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Traugott Giesen Kolumne 07.11.1998 aus Hamburger Morgenpost

Wozu �So wahr mir Gott helfe� hilft

Kein Mit-Finger-zeigen auf Politiker, die den Amtseid sagten ohne die fromme Formel. Korrekt: Auch Hitler mißbrauchte dieses Gebet. Klar: Auch ohne den Wunsch laut werden zu lassen, kann er vorhanden sein. Es gibt ja Jesu Wort, daß wir überhaupt nicht schwören sollen � weil wir damit alles Reden ohne Eid abwerten würden. Und Jesus empfiehlt auch: Zum Beten zieh dich zurück und stell dich nicht dar. Wenn auf �So wahr mir Gott helfe� also verzichtet wurde, um nicht Gottesnähe zu demonstrieren oder gar zu heucheln � Hut ab.
Und doch hoffe ich, daß sie es bei sich innen doch gesagt haben. Die öffentlichen Ämter sind dermaßen mit Verantwortung beladen � wer, wenn nicht sie, braucht Gnade, Gunst, Glück, Bewahrung, Heiligen Geist, Intuition, Vertrauen in ein gutes Gelingen? Wer irgendwas Gutes bewirken will, muß doch an die Erreichbarkeit des Guten glauben, muß sich für diese Aufgabe berufen wissen, muß mindestens glauben: �Von Guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag� � schon, um nicht durchzudrehen. Sie brauchen nicht eine klare persönliche Gottesbeziehung zu haben, aber doch sollen sie sich �Guten Mächten� zugehörig wissen.
So wünschte ich mir von meinem Operateur, daß er sich im Dienst Gottes weiß. Das, denke ich, mobilisiert alle Energie aber ohne Selbstüberschätzung. Er weiß, daß der Rahmen seiner Kräfte ihm gegeben ist. Ja, er soll sich mühen, als hinge von ihm alles ab. Und gleichzeitig soll er vertrauen, daß das �Projekt Leben� ihn mit den nötigen Kräften ausstattet.
Wir brauchen doch alle dies Eingebettetsein in guten Zusammenhang � ein Vertrauen, das wir nicht erdenken, nicht erarbeiten müssen, sondern das uns trägt. Ich weiß nicht, wie man ohne sowas wie Grundvertrauen überhaupt ans Steuer eines Autos, geschweige des Staates, gehen kann. Betet nicht jeder Busfahrer, anonym jedenfalls: Hoffentlich bringe ich die Kiste heute heil nach Hause, und überseh� kein Kind, und kein Mensch läuft Amok.
Glaube und Gebet will ich nicht ausspielen gegen Selbstverantwortung und Mut. Aber Mumm und klarer Wille geschehen doch �im Rahmen meiner Kräfte�, und dieser Rahmen wird mir gesetzt. Die Umstände sind dermaßen komplex, daß unser Machbares doch nur kleine Brötchen sind. Nichtmal bin ich Herr über meinen nächsten Herzschlag.
Den alten Cäsaren stand beim Triumphzug ein Mahner zur Seite, der im Minutentakt flüstern mußte: �Bedenke, daß du sterblich bist.� Das �So wahr mir Gott helfe� kann Demut bezeichnen � kann, muß nicht. Brauchen werden sie sie beide, die mit und die ohne Gebetszusatz. Die die Formel nutzten, scheinen ihre begrenzte Prokura zu wissen; die andern, darum bete ich, auch.
 


 




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