L e b e n s m u t
 
Herzlich willkommen auf der Homepage von Traugott Giesen, ehem. Pastor in Keitum auf Sylt!

Aktuelles

Predigten
Kolumnen
Bibelenergie
Tägliche Losung
Gastpredigten
 

Archiv

Nachhören
Archiv Predigten
Archiv Kolumnen
Themenverzeichnis
Weitere Texte
Bibelstellen
Aufgelesenes
 

Informationen

Bücher
Links
 

Kontakt
Emailkontakt
Webmaster
Gästebuch
Impressum

Besucher seit
12.03.2001
0965842

Traugott Giesen Kolumne 21.02.1998 aus Hamburger Morgenpost

Wat de Karneval soll

Wenn es man nur nicht plästert an Rosenmontag. � So viele Mühe haben sie sich gegeben für die Festwagen und die Kostüme. � Es ist doch ein Fest der Meschenverwandtschaft, wie es kaum ein Zweites gibt � da liegen sich die Menschen in den Armen und spielen Kind, freche, lachende, sorglose Blagen. Und je öller, je döller.

Wer das nicht von Jugend auf mitgemacht hat, dem scheinen die Lieder doof und die Spiele wirr, die Tänze platt und die Darbietungen dröge. Aber diese Sicht von außen, von oben wird dem tieferen Sinn nicht gerecht. Da kann man genau so abschätzig reden von Fußball und Olympia. Im Norden Deutschlands, im herben Friesland brennen die �Biiken� � riesige Reisighaufen mit Beimischung von Brennbarem aller Sorten und kräftig Dieselöl zum Start. Es werden Reden gehalten vom Schutz der Heimat und dem alten Brauchtum, auch wird die Friesenhymne gesungen, aber mehr vom Band als von frischen Kehlen. Und doch sind ganze Dörfer auf den Beinen und Gäste kommen von weit her � und anschließend sind die Gasthäuser voll und man mag sich und redet vertraut.

Biike, oder Aufrichten des Maibaums oder Karneval, sie leben davon, daß diese Begehungen immer schon da waren. Der Sitz im Leben mag sich ändern � die Biiken leuchteten ehemals den Walfängern zum Abschied, Karneval war mal ein letztes verordnetes wildes Prassen und Scherzen vor der langen kargen Passionszeit. � Die historischen Zwecke sind dahin, aber der Spaß an der Freud ist geblieben. Und der hat sein Recht für alle, die mit diesen Festen Heimat verbinden.

Karneval, Fasching, Fasenacht bedienen ein ganz bestimmtes Bedürfnis. Es ist die Freude am Verkleiden und Spaßhaben und einer ziemlich direkten Anmache. Die aber läuft immer in der Öffentlichkeit und bezieht daraus ihre Harmlosigkeit. Mann und Frau sind gnadenlos gleichberechtigt, der üppige Konsum von Alkoholischem reißt oft die letzten Schamschranken ein, aber Müdigkeit begrenzt letztlich den Unsinn.

Gut ist, daß es keine Zugangsvoraussetzungen gibt als eben die Lust, dabei zu sein. Es ist die Love-Parade von früher. Letztlich ist es doch schön, daß Menschen sich einfach in die Arme fallen und Freunde werden, und wenn auch nur für kurze Zeit; es ist demokratisch und gerecht, ein Fest aller Kreise und Altersgruppen, billig, wenn man Maß hält; es ist ein Stück gelebte Freiheit. So unkriegerisch, so sanftmütig fast, so farbenfroh und großzügig gehen so viele Menschen kaum sonst miteinander um. Und keiner hungert, weil alle sich einander weiterreichen, was da ist. Freude verderben ist gehässig. Feiern und Spielen ist sehr menschlich.


 




Service

Startseite
Druckvorschau

Presse-Feed EKD

© 1996-2024 Evangelische Kirche in Deutschland
Weitere News...  

 
Online 3