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Kolumne 12. Juni 2004 - <br>Angst klopft an, der Glaube antwortet, niemand tritt ein

Traugott Giesen Kolumne 12.06.2004 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Angst klopft an, der Glaube antwortet, niemand tritt ein

Kolumne

von Traugott Giesen

Vielleicht hat die Angst ja Recht. Dann hält sie mich im Haus wegen des Sturms oder sie nimmt mir den Fuß vom Gaspedal, damit ich kein Protokoll bekomme. Oder sie bringt mich vom Rauchen ab - hatte nicht schon der Lehrer Nikotin-Atem durch ein Taschentuch gepresst, und die scharfen schwarzen Spuren sahen gefährlich nach Trauerrändern aus? Vielleicht hat die Angst ja Recht und lässt mich höflich sein zur Schwiegertochter, oder ich zieh beim Radfahren doch einen Helm auf.

Aber manche Angst behauptet, ich wäre nur sicher, wenn ich genau den einen Kamm mithabe oder mir alle halbe Stunden die Hände wasche oder auf den Fahrstuhl in jedem Falle verzichte oder das Flugzeug oder Fleisch oder gerade diesen Ort meide. Das kann unangenehm sein, mir Umwege und Mühen und Kosten auferlegen. Wenn ich diese Angst-Laster nicht loswerde, kann ich sie als mein Schicksal nehmen, meine Last. Und andere haben andere. Wenn ich nicht vom Lampenfieber abkomme, das mich in Schweiß gebadet macht bei jedem Auftritt, dann ist ein Berufswechsel fällig und das Leiden behoben, oder ich leide weiter.

Doch es gibt auch Ängste, die machen krank, so dass sie geradezu herbeirufen, was sie fürchten. Die Angst, alsbald an Krebs zu sterben, einer bestimmten Sorte sogar, malt die Erkrankung schroff aus, man sieht sich schon als absterbender Ast, gibt sich schon verloren und stiehlt dem Leben die Chancen, drückt sich mit der Angst vor Morgen, vor dem Heute. Die Ängste vor Tod und Höllensturz kommen als fromme Pflicht: Schlechtes Gewissen wegen Versagen und Schuld zieht den Klecks aus in die Breite, schüttet die Tinte über das Heft des Lebens und macht alles schwarz. Die Angst zu versagen, kann die kleinen Ungeschicktheiten auswalzen zur großen Tragödie, das angebrannte Essen wird zum "Daumen runter" des Schicksals, einer grüßt nicht und ich Mensch als Ganzer scheine verworfen.

Diese rigorose Angst muss sich noch mal neu an Gottes großen Busen werfen. "Von allen Seiten umgibst Du mich und hältst deine Hand über mir, Gott" (Psalm 139,5) ist das innigste Rettungsbild für die verzagten Seelen. Man muss das Leben noch mal leise lernen an Hand eines vertrauenswürdigen, seelsorgenden, therapeutischen Menschen. Denn wir kamen mit viel Zuversicht zur Welt; wir wussten früh, dass wir hier richtig sind. Wer, was aber hat das beschädigt, fehlgelenkt, verneint? Es gibt eine Arznei gegen das Bangen. Du nimmst Abschied von der Angst, hereingelegt zu werden. Du nimmst deinen Mut zusammen und überwindest die Furcht, du lachst dich Angsthasen aus. Du lässt dich nicht mehr einschüchtern, du glaubst an deine Kraft, dich zu verständigen.

Angst vergessen zu können ist die Kunst. Wissend, welche Katastrophen stündlich einbrechen können, und doch wisse dich jetzt als hinreichend gesund, brauchbar, glücksfähig. Heute machst du die Gefahr dir untertan. "Die Angst klopft an die Tür, der Glaube antwortet, niemand tritt ein" (M. L. King).


 




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