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Traugott Giesen Kolumne 28.02.1998 aus Hamburger Morgenpost

Schicksal, Fügung, Gott warum?

"Es kann schon darum keinen Schöpfer geben, weil seine Traurigkeit über das Schicksal seines Erschaffenen nicht auszudenken und nicht zu ertragen wäre" sagt Elias Canetti. Und wahrlich, wenn dich, mich schon der Tod eines Kindes zerreißt, wieviel mehr wäre das Herz der Welt, wenn es denn dies gäbe, verblutet an Gram? Aber unser Geist macht auch eine andere Rechnung auf: Wir müssen doch klagen, aber wem? Wir schreien im Leid: warum? Schrein wir nur die Leere an? Wir fragen doch: wohin? Also muß unsere Seele auf Weite ausgespannt sein. Unser Bewußtsein ist nicht abgefunden in Sehnen und Wünschen mit der Erdenzeit, auch in dem besten Leben nicht. Also müssen wir vollendetwerden. Jedenfalls wissen wir: als Kind sterben, dies "Weggerissen aus dem Lande der Lebendigen" ist nicht im Sinne Gottes.

Offen ist, ob Gott existiert, also ein zentrales Merkorgan, ein Wille, der die Welt will, ein Ich, wovon alle Ichs dieser Welt Nachhall, Echo, Ahnung wären. Ist Gott nicht, dann wäre alles egal, wären Tränen nur Wasser, wäre Liebe nur ein Wort. Aber die Leere, das Nichts kann nicht recht haben. Von Nichts kommt nichts. Du aber bist. Also ist mehr als Nichts, ist Anfang. Wo Anfang von etwas ist, ist Hoffnung auf mehr.

"Gott" ist die geniale Abkürzung für Fülle, Liebe, Alles. Es ist Hoffnung auf Gott. Schon allein dein Sein und dein So-tief-fühlen-können ist ein Hauch von Göttlichem. Trauernd kniet etwas in dir nieder.

Wird unser Liebstes von uns weggerissen, dann müssen wir es doch irgendwem geben. Wir müssen glauben: Der das Leben aushauchte ist vollendet, ist heimgekehrt, nachdem er den Körper, "den Reisesack des Lebens" abgelegt hat. Und je technischer, je zufälliger der Umstand ist, mittels dessen einer zu Tode kam, desto mehr schreien wir "Warum"? Fordern Sinn, der höher ist als unsere Vernunft. Bitte, wage zu wissen: Wenn du dein Liebstes lassen mußt, ist es anderswo aufgehoben, ist eingeholt, heimgeholt, ist "vorweggenommen in ein Haus von Licht" (M. L. Kaschnitz). Und der Abdruck seines Naheseins, der Hall seiner Stimme bleibt bei dir. Dein Vermissen ist noch die Leuchtspur, die er zieht, sein Lachen und Fordern kommt in neuen Kleidern wieder.

Daß einer, wenn er stirbt, geliebt hat und geliebt worden ist, das zählt. Nicht die Dauer sondern die Innigkeit soll das Maß sein. Uns bleibt, was uns geschenkt war, das Leuchten und Lachen, das Mühen und Versäumen auch. Nicht das Altwerden sondern das Gern-ich-sein, Gern-hier-sein, jetzt, jetzt zählt. Und er war gern bei euch, und ihr mit ihm. � Ihr wart euch die Wichtigsten. Jetzt ist er euch/uns voraus, früh vollendet, zuende geboren fürs Ewige.


 




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