Konfirmation 2005 Psalm 1 "... der ist wie ein Baum..."

„Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gebot des HERRN und sinnt über seinen Willen Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.“

Nie sind wir als Eltern und Großeltern so begeistert hoffnungsvoll für Euch als heute. Nie so wehmütig dankbar als zu Eurer Konfirmation. Ihr Jungen und Mädchen habt die schwierigste Wegstrecke eures Lebens geschafft: Ihr wart so zerbrechlich, so gefährdet, so bedroht, einen Augenblick nicht hingeguckt, und schon die quietschenden Reifen, oder das Fieber wollte nicht runter oder wir warteten schon auf noch schlimmere Beschwerden. Ihr wart so klein, und jetzt macht ihr schon was her. Man kann mit euch reden. Ihr wißt schon, was was bedeutet, und daß alles seinen Preis hat und Nehmen und Geben zusammengehören, und die Welt keine Lust hat, euch zu bedienen, Ihr müsst euch mühen, wie wir alle.

Die wir Eure Kindheit bis hierher begleiten durften sehen euch heute mit Freude an. Die erste, die härteste Strecke ist vollbracht. Ihr werdet nicht mehr soviel hinfallen, Ihr werdet nicht mehr soviel weinen, Ihr werdet euch nicht mehr so verlassen vorkommen, wie in der Kindheit, Ihr habt schon Kraft, Gestalt, Geist, Ihr werdet klüger und könnt gut und böse unterscheiden.
Jetzt wollen wir Euch segnen für Euer Erwachsenwerden, wie wir einst eingesegnet wurden ins Erwachsenwerden. Wollen Euch und uns ernst nehmen als Kinder Gottes - gleichwertig, gleich würdig, gleich nötig. Wir wollen Euch zeichnen mit dem Siegel: Du gehörst dem guten Gott. Er weiß Dich, er hat den richtigen Weg für Dich. Also ran ans große schöne, wichtige Leben! Versteck Dich nicht, tritt frisch auf, mach die Ohren, Augen und den Mund auf, nutz Deine Hände, tu das Richtige, Du bist richtig.- darum dieses große Fest, Verwandte von weither, was für eine Anstrengung Zuhause - weil wir Euch bestärken wollen mit unseren guten Gefühlen für Euch, mit Worten und Gebet und auch was Zählbarem, bestärken darin: Gut, daß Du da bist.

Für Deinen hoffentlich langen Lebensweg hast Du einige Bilder auf dem Grund Deiner Seele, die geben Dir Halt: einmal dein Elternzuhause, dazu gehört Deine St-Severin-Kirche, Du kannst sie im Schlaf malen. Dazu das Bild des Altares beim ersten Abendmahl. Diese Bilder stehen für Deine Heimat, Deine Herkunft. Jetzt ein Bild für Deine Zukunft, was aus Dir mal werden soll: Du Gott liebt Dich und braucht Dich: das macht Dich zu einem Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, / der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl. Du ein Baum auf gutem Land - das lasst tief in Euch rein. Sicher habt Ihr einen Erfahrungsbaum. Euren Kinderkletterbaum, oder habt Ihr selber einen gepflanzt? Oder einen Baum, mit dem Ihr Jahr aus Jahr ein lebt, den Wandel der Jahreszeiten dran ablest und euer Großwerden mit ihm messt? Hast Du einen, an den Du dich gern anlehnst, ihn sogar umarmst und dran hochblickst in seine Zweige, sonst tu es bald, wenn es warm ist. Was ist dein Baum? Vielleicht ein Apfelbaum mit den rosa Blüten und duftenden Früchten? Oder ein Walnussbaum, der zwanzig Jahre braucht bis seine ersten Früchte kommen. Sieh Deinen Baum. Wunderbare Entwicklungskraft steckt in ihm - so auch in Dir.

