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Kolumne 10. April 2004

Traugott Giesen Kolumne 10.04.2004 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Das Kreuz ist ein starkes Stück

Menschen brauchen Zeichen. Kopftuch oder Halbmond, Davidstern oder Kreuz- man teilt von sich was mit, gibt von sich ein Dazugehören zu erkennen, man will wahrgenommen werden als Muslimin oder Muslim, als Jude oder Christ. Das Kreuz, was hat es damit auf sich? Es ist bei uns das Zeichen des Todes, auch des Scheiterns, der Niederlage überhaupt. Spricht man vom „Kreuz mit der Liebe“, meint man die Mühen des Zusammenlebens, schreibt man in einer Liste hinter den Namen ein Kreuz, dann gilt der als gestorben. Das Kreuz hat einen düsteren Charakter. Aber der wird überstrahlt von dem Menschen, der das Kreuz getragen hat.

Das Kreuz war einst das Todeswerkzeug der Römer: Jesus wurde inmitten zweier Verbrecher wohl im Jahr 30 unserer Zeitrechnung, am Tag vor dem Passah-Rettungsfest in Jerusalem hingerichtet. Den spannendsten Kriminalfall lesen einige aus den Berichten des Neuen Testamentes, in hunderten von Büchern und Schauspielen wurde der Fall aufgerollt als Justizirrtum und als Opferritual, als Freundesverrat und als Todesstrafe für Gotteslästerung. Und eben frisch als Vorlage für frömmelnde Brutalität. Wahrscheinlich hat die Römische Besatzung auf Drängen der Tempel-Leitung mit dem fast völlig unbekannten Wanderprediger kurzen Prozess gemacht; der sollte die etablierte Religion nicht aus den Angeln reißen.

Als aber der Christus aus dem Tod als leuchtender Planet aufstieg, schickte er die Jünger und Paulus los, die Liebe Gottes ohne Wenn und Aber zuzusagen. Da gab es kein Halten mehr. Nicht der Gehorsam gegen die Gebote, nicht das Eingebettetsein in Zeremonien, nicht frommes Tun und Wissen und Bußzahlungen machen vor Gott angenehm- sondern: „Gott liebt dich und braucht dich, darum lebst du“- das sei dein zukünftig Zauberwort; du, der Liebe gewidmet, und „fährst du durch die Höll, bleibt Christus dein Gesell.“ Wir bleiben der Liebe unsterbliche Kinder; und für einander verantwortlich.

So wurde das Kreuz verwandelt, wurde neu gepolt. Das Zeichen des Untergehens wurde zum Signal für Auferweckung, für Erwachen der Liebe, und: „Des Lebensruf an uns wird niemals enden“ (H. Hesse). Es verknüpft oben, unten, rechts und links, Leben und Tod. Das Kreuz ist Zeichen der Entfeindung- Es ist die große Sünde der Christenheit, im Namen des Kreuzes so viel Hass und Mord über die Menschheit gebracht zu haben. Das war ein Wieder- und Wieder- Kreuzigen von Jesus und damit offenbart Gott, dass er selbst mit an das Kreuz der Wirklichkeit genagelt ist bis zur großen Verwandlung aller Zeit.

Tiefbezeichnend ist, dass wir unser Rückrat auch Kreuz nennen. Es ist das, was uns die aufrechte Körpergestalt gibt. Mit ausgebreiteten Armen sind wir selbst ein lebendiges Kreuz. In der Erde wurzelnd, strebe ich nach oben, und umarmend suche ich Verbundenheit nach rechts und links. Jeder Mensch ist auch Kreuzung und Schnittpunkt. Jeder muss seinen Platz finden und annehmen und nutzen und mal sauber hinterlassen. Das Kreuz ist das Pluszeichen der Welt.


 




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