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Kolumne 11. September 2004 - Gratulation zum Schulanfang, zur zweiten, sozialen Geburt

Traugott Giesen Kolumne 11.09.2004 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Gratulation zum Schulanfang, zur zweiten, sozialen Geburt

Heute feiern viele den Schulbeginn festlich wie eine Geburt, und der Eintritt in die Schule ist tatsächlich die zweite, die soziale Geburt. Natürlich beginnt das Lernen mit dem ersten Atemzug, schon im Mutterleib haben wir Geborgensein und Unruhe erfahren; wir sollen da ja schon geträumt haben, und wer weiß, wo wir waren und wer, ehe wir in die Chromosomen gefüllt wurden.

Aber mit dem ersten Schultag beginnt die systematische Lebens-Arbeit: Wir eignen uns an, was wir wissen können, was wir tun sollen und was wir hoffen dürfen (nach Kant). Wir lernen in Gemeinschaft, was wir brauchen, um frei und mündig und verantwortlich Mensch sein zu können.

Es ist eine Freude, die sechsjährigen Jungen und Mädchen zur Schule schreiten zu sehen. Eltern, Tanten, Großeltern haben sie ausgerüstet mit Schultüten wie bunte Geschosse und Ranzen, groß wie Kommoden, haben sie meist neu eingekleidet vor allem mit mächtigem Schuhwerk. Teils geht man auch zur Kirche, um der Dramatik des Tages Gestalt zu geben. Und ob Kirche oder nicht, so manch inniges Gebet wird gesprochen, während man die Kleinen los gibt in die fremden festen Hände des Lehrkörpers.

Was in den Schultüten so alles drin ist! Viel Süßes und Buntstifte und Spiele, Schnickschnack und Pflaster. Und wohl eine Uhr - weil spätestens ab jetzt Stundenpläne gelten und Verabredungen eingehalten werden müssen.

Vielleicht gibt es schon ein Handy, um den Kindern den Zugriff zu erleichtern. Das Leben ist schwierig geworden, Eltern, vor allem allein Erziehende, haben viele Termine auf die Reihe zu bringen - Erreichbarkeit und Flexibelsein müssen schon (zu) früh sein.

Der Kindergarten ist eine kostbare Spielwiese, mit leichter Hand verliert sich da schon was vom Prinzendasein der zumeist Einzelkinder. Aber in der Schule, da begegnet das reale Leben, da werden Fleiß und Konzentration belohnt und Ärgermachen bringt Ärger. Da lernen sie, Situationen zu durchschauen. Aber erst mal scheinen Rabauken anziehend, und die zu viel mit sich rumtragen werden von Größeren schon mal beklaut.

Schule ist vor allem die harte Lehre, mit anderen auszukommen nach dem heiligen Satz: Was du willst von anderen, das tu ihnen auch; und was du nicht magst, das füg auch keinem andern zu. Zu lernen ist, bei Achtung des andern sich zu behaupten. Die Lehrenden sind wunderbar, die die Menschenwürde großschreiben; und sich auch selbst zu schützen wissen.

Lesen, Schreiben, Rechnen und viel Kennenlernen der Natur und des Denkens soll die Schule bringen. Leben ist, Probleme zu lösen, darum ist Probleme lösen zu lernen am wichtigsten. Die Schulzeit ist prägend, hier wird man viel Person. Hier kann man die Sprachhemmungen von Zuhause überwinden, kann über die Weltanschauung der Eltern hinauswachsen, kann lernen zu lernen; auch, wo was steht und wen man fragen kann - hier wird für ein blühendes Leben der Boden bereitet. Kinder, nutzt die Schule, saugt den Lehrern ihr Wissen ab.


 




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