L e b e n s m u t
 
Herzlich willkommen auf der Homepage von Traugott Giesen, ehem. Pastor in Keitum auf Sylt!

Aktuelles

Predigten
Kolumnen
Bibelenergie
Tägliche Losung
Gastpredigten
 

Archiv

Nachhören
Archiv Predigten
Archiv Kolumnen
Themenverzeichnis
Weitere Texte
Bibelstellen
Aufgelesenes
 

Informationen

Bücher
Links
 

Kontakt
Emailkontakt
Webmaster
Gästebuch
Impressum

Besucher seit
12.03.2001
0961035
Predigt 29.05.2005

Keitumer Predigten Traugott Giesen 29.05.2005

- Abschiedspredigt -

Gott ist Sonne und Schild - Psalm 84,12

"Bevor man anfängt, was zu begreifen, ist die Amtszeit abgelaufen" – schrieb mir jemand. Dabei hatte ich „Gott ist Sonne und Schild“ immer vor Augen, aber was hat es gebracht? Was dämmert so langsam? Nach 29 Jahren Pastordienst hier, die Jahre Berlin dazu, also nach 39 Jahren? Und frommes Elternhaus, katholisch humanistisches Gymnasium Fulda, Studium der Theologie? Und 40 Jahre in einer intensiven Ehe mit Lebensgesprächspartnerin Ingrid, zwei Töchter, vier Enkel und die Heimat gewordene Gemeinde aus Einheimischen und Gästen?

Das alles prägte doch - was dämmert also langsam, nicht mit Brett vorm Kopf gelebt, sondern unter diesem Balken oft gestanden: Gott ist alle Energie und alle Liebe - schlüssig, dieses Passwort vom Schatzhaus Kirche: Sonne steht für Kraft, Macht, alle Lebensmittel; Schild, der Schild steht für Schutz, Fürsorge, Für-dich-da-sein. Dieses Heilwort auszuteilen, daß man es für sich anwenden kann, war mein Auftrag. Gut, „Man hat sich bemüht“, gut auch, daß ich jetzt Ausgang bekomme. Ich zitiere mich schon zu viel.-

Was ich als Pastor sagte, musste sich immer messen lassen an dieser Überschrift. Die las man immer mit, wie eine Leuchtschrift: an, aus; wie ja auch auf der Kanzel die passende Bebilderung dieses „Gott ist Sonne und Schild“ die Augen aufreißt: der aus dem Tod auffahrende Christus erfindet den Tod neu, – nicht als Wand, vor die man knallt, sondern Tod als Abflug zu Gottes anderen Ufern.

Eigentlich erstaunlich, daß Pastor und Organist noch hinreichend bezahlt werden. Wir Künstler müssen ja spielen, müssen predigen, zuerst uns selbst zugut, müssen abschmecken den Klang, das Wort, den Gehalt der Sätze. Und ob sie Fahrt haben durch beschwingte, unermüdliche Stimme? „Darin muß ein lebender Gedanke sein, der zum augenblicklichen Mittelpunkt unseres ganzen Wesens werden kann. Die Leute wollen doch nicht aus dem Leben eine Schulstunde gemacht sehen“(R. Musil), nein wirklich nicht. Sie rechnen hier mit Predigten voll Fracht. Es ist diese Kanzel 1,50 m über Normal und soll es bleiben.

Ich durfte und musste predigen, auch wenn ich nicht wollte. Das übrigens machte mir wichtig, von Kirche beauftragt zu sein: Geh predigen „zur Zeit und zur Unzeit“, aus vollem Herzen, leeren Herzen - geh! Du wirst schon genutzt, irgendwie, und lass dir mit gesagt sein, was der Heilige Geist dir einflößt. Aber komm ausgeschlafen, und war vorher 8 Stunden fleißig, und eine ganze Woche habe zugebracht als Rohstoff für die anstehende Predigt.

Immer war die Überschrift: Gott ist alle Energie und alle Liebe. Das in dein Leben übersetzt: Was bist du denn unzufrieden mit deiner Portion Gesundheit Geld, Tatkraft, deinem Geliebtsein und Lieben deinerseits? Du bist energiegeladener und liebevoller, liebenswerter als du denkst. Lähm nicht Gott in dir. Lass Hand und Hirn nicht brach. Du bist ein Energiebündel oder –bündelchen des Herrn. Trau dich du zu sein. Gib dich aus. Vielleicht musst du deine Begabungen mehr zu Markte tragen, dich mehr veröffentlichen.

