Keitumer Predigten Traugott Giesen
09.05.1999
Konfirmation
Lukas 10, 25 - 37: Es stand ein Schriftgelehrter auf, und wollte mit
Jesus eine Diskussion beginnen zur Frage: Was muß ich tun, um das
ewig-gültige Leben zu gewinnen?
Er aber sprach zu ihm: Was steht geschrieben? Was liest du in der Schrift?
Er antwortete und sprach: �Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem
Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst� (5. Mose 6, 5; 3.
Mose 19, 18).
Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst
du leben.
Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist
denn mein Nächster?
Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem
hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und
schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halbtot liegen.
Es traf sich aber, daß ein Priester dieselbe Straße hinabzog;
und als er ihn sah, ging er vorüber.
Desgleichen auch ein Levit: als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging
er vorüber.
Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn
sah, jammerte er ihn;
und er ging zu ihm, goß Öl und Wein auf seine Wunden und
verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge
und pflegte ihn.
Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem
Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir�s
bezahlen, wenn ich wiederkomme.
Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste gewesen dem,
der unter die Räuber gefallen war?
Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm:
So geh hin und tu desgleichen!
Nils und Nils, Bastian und Jan-Arndt, Kerrin und Jörn Janke, Steffi
und Momme, André und Matthias, Barne und Anne Urte!
Wir Eltern und Großeltern sind glücklich heute. Wir feiern
Lob und Dank, daß ihr lebt, und ihr so stattlich, so wach, so fröhlich
seid, daß ihr schon so viel Verwandlung geschafft habt.
Gestattet uns einen Augenblick Erinnerung an unsere Konfirmation �
was waren wir klein und zappelig und so am Anfang. � Im Ernst, wir sehen
euch weiter, bei allem Blödsinn auch nachdenklicher als wir es waren.
Vor allem können wir uns kaum halten vor Staunen, daß das Leben
solche Schwünge macht, uns so weit emporgehoben hat � daß wir
euch begleiten durften bis hier her, auch das macht uns glücklich.
Und wir sagen euch: Ihr seid wunderbar. Wir haben Respekt, ach besser:
wir haben Ehrfurcht. Wie ihr das Leben seht, wie ihr Kraft habt, wie eure
Gedanken laufen, nicht immer für uns nachvollziehbar, aber unsere
Gedanken für euch ja auch nicht. �
Wir Eltern haben ziemlich auch damit zu tun, klarzukommen mit dem Sorgen,
für Essen und Haus und die Sachen, die wir so brauchen. Wir als Familie,
wir müssen uns ganz schön drehen, müssen die andern auch
gut nutzen, daß sie uns auch nutzen: Leben heißt geben und
nehmen � nur Kinder hier dürfen erst mal gehörig nehmen; aber
dann, bald, beim Erwachsenwerden, also schon seit längerem müßt
ihr auch geben, auch im Haushalt einige Griffe, vor allem euren Grips müßt
ihr veredeln lassen � das nennt man Schule, das ist auch Arbeit, wir wissen
das noch ziemlich gut.
Eine andere Art von Arbeit ist das Sorgen für Anvertraute. Dabei
habt ihr uns ja kennengelernt, ihr seid schon unsere besten Kenner. Wir
danken heute auch, daß wir einigermaßen konnten, was wir mußten
und wollten � einigermaßen euch gute Eltern waren, wenn auch manches
schwer war.
Ihr habt uns öfter erwischt, wie wir mit den Gedanken nicht bei
euch waren und ihr wart allein � und wir haben dann aneinander vorbeigeredet
oder auch vorbeigeschwiegen oder haben Trara gemacht, und ihr mit. � Ach,
wir wollen sagen, ihr seid wunderbar, auch wenn wir eben nur durchschnittlich
gut waren zu euch, zu uns. � Das Leben ist �ne harte Nuß. Sie läßt
sich nicht zwischen weichen Kissen knacken. Wir müssen uns mühen.
Und das wollen wir euch sagen: Ihr seid wunderbar. Ihr habt Kraft fürs
Leben. Wir haben mit euch viel gelernt.
Heute werdet ihr konfirmiert. Also kon heißt ja zusammen und
firmen heißt fest machen � ihr werdet festgemacht, bestätigt,
bestärkt in dem, was das Wichtigste im Leben ist. In der Bibel heißt
das Wichtigste:
Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten und dich selbst.
Man liebt, worum man sich müht, und man müht sich um das,
was man liebt; also Freude und Mühe ist das Geheimnis des Lebens.
Ja auch dein Pferd oder dein Fußballverein oder dein Garten � aber
dies Dreieck ist das Wichtige: Freude an Gott und Mühe mit ihm. Freude
an deinem Nächsten und Mühe mit ihm. Freude an dir und Mühe
mit dir.
Zu allen drei Seiten kurz was: Gott lieben � Gott das ist das dynamische
Zentrum des Universums, eine unerschöpfliche Energie, die sich ergießt
in die Formen der Natur und in jedem Menschen eine neue Welt erschafft.
Biene und Biene sind gleich, aber um mich/dich Mensch gibt Gott sich eine
Mühe, als wärest du seine einzige Sorge. Gott liebt dich, darum
gibt er dir so viele Chancen. Und ich weiß, wie ich sonst nichts
weiß, daß auch im Tod wir auf anderer Stufe von Gott im Spiel
der Freude und der Mühe gehalten werden.
Also Gott lieben. Du tust es, wenn du gern lebst, wenn du den Strand
abschreitest wie ein Schatzfeld oder dein Pferd striegelst, daß es
wiehert vor Behagen. Gott läßt sich nicht pur erkennen; Gott
erkennen, heißt seine Wohltaten erkennen. Ja auch müssen wir
uns dazu um die Wohltaten mühen. � Der erste Schluck aus dem Besser
der Wissenschaft macht atheistisch, auf dem Grund des Bechers aber wartet
Gott (so Max Planck). � Also Gott lieben, es geht nicht anders, auch mit
ihm kämpfen und zürnen � kann sein, darf sein, muß sein,
mal � und sich in ihm freuen. Gott ist doch die letzte Adresse für
Dank und Klage; hätten wir sie nicht, fiel Dank und Klage auf uns
zurück wie unzustellbare Briefe, und wir erstickten an uns.
Deinen Nächsten lieben. Freude und Mühe mit deinem Nächsten
� und Nächster ist nicht ein Verwandtschaftsrang � sondern zum Nächsten
macht uns die Situation, wo du einspringst, hilfst, rettest, aus der Gefahr
ziehst. Du weißt, daß du gern Nächster bist, du kennst
die Freude an der gemeinsamen Freude und bist bereit, dich zu mühen.
Also auch mal anständig zu arbeiten. �
Und dich selbst lieben. Das gehört mit zum Dreieck des Lebens.
Daß wir Lust fühlen können, ist eine der schönsten
Erfindungen Gottes. Mag dich. Wenn Gott dich mag, wäre es einfach
besserwisserisch, wenn du dich nicht magst. Wir haben mal schlechte Tage
� aber du sollst dich mögen. Du sollst gut von dir denken. Nur wer
schlecht von sich denkt, macht auch die Sachen schlecht, macht auch andere
schlecht. Du mag dich. Du bist wunderbar. Gottes leuchtender Mensch.
Also los, konfirmieren wir euch, konfirmieren wir uns in der Gewißheit:
Gut, Gott zu lieben und deinen Nächsten und dich selbst. Amen.
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