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Traugott Giesen Kolumne 01.04.2000 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Mut, offen zu lassen

Vieles muss und kann entschieden werden, anderes lass der Zukunft, vertag es, schieb es auf Wiedervorlage. Ein abgründiges Beispiel für eine Angelegenheit, die wir offen lassen sollen, gab Amos Oz, der schreibende Denker aus Israel. Wird der Messias am guten Jüngsten Tag kommen oder wiederkommen? Der Papst, in Israel auf Besuch, steht für einen Heiland, der vor zweitausend Jahren seine Herrschaft in Israel angetreten hat und sie im Verborgenen durchhält, bis er sich endgültig offenbare in furiosem Weltgericht. Der jüdische Glaube erwartet dagegen den frischen Messias, der die Völker zum Zion heimholt und das Gottesrecht endlich ausgiesse auf alle Welt. Israel hofft auf das Kommen des Verheissenen, die Christen hoffen auf das Wiederkommen des schon unterschwellig Vorhandenen.
Aber statt Mission oder gar Zwangsbekehren, das hat Bruder Papst mit seinem kraftvollen Besuch versprochen, wäre es recht, die Frage dem Chef selber zu überlassen. Wir hätten bis dahin genügend zu tun: Phantasievoll und erwartungsfroh Frieden schaffen. �
Mit verschiedenen Varianten von Wahrheiten zu leben, macht bescheiden. Wir müssen die Einbildung fahren lassen, meine Sicht der Dinge sei die Wirklichkeit, sie ist nur eine mögliche Variante.
Es gibt da die schöne Geschichte vom weisen Mogul: Der stellte allerlei kluge Leute mit verbundenen Augen vor ein Ding und forderte sie auf, sich ein Urteil zu bilden, was sie denn in der Hand hielten. Der eine: Welch hohe Säule! Der andere: Welch schöner Besen! Der Dritte: Was für ein grosser Teppich! und: Was für ein Fensterleder! Jeder nahm Seins fürs Ganze. Als den Tastenden die Augen aufgetan wurden, sahen sie das Ganze � den Elefanten.
Legen wir also unsere Erfahrungen zusammen. Bauen wir Übereinstimmendes aus, arbeiten Verschiedenes ein, lassen an den Rändern Reviere für Eigenleben. � Dann sind wir einig genug und frei genug. Nur zögerndes Wissen zählt, sagt Elias Canetti, doch weil es nicht auf Lehren ankommt sondern auf Wirklichkeit. Gut, wenn Menschen, die sich auseinandersetzen, einen Augenblick innehalten können: Was ist es, um das wir gerade streiten? Ja, wir müssen benennen, erzählen, deuten, greifbar machen durch Begriffe, was ist. Ohne es besprochen zu haben, ist es nicht wirklich.
 


 




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