Du bist ein Energiepaket des großen Gottes. „Was hast du dich gemacht“, haben die staunenden Verwandten vielleicht gesagt, die Dich länger nicht gesehen hatten. Aber Du weißt: Du hast dich nicht gemacht - Gott hat Dich gemacht, mittels Deiner Eltern, er betreibt Dich, Du bist sein Geschöpf. Wunderbar bist Du im Kommen. Und wie dein Baum hast du starke Wurzeln. Mit denen nimmst du den Nährstoff der Menschheit auf: die Millionen Erfahrungen- der Milliarden Menschen vor Dir - was haben sie an Wissen geschürft, und Du darfst davon Nutzen haben, allein Dein Handy, Dein Computer - das Wissen der Menschheit ist in diesem kleinen Kasten versammelt und hält Dir nicht nur Spiele parat, sondern die Verbindung zu aller Welt und zu allem Wissen überhaupt. Und sieh die Rinde Deines Baumes - fein oder knorrig, jedenfalls ist Dein Baum und Du abgegrenzt nach draußen. Du hast ein Innen, ein Du, und außerhalb Deiner Rinde, Deiner Haut, ist das Andere - Du und das Andere, eine dauernde Geschichte von Nähe und Abgrenzung, wir müssen uns nicht sofort an den Leib, wie die Tiere, wir können reden, können Nähe seelisch gewinnen oder verhindern. Will niemandem zu nahe treten, der Dich nicht will oder den Du nicht willst. Wir müssen klares Signal geben, wo der Übergriff anfängt.
Und sieh Deinen Stamm, jedes Jahr ein Ring mehr - schreib Dir ab heute ein Büchlein „Jahresringe“, ein paar Seite vom Jahr, was Dir wichtig war, wir vergessen so schnell. – Und Äste wollen wir haben, Zweige, in denen wir uns verwirklichen, mal mit dem Richtigen, der Richtigen Kinder ins Leben rufen; und überhaupt, Früchte wollen wir bringen. Früchte der Liebe und der Sorge, Früchte der Arbeit und der Arbeit. Wegen Dir soll es einfach etwas glücklicher auf der Erde sein.
Es soll sich doch lohnen fürs Leben, daß wir da waren, wenn wir einmal zur letzten Reise gerufen werden.

Also Du: Gott liebt Dich und braucht Dich. Du sollst ein starker Baum werden, der gute Früchte bringt. Drei Gefahren lauern immer wieder: 1. Du glaubst nicht an dein schöpferisches Potential und um irgendwas zu machen, verbreitet schlechte Laune oder zerstört was. Denk an Dich als Baum. Du bist von göttlicher Qualität. Glaub an Dich - Du bist gesegnet, wunderbar, wichtig, nie gib Dich auf, hab Mut zu Dir selbst, werde nicht fies, Du Kind Gottes, hörst Du! Du glaubst an Deine Gottestalente. 2 Sieh Dich als Baum, Du bist nie fertig, Du bist im Werden. Fehler sind gut zum daraus klug werden. Lass Dich nicht festnageln, Du seiest so oder so oder so. Du bist in Entwicklung. Sieh zu, ob andere Dich fördern, will nicht denen gefallen, die Du eigentlich verachtest. Mädchen, wehe, Ihr spitzt die Grausamkeiten der Jungens an, belohnt nicht ihr Prahlen. Und 3. Sieh den Baum. Wie er seine Früchte bringt und sie loslässt. Freu Dich an Deiner Begabung, was zu können, was auch andern zur Freude oder von Nutzen ist. „Reich ist nicht, wer viel hat sondern wer viel gibt" (Erich Fromm). Tieferes Wissen und Liebe und Freude sind der Schatz der Schätze. Überhaupt Freude - da fühlst Du Dich vollständig. Achte auf dies Gefühl, in Dir vollständig zu sein. Wenn Du Dich leer fühlst, bist Du in Gefahr. Dann braucht Deine Seele Nachschub, dann denk an Deinen Konfirmationsspruch, den Du gleich bekommst. Er ist fortan Dein Passwort, Dein Mantra für Dein besseres Ich.

Jetzt lasst Euch konfirmieren, lasst Euch ganz fest im Wissen verankern: Du gut, Gott liebt Dich und braucht Dich - Du sein Glückskind. Amen

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