Keitumer Predigten Traugott
Giesen 4. Advent 22.12.2002
2. Korintherbrief 1, 18-24
Gott ist mein Zeuge, dass unser Wort an Euch
nicht Ja und Nein zugleich ist
"Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter
euch durch uns gepredigt worden ist, (durch mich und Silvanus und Timotheus),
der war ein klares Ja.
Auf alle Gottesverheißungen ist Er das
Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zum Lobe.
Gott ist's aber, der uns fest macht samt euch
in Christus und uns gesalbt und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand
den Geist gegeben hat.
Ich rufe aber Gott zum Zeugen an bei meiner
Seele
Nicht dass wir Herren wären über euren Glauben, sondern
wir sind Gehilfen eurer Freude; denn ihr steht im Glauben."
Nicht als Herr über den Christenglauben
soll ein Pastor auftreten, sondern Gehilfe der Freude soll ich, will ich
sein. Was zur Vorbereitung auf Weihnachten heißt, ein paar gute
Gründe für Christi Kommen uns ins Bewusstsein zu heben, und damit
die Freude zu bestärken.
Heute, am vierten Advent, gehen wir ja besonders
bewusst zur Kirche. Wir setzen uns ein Zeichen: So, jetzt soll Ruhe über
mich kommen. Jetzt kann es Weihnachten werden. Jetzt kann ich was für
mich tun, meine Seele auf Empfang stellen, - aber wenn das so leicht
ginge...
Sehe ich richtig, machen wir uns ja alle ziemlich
Arbeit, es anderen weihnachtlich zu machen. Besonders für Enkel, Nichten,
Neffen - wenn wir meinen, es hapere bei Ihnen zuhause an Herzensbildung,
wollen wir ihnen viel mitgeben, wollen das Innerliche dieses Festes ihnen
nahe bringen, Bücher für Kinder mit Weihnachtsgeschichten, Geschenke
mit Tiefgang, auch für Schwiegerkinder das Richtige und
großzügig verpackt, und besonders schön schmücken, wenn
Besuch erwartet wird .
Und dies Mühen ist nicht mal nur Mühsal,
wir sind ja auch für vollständiges, ganzheitliches Denken
aufgeschlossen. Das lehrt uns, das Schenken zu genießen. Sind wir
glücklich dran, dann können wir schenkend uns gut leiden, spüren
uns sogar mehr beim Geben als beim Nehmen - was wiederum zu denken gibt:
Denn solange wir auf Geben und Fürsorgen und Dienen eingerichtet sind,
sind wir nur halb. Vollständig werden wir erst, wenn wir das Geben
genießen können und das Nehmen. Das Thema Schenken und Empfangen
hat viel mit uns persönlich zu tun. Und trifft den Kern von Weihnachten.
Dazu brauchen wir aber etwas Anlauf.
Wir haben ja gelernt, wir müssten erst
uns die Freude verdienen, müssten mit viel Vorbereiten und Beschenken
den Boden bereiten, dann auch bedacht werden zu dürfen. Es steckt ja
ein Gesetz in uns: Geben ist seliger denn Nehmen - will sagen:
wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es hinaus, oder: erst die Arbeit,
dann das Spiel, - oder: ohne Fleiß, keinen Preis. Es macht schon ein
gutes Gefühl, dass man seine Arbeit getan hat.- Darum die leichte
Erschöpfung, mit der wir hier sitzen, sie ist wie ein Orden: jetzt hast
du die Ruhe verdient. Jetzt steht auch dir Weihnachten zu.
Dabei ist Weihnachten genau das Gegenteil von
Leistung und Verdienst und Belohnung. Wir feiern ein Wunder: Geschenkt wird
uns das Ja und Amen Gottes auf alle Verheißung. Jesus ist das Siegel
auf unsere Sehnsucht, dass Gott mich liebt und braucht. Ohne Wenn und Aber
- eben nicht als Belohnung fürs Gutsein, sondern als Vorgabe, im
Vorhinein.
Jesus glaubte eine ungeheure Bejahekraft in
der Welt. Jesus wusste eine Wohlgefallenergie über sich, die Liebe in
die Welt schickt. Nennt es Engel, nennt es Heiligen Geist, oder eben Liebe
- davon sieht Jesus die Welt erfüllt werden. Und er ruft uns zu, ihm
zu folgen, ihm nach die Welt zu sehen: verheißungsvoll. Und du bist
hochwichtig. Du entscheidest mit, wie es wird hier auf Erden.
Aber eben als Antwort, als Echo, als Frucht,
- zuvor gilt: Du bist geliebt, gewollt, Du gemeint, Du wahrgenommen vom Geheimnis
der Welt. Du ins Sein gerufen, Du begabt. Dann auch gebraucht. Am Anfang
steht das Wort Gottes: du wichtig und gut. Nicht weil du dies kannst oder
das leistest oder schön bist oder nützlich oder reich oder, oder.
Das sind alles Gaben. Sie beschaffen Nötiges und Annehmliches. Aber
können nicht beruhigen. Innen bleibt die Frage: was bin ich, wenn das
nette Frätzchen vorbei ist und andere leistungsfähiger sind - ist
meine Zahlungsfähigkeit und mein Lohn auf dem Arbeitsmarkt mein
Wert?
Jesus lebt uns vor, er begründet, garantiert:
Du bist Kind Gottes, Sohn, Tochter, Erbe der Welt, zur Freiheit berufen.
Du, liebe - und tu, was du dann wollen kannst. Darum ist Weihnachten für
uns ein Trost- und Freudenbild in unserer Seele: Als Kinder haben wir diese
unbedingte, diese bedingungslose Liebe erfahren, die Geschenke, den Lichterbaum,
die Familie in Frieden, dieses Urvertrauen, dass alles noch gut wird. Das
Weihnachten aus Kindertagen ist mir ein Bild für Geliebtsein ohne
Vorleistung, was wir so im erwachenden Leben nur als Gnade, als Wunder, als
Ausnahme der Liebe noch bekommen und geben, - und das ist dann Erfahrung
von Gott, Himmel, Paradies, Anbruch von Fülle
Weihnachten feiern wir die Geburt des Kindes,
in dem Gott sich als Vater aller Menschen vorstellte. Im Stall geboren, am
Galgen gestorben, ist er doch voll Glanz und Freude. Er hat das wahre Glück
der Menschheit entdeckt, er hat im Alltag der Welt das Gold der
Gottzugehörigkeit geschürft. Er hat erwiesen, dass wir noch am
Drehbuch unseres Lebens mitschreiben dürfen und jeder Tag eine neue
Berufung ist, froh zu werden und froh zu machen. Jesus ist das Geschenk Gottes
an die Menschheit: Du nimm Dich als Geschenk ans Leben, Du geliebt. Du auch
begabt, mitzuleiden am Leid der Welt, mitzuweinen und zu trösten und
die Sehnsucht auf Heilung zu stärken. Und darum feiern wir Weihnachten
auch mit Geschenken; sie sind Abglanz des großen Staunens, dass Gott
seine Welt will - darum geht sie nicht verloren, du und ich auch nicht.