf den Buckel. � Es zerrt kein Gegengott
mehr an uns, wir selber tun gut und böse, wir sind bös-gute und
gut-böse Menschen; Mitbrüder- und schwestern Jesu.
06.03.1999 Oculi
Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht
geschickt für das Reich Gottes. Lukas 9, 62
Klar, daß wir keinen Weg gehen können, wenn wir nicht wohin
wollen. Die Kandidaten des Reiches Gottes wissen, daß vorn �Fried
und Freude lacht�. Was jetzt ist, und erst recht was war, das ist Baumaterial
für die Zukunft. Wir sollen die Schubkraft zur Besserung aus den erinnerten
Leiden ziehen, aus dem Schmerz des heutigen Mangels. Und vor allem aus
der Hoffnung. Wir werden nach vorn gezogen. Vorn ist Friede, wir müssen
ihn nur erlangen. Ungeschickte bejammern verpaßte Gelegenheiten.
Die zum Reich Gottes Geschickte legen sich ins Zeug.
14.03.1999 Laetare
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt
es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. Johannes 12, 24
Das ist überhaupt das Lebensgeheimnis des Jesus: Sich ausgeben
macht, sich einzukriegen; in die Beziehungen sich verschenken, das macht
komplett; sterben ist zu Ende geboren werden. Wer aber �Ich, Ich� denkt,
wer dauernd für sich rechnet, den bestraft das Leben. Sich vertiefen
in das Wirkliche, das Nötige tun, die Freude, die jetzt gegönnte,
erfassen � und du bringst viel Frucht. Dir blüht das Glück, weil
du es nicht ansteuerst. Es läuft hinter dem her, der förderlich
ist und der mit einer Hand Gutes tut, ohne daß die andere es verbucht.
21.03.1999 Judica
Der Menschensohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse,
sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für
viele. Matthäus 20, 28
Dann ist es auch Gottes Metier, daß er dient � also dem Leben
zum Gelingen verhilft � also auch dir beisteht. Jesus als Angesicht des
Weltsinns � das klärt doch auch meinen Sinn: daß auch ich da
bin, zu dienen � mich also einspannen lasse in das Gottesprojekt Erlösung.
Also Ende mit aller kniefälligen Belobigung, suchen wir �Gottesdienst
jenseits des Weihrauchs� und lassen auch eigene Prestigesucht fahren. Dienen
wir einander mit Freuden; damit ist Gott viel gedient. Und wir sind erlöst
vom Verlorensein.