Oder fühlst du dich leer? Hast zuviel gegeben? Dann versteck dich mal. Lass andere ran. Und nimm dir Zeit zur Freude. Gott nährt sich von Freude.

2000 Jahre in der Sprachschule des Jesus lehrt uns eine Sohn-Tochter Stellung zu Gott und eine geschwisterliche zu einander. Wie die leben in schwieriger Lage? Wie, ich sag mal, in würdiger Haltung das Hiersein bestehen? So etwa flossen alle Predigten letztlich aus der Goldüberschrift von St. Severin.

"Gott ist Sonne und Schild" gab auch die Widmung für die Kreuzungspunkte im Lebensbogen:

Für Täuflinge ist es die Siegelumschrift, die Widmung ihres Lebens: Du, Gott liebt dich und braucht dich. Die Konfirmanden wurden noch mal eingeschworen: Du bist unter der Kraft zu allem Guten; über dir der Schutz in allem Schweren. Die Paare wurden einander anvertraut von dem, der ihre Wege aufeinander zuführte und der von der Liebe ihnen zuzuteilen verspricht. War ihnen die Zuteilung verzehrt, warf auch schon mal eine Geschiedene ihren unter dieser Überschrift empfangenen Ring in den Kollektenbeutel.

Die silbernen und goldenen Hochzeiter sangen ihr „Lobe den Herrn“, wissend geworden um Schicksal und Gnade. Und die gestorben waren, wurden losgegeben zum Heimgang. Die Beerdigung als Liebesdienst. Der die Zeit des Weges rollt und uns darin verwandelt, bleibe dir erhellend und beschützend. Du, auf dem Meer der Angst, findet deine Seele ihren Heiland.

Das Ankerwort hat auch für Ingrids Telefonseelsorgarbeit und ihren Krankenhaus-Besuchskreis Halt gegeben: Weil Gott alle Energie und alle Liebe ist, darum ist keine Lage ohne ihn: Er stärkt dich und liebt dich, das hört nie auf.

Dies Leuchtwort hat auch unsere Ehe erhellt, es hat uns Gelassenheit, ja schon einen Hauch Frieden gewährt. Alle Energie ist seine, was reiben wir uns da auf mit Recht haben. Alle Liebe ist seine, wir können also gar nicht zuviel lieben, eher zuwenig.

Und dieses goldene Wort taugt sogar als vorläufiges Schlußwort: Gott bleibt bei uns als Energie und Liebe, das lasst uns einander nochmal auf die Stirn schreiben, lasst uns dafür einander Bürge sein: Der unser Lebens betreibt, ist kraftvoll und liebevoll, dir, mir, uns. Wenn wir jetzt uns aus den Augen gerückt werden, ist das nicht weit her. Salut gen Himmel für alles gemeinsam Geglückte. Alles geht weiter in wachsenden Ringen. Gut, jetzt zurücktreten zu dürfen; genug andere auf den Leuchter gestellt. Keine Belehrung, kein Besserwissen mehr.

Und jeder Abschied macht uns stärker, nicht glücklicher, aber stärker; frag die wachen Witwen. Und: „Was wir hier zurücklassen, ist unfertig. Gott hat es anderen vorbehalten. Jemand wird es schon fertig machen“ (nach Thornton Wilder).

Im Ganzen also nur Dank, Dank. „Der dich erhält wie es dir selber gefällt", ich, wir haben es verspüret.

„Gott ist Sonne und Schild“ hat dies gebracht, mit Worten von L. Zenetti: "Einmal wird uns gewiß die Rechnung präsentiert für den Sonnenschein und das Rauschen der Blätter, für den Schnee und den Wind, die Brandung, den Vogelflug und das Gras. Für die Luft, die wir geatmet haben und den Blick auf die Sterne, die Abende und die Nächte, die Umarmungen. Einmal wird es Zeit, dass wir aufbrechen und bezahlen. Bitte die Rechnung. Doch wir haben sie ohne den Wirt gemacht." - Ich habe euch eingeladen so weit die Erde reicht. Es war mir ein Vergnügen!

Schlußgebete


 




Service

Startseite
Druckvorschau

Presse-Feed EKD

© 1996-2024 Evangelische Kirche in Deutschland
Weitere News...  

 
Online 9