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Kolumne 30. Oktober 2004 - <br>Die letzte Adresse f�r Dank und Klage

Traugott Giesen Kolumne 30.10.2004 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Die letzte Adresse f�r Dank und Klage

Himmel und Erde

von Traugott Giesen

"Hat Gott mich nicht mehr lieb? Erst wird mein Hund überfahren, und jetzt ist meine Lieblingstante gestorben. Und im Fernsehen weinen viele Menschen, weil soviel Unglück passiert. Warum macht Gott das so?" Diese Frage einer Konfirmandin hat es in sich. "Warum läßt Gott das Böse in der Welt zu" - diese Frage ist der "Fels des Atheismus" (G. Büchner).

Eine Geschichte aus dem Johannes-Evangelium paßt dazu. Jesus vor Pontius Pilatus; er ist von Gesetzestreuen angeklagt worden der Gotteslästerung. Jesus antwortet dem hohen Herrn nicht unterwürfig genug, der fährt ihn an: "Weißt du nicht, daß ich Macht habe über dich?" Jesus antwortet: "Du hättest keine Macht, wenn sie dir nicht von Gott anvertraut wäre." Zu ergänzen ist: "Also nutz' deine Macht für Gerechtigkeit."

Ich entnehme dem: Alle Macht ist Gott-Macht, er teilt sie zu, der Natur und den Menschen. Er hat die Materie erschaffen mit ganz wenigen Grundgesetzen - etwa Schwerkraft und Fliehkraft, die Lichtgeschwindigkeit und die Beschaffenheit, daß warme Luft leichter ist als kalte; und daß Leben leben will. Und Er macht, daß sich die Dinge selber machen, zum Beispiel das Wetter. So geschieht ein Gewitter, eine Überschwemmung, weil das Wetter sich so fügte und nicht auf einen gezielten Befehl hin. Trotzdem beweinen wir die Toten einer Katastrophe und helfen hoffentlich den Nächsten beim Überleben. Wir haben auch ein Recht, Gott zu klagen, er ist doch der Letztzuständige für uns alle. Es ist ja seine Macht, auch die, die ertränkt.

Es ist auch seine Macht, die wir Menschen zum Guten oder zum Schlechten anwenden. Zu den Grundgesetzen für den Menschen gehört: Du sollst nicht töten, sollst Mord verhindern. Wer tötet, wird seiner Strafe nicht entgehen. Allein schon mit einem Mord auf dem Gewissen leben zu müssen, muß Hölle sein. Schon der Philosoph Plato wünschte, daß nur die Weisesten, die Besten regieren sollen. Aber sind wir so klug, unsere Macht beschneiden zu lassen, weil wir nicht die Weisesten sind? Auch haben die Weisen selten Macht gewollt. Denn sollte zur Einsicht gezwungen werden? Ist die Einsicht nicht zwingend genug? Wenn man nur genügend denkt. Aber Denken strengt an. Man kann zur Arbeit zwingen, weil man sonst Hungers stürbe, aber zum Denken zwingen, und dann noch zum Richtigen, das kann keiner.

Diese Würde, nicht gezwungenermaßen richtig denken zu müssen, hat uns Gott geschenkt. Genau das rückt uns ab von den Tieren, sie leben instinktiv richtig. Der Mensch aber muß und darf sich fürs Richtige entscheiden, sich entscheiden für das, was ihm als richtig einleuchtet.

Der Mensch kann sündigen, das ist sein Glanz, und er muß sündigen, das ist sein Elend. Er hat nicht genug heilige Kraft, das Böse zu lassen, wenn die Prämie zu lockend scheint. Gott könnte Frieden haben, wenn die Sünde aus der Welt wäre, aber dann wäre er die meisten seiner Menschen los, an denen er doch so hängt. So ist Gott mit schuld an uns. Aber er läßt das Böse nicht zu, er erträgt es, es ist ja letztlich ihm angetan. Er ist ja das Herz der Welt.


 




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